Alles andere als zeitgemäß: das aktuelle Gerätehaus der Bingenheimer Feuerwehr. Seit zehn Jahren bemängelt der technische Prüfdienst den katastrophalen Zustand des Hauses hinsichtlich der Sicherheit und Gesundheitsgefährdung der Feuerwehrleute. Eine Schließung des Standortes ist nicht unwahrscheinlich. Foto: Potengowski
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ECHZELL - (ten). Obwohl sich fast alle Gemeindevertreter einig waren, dass Bingenheim ein neues Feuerwehrhaus bekommen und wo es stehen soll, wurde über das Thema während der jüngsten Sitzung lange debattiert. Dabei ging es vor allem um die Frage, wer schuld ist, dass erst jetzt gebaut wird.
Bürgermeister Wilfried Mogk erklärte, dass es ihn freue, dass der Beschluss zu Standort und weiterer Planung noch vor der Sommerpause auf der Tagesordnung stehe. Nach Rücksprache mit der Feuerwehr und Gemeindebrandinspektor (GBI) Jan Rudel sei als Standort das Gelände „Am Welschbach“ bevorzugt worden. In der ausführlichen vergleichenden Untersuchung der möglichen Standorte, die Teil des Beschlussvorschlags ist, wird jedoch auf den alten Baumbestand des ehemaligen Friedhofsgeländes hingewiesen. Der Neubau würde das Ortsbild erheblich verändern, gibt das Büro, das mit der Untersuchung beauftragt war, zu bedenken.
Mogk erläuterte, dass deshalb das direkt dahinter liegende Grundstück Blofelder Weg als Standort ausgewählt wurde. Es befinde sich zwar im Eigentum der evangelischen Kirche, könne aber über einen Grundstückstausch erworben werden. Die Gründe, warum der Gemeindevorstand diesen Standort vorschlägt, wurden in zahlreichen Anlagen detailliert untermauert.
Ralf Winter (SPD) betonte, wie wichtig der Neubau sei. „Die Rahmenbedingungen, unter denen die Feuerwehr Bingenheim arbeitet, erinnern stark an das Gründungsjahr 1929 und nicht an 2017.“ Seit zehn Jahren bemängele der technische Prüfdienst den katastrophalen Zustand des Hauses hinsichtlich der Sicherheit und Gesundheitsgefährdung der Feuerwehrleute. Seit der Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Feuerwehren der Gemeinde 2009 verabschiedet wurde, sei die Notwendigkeit des Neubaus dokumentiert. Man müsse fragen, warum unter der Mehrheit von CDU und Grünen viele Jahre nichts passiert sei. Winter betonte, dass die Bingenheimer Feuerwehr nicht nur für die Tagesalarmbereitschaft wichtig, sondern auch für den Schutz des größten Echzeller Arbeitgebers, der Lebensgemeinschaft Bingenheim mit deren besonders schutzwürdigen Bewohnern, notwendig sei.
Auch Sebastian Tinz (CDU) erklärte, dass der Neubau überfällig sei. „Nun, da ein Aufschieben nicht mehr möglich ist und man mit der Schließung des Standortes rechnen muss, kommt Bewegung in die Sache.“ Er wies darauf hin, dass jetzt noch kein Beschluss für den Neubau gefasst werden könne, da hierfür die Haushaltsmittel nicht eingestellt seien. Die kostengünstigste Variante, ein Anbau an das Feuerwehrhaus Gettenau, sei jedoch die schlechteste der aufgeführten Alternativen. Auch Tinz betonte die Bedeutung der Einsatzabteilung Bingenheim. „Hier den Rotstift anzusetzen, bedeutet auf Kosten der Sicherheit der Echzeller Bürger sparen zu wollen, und wäre ein Schlag ins Gesicht für jeden ehrenamtlich Tätigen“, mahnte er. Außerdem habe die Feuerwehr Bingenheim angeboten, 20 000 Euro an Eigenleistung und 30 000 Euro in Form von Arbeitsstunden für einen Neubau beizutragen.
„Als ich die Unterlagen erhalten habe, musste ich mich fragen, ob ich als Gemeindevertreter überhaupt noch ernst genommen werde“, beklagte sich Ralf Kopf wie auch Heinz Bernardelli (Grüne), dass ihnen für eine Entscheidung Unterlagen fehlten. So wollte Kopf wissen, wo der neue Standort genau liege und welches Grundstück getauscht werden solle. „Wir haben versucht, die Gemeindevertreter dort abzuholen, wo sie stehen“, verteidigte Mogk die Verwaltung. „Wenn jetzt jemand nicht weiß, wo der Blofelder Weg ist, ist es eine Kleinigkeit, bei der Gemeinde anzurufen und das zu klären.“ Schließlich rufe man auch wegen anderer Fragen an. Ausdrücklich lobte Mogk die SPD-Fraktion, die erklärt hatte, bei einer Ortsbesichtigung sich über den Standort informiert zu haben.
Gerold Reuhl stellte die Entscheidungen zum Feuerwehrneubau als Beispiel der Handlungsfähigkeit der SPD-Mehrheit dar. „So macht man das, so macht vor allem die SPD in Echzell das.“ Die 20 000 Euro im aktuellen Haushalt für Planungen zum Feuerwehrhaus, die von der CDU als „Desinteresse“ kritisiert worden seien, seien „ein Vielfaches mehr, als das, was Sie mit Ihrer Mehrheit in den letzten zehn Jahren für die Lösung des Problems vorgesehen haben.“
Barbara Henrich (Grüne) erklärte, dass die Entscheidung pro Neubau erst durch die Einsparungen und die Haushaltssanierung von CDU und Grünen möglich geworden sei. „Wir hatten einen SPD-Bürgermeister, der blockierte, wo er nur konnte.“
Außer der Haushaltslage habe auch das hohe Zinsniveau in früheren Jahren den Bau verhindert, führte Martin Rüb an. Dies konterte Sebastian Möller (SPD): Auch andere Kommunen, etwa Ranstadt, hätten ähnliche Bedingungen. „Trotzdem haben sie ein Feuerwehrhaus in Dauernheim auf den Weg gebracht.“
Mit der Enthaltung von Kopf beschlossen die Gemeindevertreter einstimmig, den Gemeindevorstand mit den weiteren Planungsschritten und der Beantragung von Fördermitteln für einen Feuerwehrneubau am Blofelder Weg zu beauftragen.