Kurt-Thomas-Kammerchor bringt in Engelthal musikalische Glanzstücke zu Gehör
Der Kurt-Thomas-Kammerchor gehört zu den Besten der Rhein-Main-Region. In Engelthal präsentierte der 45-köpfige Chor Stücke jenseits des Mainstreams.
Der Kurt-Thomas-Kammerchor unter Leitung von Andreas Köhs bescherte dem Publikum im Kloster Engelthal einen besonderen Hörgenuss.
(Fotos: Schinzel)
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ALTENSTADT - (asl). Unter dem Leitmotiv „Nun danket alle Gott“ brachte der Kurt-Thomas-Kammerchor unter der Leitung von Andreas Köhs in der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal kirchenmusikalische Glanzstücke zu Gehör. Das vielköpfige Vokalensemble gehört zu den Besten der Rhein-Main-Region und ist in Engelthal ein gern gesehener Chor. Der a-cappella Auftritt der 45 Sängerinnen und Sänger war ein bewegendes Hörerlebnis. Die Stücke waren zwar „jenseits des Mainstreams“, wie Köhs in seiner Begrüßung erklärte, zogen ihre Zuhörer durch den eindrucksvollen Gesang dennoch in ihren Bann. Klarer, heller Sopran, tiefer Bass, verbunden über Alt- und Mezzostimmen, sprachen die Seele an und konnten sich in der Klosterkirche ganz entfalten. Köhs ist Kantor der evangelisch-lutherischen Dreikönigsgemeinde in Franfurt. Den Chor gründete er 1995.
Auf das Publikum wartete eine Überraschung: Auf der barocken Orgel spielte Claudius Köhs, Sohn des Chorleiters, ein Stück von Max Reger (1873 bis 1916). Die Introduktion und Passacaglia d-moll forderte dem 17-Jährigen alles ab, leidenschaftliche Musik, die tiefsten Stimmen des Pedals und dann viele Variationen, wie Vater Köhs ankündigte. Claudius Köhs gelang es vortrefflich. Die Herausforderung: „Die Orgel stammt aus dem Barock und wurde natürlich für die Musik aus dieser Zeit gebaut“, erklärte Claudius Köhs, Schüler der Friedberger Augustiner-Schule, nach dem Konzert im Gespräch.
Beim diesjährigen bundesweiten Wettbewerb „Jugend musiziert“ in der Kategorie „Orgel solo“ erspielte er sich den dritten Preis. Das Orgelspiel fasziniert ihn seit der Konfirmandenzeit, und er begann es zu lernen. Klavier spielte er da bereits. Mit Musik will Claudius Köhs auf jeden Fall was machen, ob haupt- oder nebenberuflich, das weiß er noch nicht. „Jetzt muss ich erst mal mein Abi bauen.“ Der Applaus des begeisterten Publikums war ihm auf jeden Fall sicher und Vater Andreas Köhs sichtlich stolz.
Der Kammerchor eröffnete den Abend mit einem Stück des langjährigen Leipziger Thomaskantors Johann Schelle (1648 bis 1701): „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte“. Bemerkenswert daran war, dass Köhs, Experte für Wiederentdeckungen in Vergessenheit geratener Stücke, diese Motette ausfindig gemacht hatte. Er setzte sie aus alten Handschriften zusammen, die er in der sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek in Dresden gefunden hat. In Engelthal wurde sie nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, war also eine Art Premiere. Domenico Scarlattis (1685 bis 1757) „Magnificant“ folgte und wurde vom Chor auf lateinisch gesungen. An die Zuhörer war ein Programm verteilt worden, auf dem man den Text verfolgen oder die deutsche Übersetzung nachlesen konnte. Ein schönes Angebot, aber einfach nur Zuhören war bei dem ausdrucksstarken Gesang dann doch die bessere Alternative. In lateinischer Sprache erklang auch die Messe in G op.151 von Josef Gabriel Rheinberger (1839 bis 1901). Eingeteilt in das Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus war auch dieser Vortrag ergreifend.
Stimmgewaltig
Applaus zwischen den Vorträgen war nicht erwünscht, dennoch juckte es so Manchem in den Fingern, Beifall zu spenden. Auch mit dem „Sei nun zufrieden, meine Seele“, einem Werk von Johann Ludwig Bach (1677 bis 1731), ein Schwager von Johann Sebastian Bach, überzeugte der Chor. Stimmgewaltig die Fest- und Gedenksprüche von Johannes Brahms (1833 bis 1897), bei denen das Publikum den Atem anhielt. Mit dem Leitthema „Nun danket alle Gott“ von Johann Christoph Altnickol (1719 bis 1759), dem Schwiegersohn von Johann Sebastian Bach, ging ein beeindruckendes Konzert zu Ende. Endlich durfte applaudiert werden, und das Publikum erklatschte sich noch eine Zugabe von Reger. Mit „Die Nacht ist kommen“ verabschiedeten Köhs und sein Chor die Besucher in den Abend.