Rohrbach ist ein kleiner 900-Seelen-Ort, unauffällig, mit einer Durchgangsstraße, die man fahren kann, aber nicht muss. Wer könnte ahnen, dass dort einst die Wiege eines in Frankfurt hoch angesehenen Patriziergeschlechts stand? Harry Stumm tüftelt an der Dorfchronik. Mit Bettina Schlegel, Volker Helfrich, Arno Lämmer und Christian Aulepp ist er für die über 100 Seiten starke Festschrift für die große 1200-Jahr-Feier im September verantwortlich. Die alten Handelsstraßen, die durch das Dorf führten, prägnante Gebäude, die Kelten und die Gassen des Ortskerns werden unter anderem Thema sein.
Von Myriam Lenz
Lokalredakteurin Kreis-Anzeiger
Der Büdinger Stadtteil hat es bis an das Frankfurter Wahrzeichen geschafft. Das Wappen der Patrizierfamilie Rorbach, prominent platziert am Frankfurter Römer (3.v.l.). Foto: Archiv Harry Stumm
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ROHRBACH - Rohrbach ist ein kleiner 900-Seelen-Ort, unauffällig, mit einer Durchgangsstraße, die man fahren kann, aber nicht muss. Wer könnte ahnen, dass dort einst die Wiege eines in Frankfurt hoch angesehenen Patriziergeschlechts stand?
Harry Stumm tüftelt an der Dorfchronik. Mit Bettina Schlegel, Volker Helfrich, Arno Lämmer und Christian Aulepp ist er für die über 100 Seiten starke Festschrift für die große 1200-Jahr-Feier im September verantwortlich. Die alten Handelsstraßen, die durch das Dorf führten, prägnante Gebäude, die Kelten und die Gassen des Ortskerns werden unter anderem Thema sein.
Ein weiteres Kapitel ist der Frankfurter Patrizierfamilie Rorbach, wie sie sich selbst geschrieben haben, gewidmet. Im Frankfurter Nordend gibt es eine „Rohrbachstraße“. Und am Haus Löwenstein, einem Teilgebäude des Frankfurter Römers, hängt ein Wappen unter dem „Rorbach“ steht. Es zeigt zwei Hände, die zwei keltischen Halsreifen halten. Ist das ein Hinweis auf das kleine Büdinger Dorf? Harry Stumm und seine Mitstreiter fanden in dem Buch „Die Chronik der Eisenberger“ von Hartmut Bock aus dem Jahr 2001 interessante Verflechtungen. Sie zeigen: In Rohrbach wurden Karrieren geboren.
Das eigentliche Dorfwappen Rohrbachs ist auf einem Relief aus dem späterem 14. Jahrhundert, das am Westgiebel der Aulendiebacher Kirche angebracht ist, zu sehen. Es zeigt einen Keil, der mit seiner Spitze nach oben ragt. Das Wappen am Frankfurter Römer wiederum gehört zur Adelsfamilie „Rorbach“ und hat indirekt etwas mit dem Dorf zu tun. Die „Rorbachs“ waren Nachfahren eines Rittergeschlechts. Die Herren von Rorbach standen in dem Dienst der Ysenburgs und verrichteten Kriegsdienste, ist in dem Buch von Hartmut Bock zu lesen. In der Klostergasse 23, Ecke Herrngasse, könnte, so vermutete der Heimatforscher Walter Nieß, ihre mittelalterliche Hofanlage gestanden haben. Von jener „Krachenburg“ ist heute nichts mehr zu sehen. Doch der Prominenz sei Dank: Das kleine Rohrbach hat es bis an das Frankfurter Wahrzeichen geschafft.
Bernhard Rorbach verfasste eine Familienchronik, die „Stirps Rorbach“. Mitte des 14. Jahrhunderts, so dokumentiert er, lebte Hensele Rorbach. Er war einer von zwölf Brüdern, die mit den Herren von Ysenburg-Büdingen in den Orient gezogen waren. Hensele nahm offenbar nicht am Feldzug teil, blieb mit Ehefrau und seinen acht Kindern in Rorbach. Seine Söhne verstreute es unter anderem nach Dresden, Bayern und Straßburg. Sohn Conrad zog es nach Frankfurt. Nur dessen Bruder Ortwin blieb in seiner Heimat.
„Conrad Rorbach wurde damit zum Begründer der Frankfurter Patrizierfamilie“, schreibt Christian Aulepp in einem Artikel der Festschrift. Conrads Sohn Johann war äußerst tüchtig, baute in Frankfurt ein erhebliches Vermögen auf und legte damit den Grundstein für die Macht der Familie Rorbach in der Stadtpolitik, beschreibt er. Der Wohlstand basierte demnach auf dem Handel mit Elsässer Wein. Kaiserwahlen und die Ausschweifungen der deutschen Fürsten bei in Frankfurt abgehaltenen Reichstagen hätten den Weinhandel florieren lassen. Außerdem hätte der Rat der Stadt Frankfurt den Söldnern während des „Wetterauischer Räuberkrieg“ von 1404 wöchentlich 180 Hektoliter Wein zu liefern gehabt. Weinhändler Johann Rorbach dürfte von all dem profitiert haben. Das Geschlecht derer von Rorbach starb mit Heinrich von Rorbach 1570 aus.
„Wir haben hier das bisschen Rohrbach, und doch ist einer von uns aus der Wetterau aufgestiegen bis zu den Patriziern in Frankfurt und ein Angehöriger des Geschlechts ist sogar Schultheiß geworden“, freut sich Harry Stumm. Er und sein Team haben noch einiges zu tun. Die Vereinschroniken sind eingegangen und müssen nun entsprechend dargestellt werden.
Hauptprogrammpunkte am 2. und 3. September sind der Kommersabend, Theatervorführungen und ein Stehender Festzug, an dem sich 30 Höfe beteiligen. In der Herrngasse, Klostergasse, Beundegasse und der Mittelgasse entsteht eine historische Festmeile. Geschichtliches gibt es aus Rohrbach sicherlich viel zu erzählen.