Musik vereint. Über Konfessionen und Generationen, über Grenzen und Weltanschauungen hinweg. Mit Kirchenmusik und Konzerten erreicht die evangelische Kirchengemeinde auch Menschen, die einen Gottesdienst nicht besuchen würden. Der Kreis-Anzeiger hat mit Marie Schäfle, Vorsitzende des Freundeskreises für Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinde Büdingen, und Schriftführerin Christiane Schmid über hochkarätig besetzte Konzerte, die scheidende Kantorin Barbara Müller und begeistertes Singen gesprochen.
Von Elke Kaltenschnee
Christiane Schmidt (l.) und Marie Schäfle singen schon seit 15 Jahren zusammen in der Dekanatskantorei. Foto: Kaltenschnee
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BÜDINGEN - Büdingen. Musik vereint. Über Konfessionen und Generationen, über Grenzen und Weltanschauungen hinweg. Mit Kirchenmusik und Konzerten erreicht die evangelische Kirchengemeinde auch Menschen, die einen Gottesdienst nicht besuchen würden. Der Kreis-Anzeiger hat mit Marie Schäfle, Vorsitzende des Freundeskreises für Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinde Büdingen, und Schriftführerin Christiane Schmid über hochkarätig besetzte Konzerte, die scheidende Kantorin Barbara Müller und begeistertes Singen gesprochen.
Warum braucht man für Kirchenmusik einen Freundeskreis?
Schäfle: Wenn man ein hochwertiges Konzert spielen und singen will, braucht man oft Solisten und ein Begleitorchester. Diese Musiker leben von ihrer Arbeit. Das kostet. Oratorien, große Werke, bei denen ein großes Orchester benötigt wird, können bis zu 19 000 Euro kosten. Der Freundeskreis ist dazu da, bei den Defiziten in der Finanzierung der Konzerte mit ihren Zuschüssen zu helfen, falls sie entstehen.
Schmidt: Die finanzielle Unterstützung der Konzerte der Kirchengemeinde ermöglicht moderate Eintrittspreise.
Moderat heißt?
Schäfle: Wir wollen in der Marienkirche Konzerte auch für Menschen ermöglichen, die kein großes Portemonnaie haben. In Büdingen gibt es Konzerte mit hochkarätigen Ensembles, die auch in der Alten Oper in Frankfurt gastieren. Dort kosten solche Konzertkarten 60 oder 80 Euro. In der Marienkirche kosten sie 20 oder 22 Euro. Das Oratorium "Elias" war im vergangenen Jahr so ein Großprojekt. Die ehemaligen Dekanate Schotten, Nidda und Büdingen haben es gemeinsam gestemmt. Bei der Besetzung mit Solisten und Musikern gibt es eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Musikern aus der Region und den Musikern der Musik- und Kunstschule.
STICHWORT
Der Freundeskreis für Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinde Büdingen ist im Oktober 2000 auf Initiative des Arbeitskreises Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinde und der Kantorin Barbara Müller gegründet worden. Zu den 15 Gründungsmitgliedern gehörten neben Barbara Müller und Mitgliedern des Arbeitskreises auch die Pfarrer der Gemeinde. Inzwischen hat der Verein 92 Mitglieder. Sein Zweck ist es, finanzielle Mittel zur Förderung der Kirchenmusik zu akquirieren und zur Verfügung zu stellen. Es wird ein Mitgliedsbeitrag von zehn Euro erhoben. Spenden sind willkommen. Der Freundeskreis für Kirchenmusik ist per E-Mail an f.kirchenmusik.buedingen@gmail.com zu erreichen. (elk)
Worin genau besteht die Arbeit des Freundeskreises?
Schäfle: Der Vorstand besteht aus Chorsängern und Musikern. Ich wünsche mir eine größere Bereitschaft der Vereinsmitglieder, gerne auch der zukünftigen Mitglieder zur Mitgestaltung der kirchenmusikalischen Arbeit.
Schmidt: Barbara Müller plant Projekte und hat ein Budget. Der Arbeitskreis Kirchenmusik und wir entscheiden gemeinsam, welche Projekte umgesetzt beziehungsweise unterstützt werden können.
Schäfle: Der Arbeitskreis und der Freundeskreis sind eng vernetzt. In einer gemeinsamen Sitzung stellt Barbara Müller die Projekte vor. Während der Arbeitskreis sich um die Logistik und die Organisation der Veranstaltungen kümmert, haben wir das Mitspracherecht, was die Finanzierung betrifft. In einer Vorstandssitzung wird dann über die mögliche Höhe des Zuschusses entschieden. Bei "Elias" war von Vornherein klar, dass sich alle drei Freundeskreise - Schotten, Nidda und Büdingen - beteiligen werden. Der Freundeskreis unterstützte auch die Chorarbeit durch Anschaffung eines Klaviers, Chorliteratur und Podeste.
Woher stammen die Gelder, mit denen Sie die Kirchenmusik in Büdingen unterstützen?
Schäfle: Wir erheben einen Mitgliedsbeitrag. Außerdem bekommen wir Einzelspenden und spontane Spenden von Menschen, die keine Vereinsmitglieder sind, die aber die Musik im Konzert genossen und sich für eine Spende entschieden haben. Ohne unsere treuen Mitglieder und diese wohlwollenden Musikliebhaber könnten wir die Unterstützungsarbeit für die Kirchenmusik gar nicht leisten.
Kommt der Kirchenmusik in der evangelischen Kirchengemeinde ein besonderer Stellenwert zu?
Schäfle: Ja, das war immer schon so. Das ist bedingt durch die musikalischen Pfarrer, die es in Büdingen gibt und gab. Es liegt aber auch an der Arbeit unserer Kantorin.
Nach ihr wollte ich gerade fragen...
Schäfle: Die Chorleitung liegt Barbara Müller. Sie arbeitet sehr gern mit Chören. In den Jahrzehnten, in denen sie hier ist, sind sehr vielfältige Chöre entstanden.
Was ändert sich für den Verein, wenn Barbara Müller in Rente geht?
Schäfle: Große Veränderungen erwarte ich nicht. Weder für den Verein noch für uns als Chorsänger. Wir wünschen uns, dass der neue Kantor gut mit uns auskommt und wir gut zusammenarbeiten. Er sollte den Zugang zu den Sängern finden. Wenn das gelingt, ist die Arbeit im Chor einfacher, weil die Leute motiviert sind. Am 25. März stellen sich die Bewerber auf die freiwerdende Stelle in der Marienkirche vor. Diese Vorstellung ist öffentlich.
Schmidt: Ein Einschnitt ist es schon, wenn Barbara Müller aufhört. Ein Wechsel kann aber auch neue Impulse bringen.
Schäfle: Mit Barbara Müller haben die Chöre anspruchsvolle Stücke gesungen. Aber es war zu schaffen. Sie wählt die Chorliteratur immer entsprechend dem jeweiligen Niveau aus.
Schmidt: Manchmal dachte ich bei der ersten Probe für ein Konzert: Das spricht mich nicht an. Es gibt Stücke, die einem nicht so liegen. Aber wenn alles einstudiert ist, klingt es schön.
Erreichen Sie mit Kirchenmusik junge Leute?
Schäfle: Ja, wir haben zum Beispiel einmal ein Konzert mit einem Jugendchor veranstaltet. Die Marienkirche war voll mit jungen Leuten. Die drei Freundeskreise Büdingen, Nidda und Schotten haben eine Komposition für ein Kindermusical in Auftrag gegeben. Die Kinder und Jugendliche singen mit Begeisterung im Chor. Viele verlassen Büdingen nach der Schule allerdings, um zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Dann ist der Nachwuchs weg. Den Chören macht auch die verkürzte Gymnasialzeit zu schaffen. Kinder und Jugendliche haben weniger Freizeit. Das merken wir. Viele singen in den Schulchören. Sie kommen nicht mehr, um auch in der Kirche zu singen.
Gibt es junge Leute, die sich für eine Mitarbeit im Freundeskreis interessieren?
Schäfle: Ja, aber nur wenige. Junge Leute gestalten ihren Alltag anders als früher. Ich will gar nicht sagen, ob das positiv ist oder negativ. Es ist einfach anders. Wir sind froh, wenn wir weiter hochwertige Konzerte anbieten können. Wenige, aber hochwertige. Die Erwartungen der Konzertbesucher sind schließlich auch gestiegen. Deshalb haben wir die Verantwortung, etwas vorzutragen, das niveauvoll ist. Wie sich alles andere weiterentwickelt, werden wir sehen.