Im Dienstwagen kontrolliert einer der Polizisten die ermittelten Geschwindigkeiten. Foto: Stock
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VOGELSBERGKREIS - Der europaweite Aktionstag gegen zu schnelles Fahren sorgte auch im Vogelsberg für polizeiliche Wachsamkeit an den Straßen. Das Polizeinetzwerk "TISPOL", ein Zusammenschluss von Verkehrspolizeien der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, initiierte den sogenannten "Speedmarathon" unter dem Slogan "slow down europe". Dazu wurden vielerorts angekündigte Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt, in Hessen alleine an 300 Messstellen.
Auch die Polizei und einige Ordnungsämter im Vogelsbergkreis beteiligten sich an der Aktion. Im Vorjahr kam es in den 19 Vogelsberger Städten und Gemeinden zu 599 Verkehrsunfällen mit 10 Toten, 150 Schwerverletzten und 424 Leichtverletzten. Unfallursache war in 123 Fällen nicht angepasste Geschwindigkeit. An insgesamt sieben Stellen wurde der Verkehr am Mittwoch im Vogelsbergkreis überwacht, dazu zählten die Herbsteiner Ortsdurchfahrten Stockhausen und Rixfeld, die Landesstraße zwischen Lauterbach und Allmenrod, die Bundesstraße 49 bei Schellnhausen im Feldatal, das Stadtgebiet von Alsfeld und die Bundesstraße 254 zwischen Alsfeld und Altenburg. Zusätzlich waren Zivilstreifen mit Verkehrsüberwachungstechnik auf der Autobahn 5 unterwegs.
Gemäß dem Slogan der Aktion machten die Vogelsberger größtenteils langsamer und hielten sich an die Tempolimits. Vereinzelt mussten die Ordnungshüter dennoch aktiv werden. So war ein Autofahrer in der Ortsdurchfahrt von Stockhausen mit 25 Stundenkilometern zu schnell unterwegs. Er erwartet nun einen Bußgeldbescheid über 80 Euro und einen Punkt. Eine weitere Autofahrerin überholte auf der Bundesstraße 49 bei Schellnhausen im Überholverbot. Sie erwartet nun einen Bußgeldbescheid über 70 Euro und einen Punkt.
Die Hessische Polizei machte zur Aktion deutlich: "Tempolimits sind keine Empfehlung!". Mit dem Druck auf das Gaspedal beeinflusse jeder Verkehrsteilnehmer die Sicherheit im Straßenverkehr und damit die Lebensqualität aller. Tempoüberschreitungen würden überwiegend bewusst und kalkuliert begangen. Der Polizei und den Kommunen komme es bei der Aktion nicht auf die Anzahl der Verstöße oder Anzeigen an. "Ziel ist es nachhaltig das Geschwindigkeitsniveau zu senken, um damit weitere Tote und Schwerverletzte zu verhindern", so die Polizei. Ob Verletzte oder gar Getötete nach einem Verkehrsunfall zu beklagen sind, liegt laut Polizei an vielen Faktoren: "Wie viele Insassen befinden sich im Wagen? Kracht man mit einem kleinen Wagen mit geringer Knautschzone frontal gegen eine Oberklasse oder prallt das Fahrzeug seitlich und damit weniger geschützt gegen ein Hindernis?". In allen Fällen sei jedoch die Geschwindigkeit zum Zeitpunkt des Aufpralls der entscheidende Faktor, ob man verletzt überlebt oder stirbt.
Stockhausen und Rixfeld waren zwei Stationen, an denen die Wachpolizisten Ingo Blumenauer und Dirk Boß jeweils ihren Blitzer aufgebaut hatten. Rund eine halbe Stunde wird dabei für den Aufbau benötigt, bevor die Technik dann ihre Arbeit aufnehmen kann. Im Fahrzeug verfolgen die beiden Polizisten dann auf Monitor und nach Möglichkeit auch über Sichtkontakt das Geschehen. Wird die eingestellte Geschwindigkeit überschritten, zeigt der Monitor dann die zu schnell gefahrene Geschwindigkeit rot an. Während des zweistündigen Einsatzes wurde in Stockhausen 434 Fahrzeuge gemessen und es gab acht Geschwindigkeitsüberschreitungen. Bei sieben wird es eine Verwarnung geben, während der "Spitzenreiter" mit 75 geblitzten Stundenkilometern mit einem Verfahren rechnen muss. Mit einem VB-Kennzeichen am Wagen hätte der Fahrer doch die Stationen im Rahmen des Blitzmarathons kennen müssen, so Ingo Blumenauer. Er verfolgt in Stockhausen nicht nur das Geschehen auf dem Monitor, sondern trägt Verstöße gleich in eine Liste ein. Denn nicht selten würden die "Geblitzten" sich dann sofort melden und sogar ihr Verwarnungsgeld gleich bezahlen. Nicht ohne Grund, denn mit Freundin geblitzt zu werden oder das Firmen- oder Cheffahrzeug zu steuern und dann zu schnell unterwegs zu sein - wer hat das schon gerne?
Manchmal kämen auch die Anwohner zu einem Schwätzchen vorbei und seien dankbar, dass die Geschwindigkeit überwacht wird. In Rixfeld standen dann die beiden Polizisten ebenfalls an der Durchgangsstraße, doch hatte sich wohl herumgesprochen, dass an diesem Tag verstärkt geblitzt wurde und größtenteils wurden die Geschwindigkeiten eingehalten, so das Fazit nach etwas über die Hälfte der zwei Stunden, wo in beiden Richtungen geblitzt wurde.