Montag,
22.07.2019 - 07:05
5 min
"Einmal Eichelsachsen - immer Eichelsachsen"
Von Wilma Wadewitz

Stolz präsentiert Harald Hendel eine seiner letztens errungenen Trophäen: den Wanderpokal der Karfreitagsfahrt des Motorsportclubs Gedern (MSC), den er gemeinsam mit Harald Haus gewann. Fotos: Weil
EICHELSACHSEN - Harald Hendel liebt Oldtimer. Und er liebt Ausfahrten und Wertungsläufe. Aber vor allem: Er organisiert sie auch - und das mit Leidenschaft. Derzeit stapeln sich auf seinen Tischen Bordbücher, Startlisten und Anmeldungen. Daneben liegen Stofftaschen für die Teilnehmer. Sie müssen noch gefüllt werden mit Programmheft, Bordkarte und Bordbuch, Kabelbindern, Kuli sowie einem Rallye-Schild mit Startnummer. Davor reihen sich Pokale aneinander. Harald Hendel steckt mitten in den Vorbereitungen zur 14. Vogelsberger Vulkanausfahrt, die jedes Jahr durch den Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Eichelsachsen, ausgerichtet wird. Und nicht nur er. 14 Tage verbleiben bis zum Start und alle Helfer haben alle Hände voll zu tun. Noch vor zwei Jahren hat der 64-Jährige alles neben seiner Arbeit bei der Sparkasse Oberhessen bewältigt, seit August vorigen Jahres ist er in Rente. "Aber es ist immer wieder viel Arbeit", bestätigt er.
Hier, in seinem Haus in Eichelsachsen, in Nachbarschaft zur Kirche, laufen die Fäden der Organisation bereits seit fast 15 Jahren zusammen. Laufen genauso sternförmig zusammen, wie sich die Teilnehmer mit ihren chromblitzenden "Schätzchen" einmal im Jahr in Eichelsachsen einfinden. Jedes Jahr im August wird der Ort zum Mekka für Liebhaber alter Fahrzeuge, ob Automobil oder Zweirad, ob hinter dem Lenkrad oder als begeisterter Zuschauer. Denn hier liegen Start und Ziel zur rund 110 Kilometer langen Vulkanausfahrt durch Wetterau und Vogelsberg, die rund drei bis vier Stunden dauert. Der Wertungslauf gehört zum Mittelhessen-Pokal, bei dem zurzeit zwölf Ausfahrten pro Jahr stattfinden, darunter in Weilburg, Marburg, dem Hochtaunus, in Wetzlar und Langgöns.
Der Kreis-Anzeiger blickt im Gespräch mit Harald Hendel hinter die Kulissen einer Leidenschaft für historische Automobile und Motorräder, für glänzende Pokale und ein großes Miteinander.
Wann begann die Begeisterung für Oldtimer?
Es fing an mit einem schwarzen Opel Rekord, Baujahr 1964. Den fahre ich heute noch. Im Rahmen meiner Tätigkeit bei der Sparkasse Oberhessen habe ich auch 15 Jahre lang den Sparkassen-Bus gelenkt und kam in den Orten herum. In Ober-Mockstadt stand ein Opel Rekord, der einer älteren Dame gehörte. Er gefiel mir schon lange. Die Besitzerin war inzwischen 82 Jahre alt und konnte ihn nicht mehr fahren, wollte ihn aber nur an jemand weitergeben, den sie gut kannte. Für damals 5000 D-Mark habe ich ihn vor 28 Jahren gekauft. Es gab kleinere Durchrostungen, und er brauchte eine neue Batterie. Als alles wieder in Ordnung war, bin ich stolz damit herum gefahren.
Und wann kam die erste eigene Teilnahme an einer Oldtimerausfahrt?
Das war im Jahr 2000, bei MSC "Rund um Schotten". Mein damaliger Schrauber war Herbert Föller. Diese Ausfahrt war ein Erlebnis, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Am Schluss bekam ich aus den Händen von Klaus-Rainer Ißleib Pokale für den "Besten Teilnehmer" eines Opel-Autos, für den Klassensieg, und ich wurde auch noch Gesamtsieger. Beim ersten Start überhaupt kriegte ich gleich drei "Riesenpötte". Ich habe mich unglaublich gefreut. Später bin ich immer aktiver gefahren, in Schotten, Hungen oder im Hochtaunus. Anfangs war ich noch allein, ab 2008 kam Herbert Walenta als Beifahrer dazu. Wir absolvierten viele Läufe zum Mittelhessen-Pokal und bei 80 Prozent von ihnen gewannen wir auch Pokale. Inzwischen habe ich 16 Klassensiege, vier oder fünf Gesamtsiege und so einige Ehrenpreise. Das macht schon stolz.
Wie entstand die Idee, eine Vulkanausfahrt in Eichelsachsen zu etablieren?
Ich habe früher schon Ausfahrten organisiert, zum Beispiel in Effolderbach oder in Ulfa. Das machte mir einfach Spaß. Warum sollte nicht auch ein Wertungslauf zum Mittelhessen-Pokal in Eichelsachsen starten? Als Mitstreiter gesellten sich Herbert Walenta, Klaus Ostheim, Alex Bast und Wilfried Becker vom VHC dazu. Dann wurden mögliche Streckenverläufe geprüft. 2005 startete die erste Vulkanausfahrt. Inzwischen steht der ganze Ort dahinter. Wir haben über 40 aktive Helfer direkt bei der Ausfahrt. Da sind auch Teams aus Gedern und Wingershausen dabei. Die Frauen vom VHC backen Kuchen für den Nachmittag, viele Hände helfen bei der Vorbereitung, dem Vorbereiten der Startunterlagen.
Was macht den Reiz dieser Ausfahrt aus?
Wir legen die Strecke immer durch die schönsten Gegenden der Wetterau und des Vogelsbergs, zum Beispiel nach Gedern, in das wunderschöne Tal bei Ober- und Unter-Lais, nach Stornfels oder zum Hoherodskopf und durchs Niddertal. Darauf freuen sich unsere Teilnehmer jedes Jahr aufs Neue. Die Strecke wird auch öfters wieder verändert, damit es nicht langweilig wird. Diesmal führt sie durch 25 Orte.
Wie viel Arbeit ist dabei eigentlich zu stemmen?
Das ist schon eine Menge. Würde ich die Stunden einfach aneinanderreihen, die insgesamt geleistet werden, es wären mehrere Tage. Es sind die Strecken festzulegen, auszuschildern und abzufahren, die Durchgangskontrollen müssen ebenfalls festgelegt werden, Anmeldungen sind zu registrieren, die Bordbücher zu erarbeiten - das macht übrigens die meiste Arbeit. Da sitze ich mit Jan Henrich von der Firma Gonzo Stunden am Computer und zeichne die Strecken aus. Außerdem gilt es, das Streckenpersonal einzuteilen, Verpflegung zu organisieren ebenso Empfang und technische Abnahme der Fahrzeuge, 200 Pokale zu beschriften, die Siegerehrung auszurichten. . .
Gestartet wird in drei Kategorien?
Ja. Eigentlich sind es drei Läufe gleichzeitig. Die erste ist die Kategorie der normalen Ausfahrt für Automobile. Diese stellt höhere Anforderungen. Die Teilnehmer müssen beim Abfahren der Strecke und der vier Durchgangskontrollen vor allem nach dem Bordbuch arbeiten. Zweitens gibt es die Kategorie für Motorräder. Diese brauchen nur die Geschicklichkeitsaufgaben zu lösen, da sie ja keine Beifahrer haben zum Notieren. Und schließlich drittens ist da die Kategorie Automobil-Wandern. Die letzte Kategorie ist schwer im Kommen. Dabei ist die Strecke komplett ausgeschildert und damit leichter zu fahren. Der Vorteil: Die Teilnehmer können sich stärker als sonst der schönen Landschaft widmen.
Was wird den Teilnehmern dieses Jahr wieder geboten?
Unsere Leistungen können sich sehen lassen. Natürlich sind unsere Strecken bestens ausgeschildert und mit Streckenposten besetzt. Aber für 55 Euro Startgebühr erhält jeder Teilnehmer außer seiner Tasche mit den Startunterlagen für jeweils zwei Personen Frühstück und Mittagessen und es gibt 200 Sieger- und Ehrenpokale für Fahrer und Beifahrer. Das ist einmalig bei den Wertungsläufen im Mittelhessen-Pokal.
Worauf sind die Organisatoren besonders stolz?
Unsere Vulkanausfahrt ist sehr beliebt. Wir haben schon jetzt 95 Anmeldungen. Darunter auch einen Borgward Hansa von 1936, zwei Ford A-Modelle von 1928 und 1929 und eine NSU von 1934. Bei 120 Anmeldungen ist aber Schluss, weil die Kapazität des Dorfgemeinschaftshauses dann nicht mehr ausreicht, wenn wir die Begrüßung und die Siegerehrung machen. Und wir hören immer wieder: Eichelsachsen ist ein Muss bei Oldtimer-Ausfahrten und im Mittelhessen-Pokal die beste Veranstaltung. Ein Teilnehmer schätzte es so ein: "Einmal Eichelsachsen - immer Eichelsachsen." Das ist das größte Lob für jeden Veranstalter.