Von einem "sehr erfreulichen Ereignis" sprach der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Marianne Zimmer.
Von sw
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Marianne Zimmer (von links): Verone Schöninger, die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes, Bürgermeisterin Susanne Schaab, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich und Landrat Manfred Görig. Foto: Weil
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SCHOTTEN - Von einem "sehr erfreulichen Ereignis" sprach am Montag der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Marianne Zimmer. Dies sei "der Dank für ein erhebliches ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich, das Marianne Zimmer über viele Jahre mit Herzblut, dem Einsatz von viel Freizeit und auch - wenn nötig - mit eigenen finanziellen Mitteln gezeigt hat", sagte der Verwaltungschef der Gießener Behörde. Die Verleihung habe aber gleichzeitig auch eine "Wirkung nach draußen". Sie sei Aufforderung an die Menschen, selbst etwas in ehrenamtlicher Form für die Gesellschaft zu tun.
Lange Liste
Ullrich zählte eine lange Liste an Tätigkeiten auf, die Marianne Zimmer in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat. Seit 2002 steht die Schottenerin an der Spitze der Schotter Kinderschutzbundgruppe des Deutschen Kinderschutzbundes. "Es gibt schwierige Eltern, es gibt viele schwierige Situationen, gut, dass sich Menschen wie Marianne Zimmer für in Not geratene Kinder einsetzen", betonte der Regierungspräsident. Sie betreue rund 50 Familien und leiste für mehr als 100 Kinder in verschiedenen Formen Hilfe. "Dieses Engagement ist eine sehr segensreiche Angelegenheit", meinte Ullrich. Und diese Hilfe sei bitter nötig, denn die Zahl der Fälle mit Kindern in schwierigen Situationen nehme tendenziell zu. "Diese Hilfe ist weiter nötig", so Ullrich.
Marianne Zimmer engagiert sich darüber hinaus auf vielen anderen Gebieten. In der Vogelsbergschule steht sie bei Problemen als Ansprechpartnerin für Schüler und Lehrer mit einer Sprechstunde wöchentlich zur Verfügung. Leseförderung und Hausaufgabenbetreuung in der Grundschule sind weitere Bereiche, die sie angeschoben hat und dabei auch auf Mitglieder ihres Vereins vertrauen kann. Die jährlich zu Schulbeginn durchgeführte Aktion "Sicherer Schulweg" in Zusammenarbeit mit der Polizei trägt auch die Handschrift Marianne Zimmers. Sie hat außerdem die "Begrüßungstasche" für Neugeborene in Schotten mitentwickelt, engagiert sich als Familienpatin bei der Caritas und in der Betreuung von Flüchtlingsfamilien.
Maßgeblich war sie auch beim Aufbau des Flüchtlingsnetzwerkes beteiligt und gehörte zu den Mitinitiatoren der Schottener Tafel, der sie über mehrere Jahre als Vorstandsmitglied angehörte. Auch im Verein "Schotten hilft", der den Second-Hand-Laden "Bonni & Kleid" betreibt, gehört sie als Vorstandsmitarbeiterin und durch ihre Präsenz im Laden zu den Aktivposten, wie der Regierungspräsident betonte. Marianne Zimmer hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten wie den Ehrenbrief des Landes Hessen und die Ehrenamtscard des Vogelsbergkreises.
"Immer wenn Not ist, ist Marianne Zimmer da", betonte Landrat Manfred Görig. Sie sei ein gutes Beispiel für ehrenamtliches Arbeiten in der Region. "Sie ist unverzichtbar für die Stadt Schotten", lobte der Chef der Lauterbacher Kreisverwaltung. "Marianne Zimmer ist ein Vorbild, wie man ehrenamtlich auch über eine so lange Zeit tätig sein kann." Mit ihrer kontinuierlichen Arbeit "im Hintergrund" trage sie mit dazu bei, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werde.
Von "großer Dankbarkeit und Anerkennung" sprach Bürgermeisterin Susanne Schaab. Es benötige schon eine "besondere Persönlichkeit", in so manchen Situationen viel sichtbares Leid ertragen zu können. Auch das Gefühl von Hilflosigkeit, wenn der Staat nicht genügend unterstütze, müsse man verarbeiten können. Marianne Zimmer sei es im besonderem Maß gelungen, Vertrauen nach allen Seiten zu gewinnen, wie zum Beispiel zu Eltern, zu Lehrern oder auch zu den Kindertagesstätten. "Dieser Brückenschlag ist eine ganz besondere Leistung von Marianne Zimmer", befand Schaab. Sie bezeichnete die Kinderschutzbundvorsitzende als "Grenzgängerin" zwischen der Normalität und problematischen Lebensumfeldern. "Dabei wirkt sie unscheinbar aber sehr erfolgreich." Zu ihrer "großartigen Persönlichkeit" gehöre es auch, dass sie von ihrer Familie bei ihrem Engagement voll unterstützt werde.
Die Vorsitzende des Hessischen Kinderschutzbundes, Verone Schöninger, bezeichnete Marianne Zimmer, die auch dem Vorstand der Landesorganisation angehört, als "wichtige Verbindungsperson" zum ländlichen Umfeld. Sie mache auf Probleme aufmerksam, die zum Teil anders als in den Städten gelagert seien. Darüber hinaus sei sie auch jederzeit offen für Fortbildungen, um in ihre Arbeit neueste Erkenntnisse einfließen zu lassen.
"Tolle Teams"
Marianne Zimmer wertete in ihrer Dankesrede die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes als Anerkennung ihres persönlichen Wirkens, aber auch "stellvertretend für alle, die mir zur Seite gestanden haben und weiterhin stehen werden." An erster Stelle nannte sie ihre Familie, dann die Kinderschutzbundgruppen in Schotten und auf hessischer Ebene. "Ich habe tolle Teams an meiner Seite." Zimmer dankte aber auch den städtischen Gremien und der Schottener Politik für ihre Unterstützung für die Belange der Kinder. "Das Ehrenamt bringt Erfahrungen, die man nicht kaufen kann, die Abwechslung ins Leben bringen und die Persönlichkeit stärken", betonte Marianne Zimmer und appellierte an ihre Mitmenschen, "das auch zu tun".