Manfred Scheid-Varisco bleibt Vorsitzender der Büdinger SPD. Die Mitglieder verabschiedeten zudem die langjährige Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende, Heidi Schlösser.
Von Petra Ihm-Fahle
Die SPD verabschiedet ihre langjährige Fraktionsvorsitzende Heidi Schösser (4.v.l.), die kürzlich auf eigenen Wunsch ihr Mandat abgegeben hat.
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BÜDINGEN - BüdingenManfred Scheid-Varisco bleibt an der Spitze der Büdinger SPD. Während ihrer Jahreshauptversammlung bestätigten die Mitglieder ihn und den gesamten Vorstand, zudem wählten sie Tabea Rösch und Beatrix Schmidt als zusätzliche Beisitzerinnen. Mit Blumen und einem Geschenkgutschein dankte die Fraktion der ausgeschiedenen Stadtverordneten Heidi Schlösser für ihre Verdienste.
Im Zuge seines Rückblicks im Dorfgemeinschaftshaus Aulendiebach zog Manfred Scheid-Varisco auch ein persönliches Fazit: Seine Zeit in der SPD Büdingen sei weitgehend erfreulich verlaufen. "Ich erinnere mich an gemeinsame Aktivitäten, die unser Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt haben. Wir sind dadurch mit Freude an die Sacharbeit gegangen." An Streit, Diskussionen und ein verletzendes Miteinander erinnere er sich aber ebenso. "Doch auch diese Momente haben wir gemeinsam hinter uns gelassen." Ein Vorsitzender zu sein, konstatierte Scheid-Varisco, heiße nicht, alle Aufgaben allein erledigen zu müssen. Er sei stolz, als Stadtverordneter und stellvertretender Ortsvorsteher in Büdingen mitentscheiden zu können. "Aber die Jahre als Mandatsträger oder Vorsitzender haben auch viel Geschirr zerschlagen. Oft frage ich mich: 'Ist es das wert?' Freundschaften sind auf der Strecke geblieben oder gar zerbrochen." Selbst für Dinge wie die vorübergehende Sperrung der Freibad-Rutsche würden Mandatsträger in die Mithaftung genommen.
Eingangs blickte der Vorsitzende auf die Zeit seit der jüngsten Jahreshauptversammlung im Mai 2018 zurück: Seither sei es mit der SPD im Land und in Europa weiter bergab gegangen. Bundesweite Umfragen sähen die Sozialdemokraten derzeit bei 13 bis 15 Prozent. "Dem aktuellen Umfragetief zum Trotz müssen wir optimistisch in die Zukunft blicken", erklärte Scheid-Varisco. Sozialdemokraten müssten nach und nach ihre Glaubwürdigkeit wiedergewinnen. Eine Reihe von Entwicklungen sei besorgniserregend, etwa die Erfolge populistischer und europafeindlicher Parteien und die Zunahme nationalistischer Positionen, auch in der ehemaligen Kreisstadt.
Wer wie die Büdinger im ländlichen Raum lebe, habe einige Nachteile, beispielsweise Defizite bei Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV), Breitbandversorgung, Fahrradwegen und Freizeit-Angebot für die Jugend. Vorteile sieht Scheid-Varisco aber auch, etwa ein naturnahes Umfeld, preiswerten Wohnraum, hohen ehrenamtlichen Einsatz, ein aktives Vereinsleben und ein gutes Miteinander. Wie der Vorsitzende ausführte, sei er kein Freund der Großen Koalition in Berlin - andererseits sei die Groko aber nicht für alle Probleme verantwortlich. Die SPD müsse endlich die inneren Streitfragen auflösen, die die Mitglieder spalteten und lähmten. Leitidee der SPD sei Respekt, Toleranz und Gemeinschaft - diese Werte müssten die Genossen unter veränderten Rahmenbedingungen zur Geltung bringen.
In den zurückliegenden 16 Monaten hätten bei der SPD Büdingen zahlreiche Aktivitäten auf dem Programm gestanden, wie politische Aufklärungsarbeit, Teilnahme an Demos und Kundgebungen, Feste, Teilnahme an städtischen Veranstaltungen, Initiativen wie die Mitfahrerbank Eckartshausen und das Bienenhotel Vonhausen sowie Wahlkampfeinsätze. Zahlen, die der Vorsitzende nannte, waren allerdings ernüchternd: beispielsweise das Ergebnis bei der Europawahl mit 17,06 Prozent in Büdingen. 170 Mitglieder habe die städtische SPD aktuell nur, was ebenfalls einem Rückgang entspreche. Die Vorstandswahlen ergaben folgendes Bild: Neben dem Vorsitzenden Scheid-Varisco bilden Stellvertreterin Sonja Mücke, Kassenwartin Carola Siemon, Schriftführer Sebastian Moritz, sowie die Beisitzer Gonca Firat, Maximilian Franz und Beatrix Schmidt das Führungsteam.
Sieglinde Huxhorn-Engler trug den Bericht über die Arbeit der SPD-Stadtverordneten vor. "In der Fraktion hat sich vieles verändert", schilderte die stellvertretende Vorsitzende der achtköpfigen Gruppe. Matthias Kaiser sei gegangen, Patrick Stürz nachgerückt. Im August sei die Doppelspitze der Fraktion zerbrochen, Heidi Schlösser nicht mehr angetreten. "Und nun hat Heidi ihr Mandat als Stadtverordnete zurückgegeben. Ihre Entscheidung kam für uns völlig unerwartet. Ich bedauere sehr, dass der Fraktion damit viel Erfahrung, großes Wissen und manch gute Idee abhandengekommen ist." Carola Siemon folge ihr. Wie Scheid-Varisco ergänzte, sei Schlösser eine wichtige Ratgeberin gewesen.
Huxhorn-Engler fuhr fort: "Wir haben mit unserer Arbeit Henrike Strauch, die Dezernentin für den Bereich Jugend, Kultur und Soziales, unterstützt. Nicht zuletzt dank unseres Engagements sind wir auf dem Weg zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf weitergegangen." Die Fraktion habe sich um viele Themen gekümmert, etwa Kita-Betreuung, Jugendarbeit, Seniorenbeirat, aber auch um die Straßenbeiträge und habe die Resolution gegen eine weitere erhöhte Gewerbesteuerumlage eingebracht. Bei der Aussprache erörterten die Mitglieder die Frage, wie die Partei die Glaubwürdigkeitskrise überwinden könne. Zu den Ideen gehörte es, SPD-Aktivitäten stärker für Nichtparteimitglieder zu öffnen.