Rund 2500 Mondgucker bestaunen auf dem Glauberg seltenes Himmelsphänomen
Den bisher größten Besucheransturm seit ihrer Eröffnung vor sieben Jahren hatte die Keltenwelt am Glauberg am Freitagabend zur totalen Mondfinsternis.
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Kurz nach 23 Uhr erreichte die Mondfinsternis ihren Höhepunkt. (Foto: photosan.smugmug.com)
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GLAUBURG - Den bisher größten Besucheransturm seit ihrer Eröffnung vor sieben Jahren hatte die Keltenwelt am Glauberg am Freitagabend zur totalen Mondfinsternis. Die Sternwarte des physikalischen Vereins Frankfurt, die bereits mehrfach Sternguckernächte vor Ort mitorganisiert hatte, hatte an das Museum eingeladen, um in Gemeinschaft das seltene astronomische Schauspiel zu beobachten. "Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Menschen dafür interessieren", wundert sich Ingeborg Schrabback aus Nieder-Rodenbach über den Andrang.
Eine nahezu endlose Autoschlange windete sich den Glauberg hinauf, zum Teil vergebens, denn rund um das Museum sind bereits alle Parkplätze belegt. Viele Besucher hatten das schon frühzeitig geahnt und in den Dorfstraßen am Fuß des Berges oder in Feldwegen geparkt. Bepackt mit Campingstühlen, Picknickkörben und Beobachtungsgerät stapften sie auf den Berg. Um das markante Gebäude der Keltenwelt war auf den weitläufigen Wiesen ein gigantisches Picknick gewachsen. Die Museumsdirektorin Dr. Vera Rupp schätzte die Besucherzahl vorsichtig am Samstag auf 2500. Wahrscheinlich dürften es noch wesentlich mehr gewesen sein. Dicht an dicht lagerten die Mondgucker auf Decken, Sitzsäcken oder Klappstühlen. Sorgfältig hatten viele vor sich auf Stativen Kameras oder Teleskope aufgebaut. Wer kein eigenes Beobachtungsgerät besaß, konnte - nach entsprechender Wartezeit - einen Blick durch eines der fünf Teleskope des physikalischen Vereins erhaschen. Doch auch viele Besucher gestatten anderen im Laufe des Abends, den blutroten Mond durch ihre Teleskope zu betrachten.
Der Star des Abends war zunächst jedoch nicht zu sehen. Wo die Wetterau über Wochen unter einem absolut klaren Himmel schwitzte, verdeckten just am Abend der Mondfinsternis Wolken den Horizont im Bereich der Hardeck, wo der Mond aufgehen sollte. Doch obwohl das die Beobachtung der längsten Mondfinsternis des Jahrhunderts hätte gefährden können, blieb die Stimmung gelassen. Carolin Friedrich, Veronika Goll, Sabine Wipplinger und Patricia Penda waren aus dem benachbarten Glauberg mit einem gut gefüllten Picknickkorb spontan auf den Berg gekommen. "Alles spontan", erklärte Patricia Penda. "Essen haben wir von den Nachbarn gekriegt." Das beschreibt gut die entspannte Atmosphäre. "Ich find's toll, dass so viele Leute sich einen vergnüglichen Abend machen", freute sich einige Decken weiter Astrid Nagel aus Aulendiebach.
Dabei wurde der Mond mitunter fast zur Nebensache. "Am Gardasee finden sie ihn auch noch nicht", meldete Astrid Nagel aus dem globalen Dorf an ihre Begleiter. "Der ist da und sagt gar nichts die ganze Zeit", lachte Evi Matthes, die den noch sehr blassen rötlichen Mond zuerst entdeckt. Nebenan saßen drei junge Fotografen aus dem Main-Kinzig-Kreis. Pascal Opaterny, Marius Wagner und Christian Müller hofften, im Laufe des Abends gute Bilder der Mondfinsternis zu bekommen. "Ich war am Dienstag hier und da hat mir das so gut gefallen vom Ausblick", erkläret Wagner, weshalb sie sich für den Platz entschieden hatten.
Der physikalische Verein hatte im Vorfeld viele Informationen zu der Mondfinsternis und seinem Beobachtungsstandort an der Keltenwelt herausgegeben. Mit etwas Verspätung wurde die Geduld der Besucher schließlich belohnt. Der Mond, der zu Beginn nur schemenhaft zu erahnen war, schien tiefrot am Himmel über der Hardeck. Ein gutes Stück darunter leuchtet deutlich sichtbar der Mars. Um 22.31 war mit dem Überflug der ISS, die das Licht der Sonne im All strahlend hell reflektierte, ein weiteres Himmelsschauspiel zu sehen.
Kurz nach 23 Uhr erreichte die Mondfinsternis ihren Höhepunkt. Langsam trat der Himmelskörper aus dem Kernschatten der Erde heraus. Zunächst war nur am linken Rand eine Aufhellung der rötlichen Färbung zu erkennen. Immer schneller ergriff dieser weiße Fleck von einem immer größeren Teil der Mondoberfläche Besitz. Spätestens jetzt waren bei den Beobachtern, die so lange ausgeharrt haben, Parkplatzsuche, der lange Fußmarsch auf den Berg und Kapazitätsengpässe im Museumsbistro oder den Toiletten, wo sich zeitweise lange Schlangen bildeten, vergessen. Zumal die Mitarbeiter des Museums einschließlich der Leiterin alles taten, um die Situation zu entspannen. So begleitete eine Mitarbeiterin Besucherinnen gruppenweise zu den Toiletten im eigentlich geschlossenen Ausstellungsbereich, um die Toiletten im Erdgeschoss zu entlasten.
"Auf unsere Mitarbeiter können wir uns da absolut verlassen", lobte Dr. Vera Rupp den Zusammenhalt und das Engagement. Sie bezog ausdrücklich auch den physikalischen Verein in das Lob ein, dessen Mitglieder ebenfalls mitgeholfen hatten, den Besucheransturm zu bewältigen. Ferner dankte sie den Anwohnern der umliegenden Dörfer, die den vielen Verkehr mit zugeparkten Straßen ertragen hatten.