Gerd Ungermann, Markus Karger und Sylvia Oster traten zwei Mal vor ausverkauftem Haus auf. Foto: Lutz
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LEIDHECKEN - (lu). Im Bürgerhaus Leidhecken haben jetzt zwei Mal jeweils knapp 100 begeisterte Besucher hessische Comedy genossen, die süß und sauer gespritzt serviert wurde. Auf Einladung des Fördervereins der Kindertagesstätte „Mikäsch“ in Staden kam das Theater ohne doppelten Boden (TheodoBo) aus Büdingen bereits zum dritten Mal zu einer Benefiz-Veranstaltung. Dieses Mal hatte es das Kleinkunstprogramm „Struwwelpeter, Dichterfürst und Klappergass“ rund um Hessen im Gepäck.
Neben dem Struwwelpeter, in Szene gesetzt von Markus Karger, warben Gerd Ungermann als Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe und Sylvia Oster als Frau Rauscher aus der Klappergass um die Gunst des Publikums. Beim Heimatabend stellten alle drei Frankfurter Originale die Frage, welches hessische Urgestein das Bundesland wohl am besten repräsentieren könnte. Die Kinderbuchfigur, der weltberühmte Dichter oder die Urfrankfurterin, die dem hessischen Nationalgetränk ein Denkmal setzte?
Gemeinsam ging man den Fragen „Was ist überhaupt typisch Hessisch?“ und „Wer ist das hessische Aushängeschild?“ auf den Grund. Dem Publikum wurde dabei viel Hintergrundwissen zu den Figuren vermittelt. Frau Rauscher erklärte ihr attraktives Äußeres durch ein Wundermittel mit „E“: Ebbelwoi, der wirke inwendig und auswendig. „Mit em Gerippte geesche die Falte“, sagte sie. Struwwelpeter erzählte, dass der Arzt Heinrich Hofmann kein passendes Bilderbuch für seinen damals dreijährigen Sohn Karl gefunden habe und deswegen zum Kinderbuchautor geworden sei. Erwachsene hätten ihm danach Mut gemacht, die Geschichten vom Struwwelpeter, vom „argen Wüterich“ Friederich oder vom Hanns Guck-in-die-Luft zu veröffentlichen. Der Struwwelpeter hinterfragte aber auch, ob Hofmanns Geschichten heute noch funktionieren würden. Aus Hans Guck-in-die-Luft würde wohl Mandy Guckt-aufs-Handy und dem argen Wüterich Friederich würde man die medikamentös eingestellte „Ritalin-Eileen“ gegenüberstellen. Und Goethe? Der wurde von seinem Vater zur Juristerei gedrängt und immer wieder zum Studieren fortgeschickt. Nach Leipzig, Straßburg und Wetzlar, wo er die Liebe zu Lotte fand. Später übernahm er zahlreiche Pflichten beim Herzog von Weimar, wurde schließlich Kammerpräsident und agierte an der Universität von Jena. Er fand es schön, dass sich Frankfurt an ihn erinnerte, als dort auch endlich eine Universität etabliert wurde.
Den Darstellern sah man ihre Spielfreude an. Typisch für das Theater ohne doppelten Boden: Das Trio kam ohne Kulissen und mit ganz wenigen Requisiten aus. Besonders gut gefielen der Hessisch-Sprachkurs, das unter Mithilfe des Publikums modernisierte Rotkäppchen-Märchen und die verschiedenen Versionen des Erlkönigs, ehe als Zugabe zweier fantastisch unterhaltsamer Abende noch gemeinsam mit dem Publikum die oberhessische Nationalhymne von der Wutz im Garten gesungen wurde.