Angeklagter im Entführungsfall Würth freigesprochen

Archivfoto: dpa
Archivfoto: dpa
Fast drei Jahre hat die Polizei nach dem Entführer des behinderten Milliardärssohns Markus Würth gefahndet. Mitte März 2018 nahmen die Ermittler den mutmaßlichen Täter in Offenbach fest, acht Monate später wurde der Mann vom Landgericht Gießen freigesprochen. Die Chronologie der Ereignisse:
17. Juni 2015: Das damals 50 Jahre alte Entführungsopfer Markus Würth wird aus einer Wohngemeinschaft für Behinderte und Nicht-Behinderte im osthessischen Schlitz entführt. Eine Übergabe des geforderten Lösegeldes in Höhe von drei Millionen Euro scheitert in der Nacht.
18. Juni 2015: Der Sohn des Unternehmers und Milliardärs Reinhold Würth wird in einem Wald bei Würzburg an einen Baum gekettet, aber unversehrt gefunden. Zuvor hat der Entführer die Geodaten verraten.
13. Juli 2015: Die von Polizei und Staatsanwaltschaft geschaltete Hotline, unter der ein Mitschnitt eines Anrufs des Lösegeld-Erpressers zu hören ist, wird mehr als 10 000 Mal gewählt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Anrufer zwischen 35 und 60 Jahre alt ist und aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt.
15. Juli 2015: Die Fahnder erhalten nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" neue Hinweise.
September 2015: Die Polizei löst die Sonderkommission auf, arbeitet aber weiter an dem Fall.
13. November 2016: Reinhold Würth äußert sich erstmals öffentlich zu dem Fall. In einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagt der Unternehmer, dass sein Sohn nicht mehr in der Einrichtung im Vogelsbergkreis lebe. Den neuen Wohnort nennt er nicht.
4. Mai 2017: Nach einer erneuten Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" gehen mehr als 200 Hinweise bei der Polizei ein. Die Ermittler haben das Täterprofil mittlerweile eingegrenzt: zwischen 40 und 52 Jahre alt soll er sein, aus dem Grenzgebiet zwischen Serbien und Montenegro stammen.
14. März 2018: Eine Spezialeinheit der Polizei nimmt in Offenbach einen 48-Jährigen fest. Der mutmaßliche Täter aus Serbien kommt nach richterlicher Verfügung in Untersuchungshaft. Er bestreitet die Tat.
15. März 2018: Polizei und Staatsanwaltschaft äußern sich am Tag nach der Festnahme bei einer Pressekonferenz in Fulda detailliert zu ihrem Fahndungserfolg. Eine Zeugin aus dem Rhein-Main-Gebiet, die den mutmaßlichen Täter als Handwerker im Haus hatte, gab der Polizei den entscheidenden Tipp.
21. Juni 2018: Die Staatsanwaltschaft Gießen erhebt Anklage gegen den mutmaßlichen Entführer wegen erpresserischen Menschenraubs. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm fünf bis 15 Jahre Haft.
11. September 2018: Der Prozess gegen den 48-Jährigen, der Komplizen gehabt haben soll, beginnt.
24. Oktober 2018: Gutachter sagen aus, dass die Telefonstimme des Erpressers und die des Angeklagten "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" identisch sei.
27. November 2018: Das Landgericht Gießen spricht den Angeklagten frei.