Wieder war im Dietrich-Bonhoeffer-Haus eine "Orgelreise durch Europa" angesagt. Dekanatskantor Kiwon Lee musizierte auf der von Adolphe Kreuser zur Verfügung gestellten elektronischen Orgel.
SCHOTTEN - Wieder war im Dietrich-Bonhoeffer-Haus eine "Orgelreise durch Europa" angesagt. Dekanatskantor Kiwon Lee nutzte die Möglichkeit, auf der von Adolphe Kreuser zur Verfügung gestellten elektronischen Orgel zu musizieren. Auf dem hochwertigen Instrument können die Originaltöne berühmter europäischer Orgeln in den charakteristischen Klangfarben wiedergegeben werden.
Parallel zu Lees Spiel wurden Bilder der jeweiligen Orgeln mit ihren Pfeifen und Prospekten gezeigt, der Dekanatskantor erläuterte anhand von Schaubildern die Funktion der Pfeifenarten und andere Baudetails.
Als Erstes spielte Lee die Fantasie in G-Dur von Johann Sebastian Bach im Klang der Schnitger-Orgel in Zwolle/Niederlande. Mit vier Manualen, Pedal und 64 Registern ist diese Orgel im Umfang doppelt so groß wie die Schottener Wegmann-Orgel. Die Zuhörer bewunderten Lees unglaubliche Fingerfertigkeit und seine raschen Fußbewegungen auf dem Pedal.
Viel kleiner ist die nächstgezeigte Orgel aus Izola in Slowenien. In einem feinen Klangvolumen erklang die Toccata Prima von Giacomo Frescobaldi. Am Bild der Jordi-Bosch-Orgel in Santanyi auf Mallorca machte Kantor Lee auf die sogenannten Spanischen Trompeten aufmerksam, die aus dem schönen Prospekt vertikal herausragen und einen schnarrenden Ton erzeugen. Zu hören war dann ein Stück von Antonio de Cabezón. Im Stil der Renaissance-Orgel in tschechischen Smecno erklangen Präludium, Toccata und Fuga des in Tschechien geborenen, aber dann in Deutschland lebenden J.K.F. Fischer. Interessant ist an dieser Orgel, dass sie neben einem Renaissance- auch ein Barockregister hat. Im englischen Moseley steht die 1907 gebaute Brindley- und Foster-Orgel, die keinen die Orgel verkleidenden Prospekt hat. Alle Pfeifen sind sichtbar. Mit Henry Purcells Voluntary in D-minor war eine festliche barocke Komposition zu hören.
Im Stil der Isnard-Orgel der großen Basilika St. Marie-Madelaine in St. Maxim erklang das umfangreichste dargebotene Werk, die siebensätzige Suite du Premier Ton von Louis-Nicolas Clérambault. Zum Abschluss des Konzerts spielte Lee zwei Interpretationen des Chorals "Ein feste Burg ist unser Gott". Zuerst erklang im Stil der aus dem Jahre 1901 stammenden Binns-Orgel in Haverhill in England die entsprechende Fanfare von Pethel. Anschließend erschallte mit fast allen gezogenen Registern die Phantasie von Max Reger über den Choral, angelehnt an die sehr große Marcussen-Orgel aus dem Jahre 1973 in der Laurenskerk in Rotterdam, die 85 Register, vier Manuale und Pedal hat. Der Vortrag ließ die Mauern des Bonhoeffer-Hauses erzittern.
Für den Interpreten gab es dann lang anhaltenden Beifall. Pfarrer i.R. Alfred Beierle, der Vorsitzende des Fördervereins Kirchenmusik, dankte Kiwon Lee mit einem Gutschein und meinte: "Schotten kann stolz sein, einen solch hervorragenden Orgelvirtuosen zu haben."