Büdingens SPD regt die Gründung eines Seniorenbeirats an. Zudem soll ein Behindertenbeauftragter ernannt werden. Beide Themen liegen jetzt im Ausschuss für Jugend, Kultur und Soziales.
BÜDINGEN - Büdingen. In Büdingen soll sich ein Seniorenbeirat formieren, zumindest wenn es nach der SPD ginge. Die anderen Fraktionen teilen diese Auffassung. Deshalb soll sich nun der Ausschuss für Jugend, Kultur und Soziales (JKS) damit befassen, ebenso wie mit der Ernennung eines Behindertenbeauftragten.
Im Frühjahr, erzählte Sieglinde Huxhorn-Engler (SPD), habe sie erlebt, wie jemand Büdingen als die "senioren- und behindertenfeindlichste" Stadt Deutschlands bezeichnet habe. Das habe die Vorsitzende des Ausschusses für JKS erschrocken. "Ich denke, das sollte sich ändern", erklärte sie während der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten im Historischen Rathaus.
Die Sozialdemokratin ging zunächst auf das Thema Senioren ein. Wie sie schilderte, habe die Stadt mehrere sehr aktive ehrenamtlich tätige Initiativen, in denen dieser Personenkreis die Hauptarbeit trüge. Ältere Menschen brächten ihre Kompetenzen ein, strebten kreative Problemlösungen an. "Nicht zuletzt durch ihr Engagement leisten sie auch für die Stadt manche Hilfestellung, die unser Sozialsystem entlastet", fuhr Huxhorn-Engler fort. Dieses Engagement sei es wert, von der städtischen Politik wertgeschätzt und anerkannt zu werden. "Diese aktiven Senioren wollen sich nicht verwalten lassen - sie wollen mitgestalten."
Nach zahlreichen Gesprächen in den vergangenen Monaten sei die SPD zu dem Schluss gekommen, einen Ort zu schaffen, in dem sich diese Energie und das Engagement für alle Bürger kanalisieren sollte: einen Seniorenbeirat.
Zwar seien die Stadtverordneten teilweise auch Senioren - es bedürfe aber eines Gremiums, das sich ausschließlich um die Belange älterer Menschen kümmere. Dies sei auch deshalb wichtig, da der Anteil dieser Generation an der Gesamtbevölkerung steige. Sieglinde Huxhorn-Engler beantragte die Überweisung in den JKS-Ausschuss.
Wie Joachim Cott (Bündnis 90/Die Grünen) schilderte, habe die Stadtverordnetenversammlung im Jahre 2007 schon einmal über einen Seniorenbeirat debattiert. Etwa 2500 Bürger aus Büdingen seien angeschrieben worden, aber nur sechs Interessenten hätten sich gemeldet. Menschen zu finden, die sich in dem Beirat wirklich einsetzen wollten, sei vielleicht nicht einfach, meinte Cott. Das sei aber kein Grund, das Projekt deshalb nicht umzusetzen. "Es ist wichtig, die politischen Ansprüche dieser Gruppe ernst zu nehmen. Ob das Gremium etwas erreicht, wird man sehen." Benjamin Harris (CDU) erklärte, dass seine Fraktion das Anliegen ebenfalls unterstütze. Besuche man die Sitzungen der Ortsbeiräte, wo das Publikum mitdiskutieren könne, zeige sich das Interesse der älteren Bürger. Und überall dort, wo es anzupacken gelte, seien vor allem Senioren mit von der Partie.
Anschließend beantragte Sieglinde Huxhorn-Engler für die Sozialdemokraten, einen städtischen Behindertenbeauftragten zu ernennen. "Der Wetteraukreis war bis Anfang diesen Jahres Modellregion für Inklusion", sagte sie. Schwerpunktzentren seien Bad Nauheim, Nidda und Limeshain gewesen. Huxhorn-Engler erinnerte an die Worte der Ersten Kreisbeigeordneten Stephanie Becker-Bösch (SPD), die es als wichtig bezeichnet habe, Inklusion vor Ort zu leben. Der Umfang der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen hänge entscheidend davon ab. Wie Huxhorn-Engler weiter ausführte, bedeute eine Behinderung, mit Nachteilen leben zu müssen. Da könnten Auskünfte zur rechten Zeit, eine gute Beratung und der Hinweis auf den richtigen Ansprechpartner helfen. Es sei wünschenswert, Beratungs- und Unterstützungsangebote leichter zu erreichen. Der Behindertenbeauftragte hat ihrer Ansicht nach aber nicht nur Menschen mit Handicap als Zielgruppe, sondern auch Entscheidungsträger. "Damit Inklusionsbelange und Notwendigkeiten zu ihrer Umsetzung auch in öffentlichen Gremien mit berücksichtigt werden können."