ALTENSTADT - „Es war eine prägende Erfahrung“, sagt Paul Hennermann, Oberstufenschüler an der Altenstädter Limesschule, in der Rückschau auf seine Teilnahme am Politik-Planspiel „Model United Nations Schleswig-Holstein“ (MUN-SH). Dieses hat ihn mit elf Mitschülern und Lehrer Jochen Becker für fünf Tage nach Kiel geführt. Bei der MUN-SH können die Schüler die Strukturen der Vereinten Nationen kennenlernen. Neben der Simulation unterschiedlicher Gremien wird auch die tägliche Pressearbeit simuliert.
Wenn die Altenstädter von den Tagen in Kiel erzählen, geraten sie ins Schwärmen. So viele Eindrücke, so viele Begegnungen, so viele Gespräche. „Das Projekt erweitert den Horizont“, findet der betreuende Lehrer Jochen Becker. „Man lernt ja nicht nur andere Länder, ihre Kultur und politischen Haltungen kennen, sondern wächst auch in seiner Persönlichkeit.“ Die Teilnahme möchte der Lehrer auch künftigen Schülergenerationen möglich machen. „Wir wollen ihnen vor allem auch den Blick über den Tellerrand ermöglichen und ihr Verständnis für globale Zusammenhänge wecken.“
Das Planspiel habe sehr strenge Regeln, erklärt der 16-jährige Paul Hennermann. „Es macht aber unheimlich viel Spaß.“ Beiträge müssen mit einem Antrag angekündigt werden und auch das Äußere muss stimmen: „Es gibt einen Dresscode, legere Kleidung wird man bei den Konferenzteilnehmern nicht finden. Anzug und Kostüm sind bei den Delegierten Vorschrift. Das ist natürlich in gewisser Weise eine Verkleidung, aber nur so kann man sich auch richtig in seine Rolle hineinversetzen“, sagt der gleichaltrige Robin Drost.
Der 20-jährige Sebastian Bock vertrat als Delegierter das Königreich Marokko. „Ich habe mir Marokko bewusst ausgesucht, weil ich mich in ein islamisch geprägtes Land eindenken wollte“, berichtet Bock. Denn eine der wichtigsten Herausforderungen der Simulation sei es, nicht seine eigenen Positionen zu vertreten, sondern im Sinne des entsprechenden Landes zu agieren. Paul Hennermann versuchte sich indes als Journalist, denn während des Planspiels gibt es auch eine täglich erscheinende Zeitung, Onlineberichterstattung und Fernsehnachrichten, die jeden Abend gezeigt werden. „Ich wollte in das Fernsehteam, weil ich etwas über die Technik, das Schnittprogramm und die Kameraführung lernen wollte.“
Die „Arbeitstage“ seien lang und intensiv gewesen, beschreiben die Limesschüler. Manche Sitzung habe bis 21 Uhr gedauert. „Am Ende war es ein Vollzeitjob, wir hatten wirklich viel zu tun. Man schläft wenig, aber das ist es wert“, sagt Robin Drost. Trotzdem sei auch Raum für heitere Momente geblieben. Spaß-Debatten zum Warmwerden gehörten genauso zum Programm wie kreative Konsequenzen für jene, die die Kleiderordnung nicht einhielten: „Ein Vertreter musste tanzen, weil er kein Jackett trug“, erinnern sich die Schüler und kichern.