Trinkwasserförderung: Parlament Gedern beschließt Online-Diskussion
Die Entwicklung der Trinkwasserförderung im Vogelsberg und deren Folgen sollen während einer Podiumsdiskussion in Form einer Bürgerversammlung erörtert werden. Das beschließt das Gederner Parlament.
Von ten
Seit Jahren prangert die Schutzgemeinschaft Vogelsberg Schäden durch die Grundwasserförderung an. In Gedern sollen die Entwicklung der Trinkwasserförderung im Vogelsberg und ihre Folgen während einer Online-Podiumsdiskussion erörtert werden. Archivfoto: Potengowski
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GEDERN - Die Entwicklung der Trinkwasserförderung im Vogelsberg und deren Folgen sollen während einer Podiumsdiskussion in Form einer Bürgerversammlung erörtert werden. Die Stadtverordneten haben während ihrer jüngsten Sitzung mit einer Enthaltung einem entsprechenden Antrag von FWG und SPD zugestimmt. Wegen der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie soll die Diskussion über das Internet organisiert und übertragen werden.
Die beiden Fraktionen erläutern in der Begründung ihres Antrags, dass die Trinkwasserförderung für das Rhein-Main-Gebiet durch die Ovag in Gedern und im südlichen Vogelsberg zu einer Veränderung des Wasserhaushalts geführt habe. "In der Großgemeinde Gedern sind in den letzten Jahren mehr als 30 kleinere Quellen dauerhaft versiegt", stellen sie fest. Die letzten drei Trockenjahre hätten die Folgen besonders dramatisch verdeutlicht. "Quellen versiegen, Bäume sterben auf Grund von Wassermangel ab und ganze Ortschaften im Vogelsbergkreis haben teilweise über Wochen kein Trinkwasser aus den eigenen Brunnen und mussten mit Tankwagen beliefert werden", heißt es in der Antragsbegründung.
Deshalb solle öffentlich über Trinkwasserfördermengen, Grundwasserneubildung, Umweltauswirkungen und Einsparbemühungen diskutiert und aufgeklärt werden. Joachim Arnold, der Vorstandsvorsitzende der Ovag, habe sich bereit erklärt, in einer Versammlung zu berichten und auch Fragen zu beantworten. Ihm möchten FWG und SPD Dr. Hans-Otto Wack von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg gegenüber stellen, der sich ebenfalls zur Teilnahme bereit erklärt habe. Das Podium soll durch einen Vertreter aus dem Rhein-Main-Gebiet für die Abnehmer des Wassers ergänzt werden.
Da eine klassische Podiumsdiskussion in einem Saal mit Publikum wahrscheinlich wegen der Pandemie-Bedingungen nicht möglich sein wird, schlagen die Fraktionen eine Online-Videokonferenz vor, in der die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zusammengeschaltet werden. Zuschauer könnten live über WhatsApp, SMS oder E-Mail Fragen stellen, die über ein Moderatorenteam an die Vertreter auf dem Podium weitergegeben werden. Wie die Diskussion übertragen wird und Fragen gestellt werden können, müsse im Vorfeld bekanntgemacht werden.
Bürgermeister Guido Kempel erklärte, dass sich die Verwaltung bereits Gedanken gemacht habe, wie eine solche Online-Podiumsdiskussion technisch zu organisieren wäre. "Es ist nicht unmöglich", stellte er fest. "Wir müssen uns das technische Know-how besorgen." Inzwischen seien solche Diskussionsrunden über das Internet aber keine Seltenheit mehr. Allerdings wolle Arnold zunächst in den städtischen Gremien über das Thema Wasserversorgung sprechen, bevor er an einer öffentlichen Veranstaltung teilnehme. "Ich denke, das sollte man sich anhören, dann kann man in aller Ruhe ohne Termindruck diese Veranstaltung organisieren", schlug Kempel vor.
Reiner Drescher (UBG) begrüßte den gemeinsamen Antrag von FWG und SPD. Allerdings müsse beim Regierungspräsidium eine Änderung erreicht werden. Diese habe der Ovag 2007 eine Genehmigung zur Wasserförderung für 30 Jahre erteilt. "Wir hätten gerne eine Neubewertung", forderte er. "Alle im Vogelsberg haben das Problem dieser hohen Wasserentnahme." Außerdem müsse ein Lastenausgleich erreicht werden, da die Bürger in den Wasserschutzgebieten zum Beispiel beim Bauen höhere Auflagen zu erfüllen hätten. Drescher verwies darauf, dass es eine G9-Gruppierung gebe. "Die sind als relativ wortgewaltiger Sprecher im Umweltministerium vertreten." Unter anderem gehöre die Schottener Bürgermeisterin Susanne Schaab dieser Gruppe an.
Jürgen Balser (CDU) regte an, in eine solche Veranstaltung auch die Nachbarkommunen einzubinden. Dazu äußerte er Bedenken hinsichtlich der Ausrichtung als Bürgerversammlung und des Online-Formats. "Wir wissen alle, dass nicht alle Bürger die Möglichkeit haben, sich medial an so einer Veranstaltung zu beteiligen", kritisierte er. Viele Bürger hätten zu einer solchen Diskussion keinen technischen Zugang. "Wenn diese Leute wissen wollen, was da gesprochen wird, sind die gezwungen, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten, obwohl sie Kontakte vermeiden sollen."
Balser befürchtet, dass Bürger, die die technischen Voraussetzungen nicht selbst hätten, mit anderen die Veranstaltung in engen Wohnräumen verfolgen. An einer Bürgerversammlung müsse jeder teilnehmen können. Deshalb sei es besser, eine solche Veranstaltung als Podiumsdiskussion auszurichten.