Festliche Klänge in stiller Zeit

Die Musiker von Quattromba und Andreas Köhs (r.) als Sänger. Fotos: Schinzel Foto:
ALTENSTADT - (asl). „Mit Pauken und Trompeten in das neue Jahr.“ In der Kirche der Altenstädter Abtei Kloster Engelthal hat dieses Motto einen Tag vor dem Jahreswechsel längst Tradition. Und bereits zum zwölften Mal traten der Kantor der Dreikönigsgemeinde in Frankfurt, Andreas Köhs, das Trompetenensemble Quattromba und Schlagzeugerin Heidi Merz auf. Sie bescherten dem Publikum ein Konzert, das der Ankündigung alle Ehre machte.
Die Vollblutmusiker spielten in der ausverkauften Kirche des Klosters Werke aus der Zeit von Shakespeare, dem Barock bis hin zur Moderne. Und sie bauten eine Brücke aus Musik vom alten in das neue Jahr, wie es Äbtissin Elisabeth Kralemann in ihrer Ansprache an die Besucher, darunter Landtagspräsident Norbert Kartmann und Prälat Dietmar Giebelmann, Generalvikar des Bistums Mainz, formuliert hatte. „Wir möchten das Konzert nicht missen“, hob Kralemann hervor. „Es ist ein doppeltes Geschenk mit der schönen Musik und dem Erlös, der in die Stiftung des Klosters fließt.“
Die Stiftung Abtei Kloster Engelthal fördert regelmäßig Projekte. Kralemann kündigte an, dass in einem Gebäude der Abtei Flüchtlinge aufgenommen werden sollen. „Wir wollen Familien, Frauen und Kindern eine Unterkunft bieten“, sagte sie unter dem Beifall des Publikums.

Heidi Merz bringt das Schlagwerk zum Klingen Foto:
Zum Auftakt des Konzerts spielten die Musiker eine Fanfare von William Byrd (1543 bis 1623), einem der bedeutendsten Komponisten zur Zeit von William Shakespeare. Es folgte die Sinfonia Nr. 1 D-Dur von Johann Christian Hertel (1697 bis 1754). Der Eisenacher Komponist machte sich vor allem mit Trompetenwerken einen Namen. Beim Allegro erfüllte der Klang der Instrumente aller Musiker das Gotteshaus. Beim Andante war allein Köhs an der Orgel zu hören. Der brillierte danach als Solist mit einem komplizierten Orgelsolo des Pariser César Franck-Schülers und Notre-Dame-Organisten Louis Vierne. Das Carillon von Westminster ist die dritte von vier Suiten, die Vierne 1926/27 veröffentlichte, und beruht auf dem Geläut von Big Ben, das von Westminster Abbey ertönt. Bei der folgenden Sinfonia D-Dur von Giuseppe Torelli (1685 bis 1709), einem bedeutenden italienischen Komponisten und Geiger, waren die Trompeter zusammen mit Köhs von der Empore zu hören.
Wie aus den Konzertankündigungen hervorging, hatten die Musiker ihrem Publikum auch in diesem Jahr wieder einige Überraschungen zu bieten. Da war zunächst Schlagzeugerin Heidi Merz mit erstaunlichen Perkussionskünsten. Auf Klangschalen, Glocken und Schlagwerk interpretierte sie gefühlvoll vor dem Altar Episoden aus dem Kinderbuch „The Legend of the golden Snail – Die Legende der goldenen Schnecke“ von Graeme Basis, das Rob Oetomol (geboren 1988) arrangierte. Danach legten die konzerterprobten Solobläser Volker Bender, Lutz Mandler, Wolfgang Thomas und Norbert Vohn von Quattromba ihre Instrumente zur Seite und sangen „Es ist ein Ros entsprungen“, dirigiert von Merz.
Anschließend erklommen sie wieder die Empore, um Georg Philipp Telemanns (1681 bis 1767) Concerto D-Dur erklingen zu lassen. Hier tat sich Köhs beim Adagio einmal mehr als erstklassiger Organist hervor. Johann Heinrich Schmelzer (1620 bis 1680) war ein österreichischer Komponist. Aus seinen Werken spielte das Ensemble die Sonata con Aria zu der Kaiserlichen Serenade (1671).
Den traditionellen Abschluss des Stiftungskonzerts bildete die Feuerwerks-Musik von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759). Der damalige britische König Georg II. beauftragte Händel, ein Werk zu komponierten für eine große Feier mit Musik und Feuerwerk. Anlass war der im Oktober 1748 geschlossene Aachener Friede zum Ende des österreichischen Erbfolgekrieges. Stehend applaudierte das Publikum am Ende den Musikern für ein großartiges Konzert. Unter die Begeisterung und den Dank für das klangvolle Erlebnis mischte sich aber auch leise Kritik. Manch einer hätte sich für den perfekten Genuss gerne einige einleitende Worte zur Musik gewünscht, um diese noch besser verstehen zu können.