60 Bürger demonstrieren gegen NPD-Versammlung in Büdingen
Der NPD und ihrer rassistischen Politik wollten rund 60 Bürger in Büdingen keinen Raum geben und gingen die Partei auf die Straße.
Von Myriam Lenz
Lokalredakteurin Kreis-Anzeiger
Farbe bekennen gegen Rechts: Das tun etwa 60 Bürger und demonstrieren so gegen ein Treffen der NPD in der Büdinger Willi-Zinnkann-Halle, unter anderem Andreas Balser von der Antifa BI (li.), die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (Mitte, dunkles Hemd) und Büdingens Bürgermeister Erich Spamer (re., hellblaues Hemd). Foto: Lenz
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BÜDINGEN - BüdingenZirka 60 Bürger versammelten sich Samstagmittag auf Einladung des Bündnisses für Demokratie und Vielfalt in der Straße "An der Fahrbach", um ihren Unmut über die NPD zum Ausdruck zu bringen. Die Partei hatte den Kollegraum der Willi-Zinnkann-Halle für eine Veranstaltung gemietet.
Sehr oft ruft das Bündnis zu Demonstrationen gegen Rechts auf. Das Format ist offen. Jeder, der möchte, kann sich einbringen und das Mikrofon ergreifen. An diesem Nachmittag spielte man Musik, der Kabarettist Gax Axel Gundlach trat auf und "Die Partei" unterstützte mit satirischen Beiträgen. Auch die Antifa BI aus Friedberg war vertreten und Wolfgang Jeensch trug ein Gedicht von Martin Niemöller vor. Zudem waren einige Politiker wie die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl oder der Grünen-Landtagskandidat Thomas Zebunke und Vertreter der Jusos vor Ort. Die Beteiligung der Büdinger und der örtlichen Politik fiel hingegen eher gering aus.
Erst vor wenigen Tagen erklärte Verfassungsschutz-Chef Robert Schäfer, dass er in der rechtsextremistischen Szene Hessens "das Potenzial für schwerste Straf- und Gewalttaten" sehe. Eine besondere Gefahr sieht der Verfassungsschutz in dem enormen Zulauf, den die Reichsbürger und Selbstverwalter haben. Alle diese Parteien und Bewegungen müsse man auf dem Schirm haben, riet dann auch Lisa Gnadl in ihrer Rede.
In Büdingen sah man von der NPD an diesem Nachmittag allerdings nicht viel. Daniel Lachmann, Büdinger Stadtverordneter und NPD-Landesvorsitzender, sowie Funktionär Stefan Jagsch hängten ein großes Transparent, auf dem "Lügenpresse" stand, an der Fassade der Willi-Zinnkann-Halle auf. Kurz danach mussten sie es aber wieder abhängen. Die Polizei war mit mehr als zehn Streifenwagen und zahlreichen Beamten inklusive Hundeführern präsent.
Lothar Euler, Sprecher des Bündnisses für Demokratie und Vielfalt, plädiert im Gespräch mit dem Kreis-Anzeiger weiterhin für die Strategie, den Rechten nicht das Feld zu überlassen. "Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass Politik für alle da sein muss und nicht, wie es die NPD macht, nur für gewisse Leute. Die NPD nimmt sich das Recht heraus, Leute anderer Herkunft, anderen Glaubens und anderer Hautfarbe auszugrenzen." Und: Solange in Büdingen der Naziaufmarsch vom 31. Januar 2016 als "asylkritische Demonstration" verharmlost werde - gemeint war ein Infoschreiben der Partei Pro Vernunft vom 2. Juli - müsse man hierherkommen.
Dass die NPD mit den Demonstrationen ein Medienecho erfahre und damit hoffähig gemacht werde, davor warnte Bürgermeister Erich Spamer in seiner Rede. Eine neue Strategie müsse her. Jeder Lehrer, Politiker und Privatmann müsse im Gespräch mit Freunden, Nachbarn und gerade mit jungen Menschen "für unseren Staat und die Demokratie werben".
Immer dann, wenn Nazis auftreten, müssten Bürger auf die Straße gehen, sagte Andreas Balser von der Antifa BI. Immer mehr junge Menschen aus der Region zeigten Interesse, sich gegen rechts zu organisieren. Am 11. August wird es ein erstes Antifa BI-Treffen in Büdingen geben. Die Antifa BI setzt auf Aufklärung, Bildung, Konzerte und andere Veranstaltungen. "Wir müssen zeigen, dass der Rassismus in der östlichen Wetterau niemals Normalität sein darf", erklärte Balser.