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Wie hält es Ranstadt mit erneuerbaren Energien?

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Von: red Redaktion

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Windkraft contra Solarenergie: Auf Ranstädter Gemeindegebiet bei Dauernheim möchte die Prokon eG zwei Windräder bauen. Die beratenden Ausschüsse verwiesen die Entscheidung an den Gemeindevorstand. Die windkraftkritische Initiative »Leben in Ranstadt« bevorzugt hingegen klar den Ausbau der Fotovoltaik in der Gemeinde. SYMBOL © DPA Deutsche Presseagentur

Eigentlich sollten Ranstadts Haupt- und Finanz- sowie der Bauausschuss über die Verpachtung von Flächen bei Dauernheim zur Windkraftnutzung entscheiden. Man konnte sich aber nicht einigen.

Ranstadt (red). Entstehen doch noch Windkraftanlagen auf Ranstädter Gemarkung? Nach der jüngsten Entscheidung des Ranstädter Parlaments sollten sich nun zwei Ausschüsse mit der Thematik befassen. Die Sitzung verfolgten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, auch von der windkraftkritischen Initiative »Leben in Ranstadt«, die sich gegen den Bau positioniert.

Nachdem die Ranstädter Gemeindevertretung am 16. November die Entscheidung über die Verpachtung gemeindeeigener Flächen an die Prokon eG vertagt und in den Haupt- und Finanzausschuss sowie den Ausschuss für Bauen und Umwelt überwies, konnte man sich auch dort in der jüngsten gemeinsamen Sitzung beider Ausschüsse nicht einigen. Nun sind Gemeindevorstand und Ältestenrat gefragt, wie »Leben in Ranstadt« in einer Pressemitteilung erklärt.

Die Prokon eG, laut eigener Aussage Deutschlands größte Energiegenossenschaft, will auf Ranstadts letzter verbliebener Vorrangfläche für Windenergie nördlich von Dauernheim zwei Anlagen des US-amerikanischen Herstellers GE mit einer Gesamthöhe von 249 Metern errichten. Für mehr reiche die Fläche nicht - und für kleinere Anlagen der Wind nicht. Denn die Windressourcenkarte des Regierungspräsidiums Darmstadt weise für die Fläche nur eine Windgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde aus.

Abstände und Lärmbelastung

Mehr Wind konnte auch Patrick Leidner, Projektentwickler von Prokon, bei seinem Vortrag vor den Ausschüssen nicht in Aussicht stellen, dafür aber Aussagen zu Abständen, Schallprognosen und Schattenwurf: 1400 Meter betrage die kürzeste Entfernung zum Fasanenweg in Dauernheim, hingegen nur 740 Meter zum Schleifelder Hof. Mit maximal 35 Dezibel an Lärm müssten Einwohner je nach Wetterlage in Dauernheim rechnen, mit 44 Dezibel die des Schleifelder Hofs. Schattenwurf wäre in Dauernheim kein Thema, auf dem Schleifelder Hof hingegen schon. Der Gesetzgeber beschränkt diese Form der Belästigung auf 30 Minuten am Tag und 30 Stunden pro Jahr. Über das knapp drei Kilometer entfernte Geiß-Nidda gab es keine Aussagen.

Abzüglich der dafür notwendigen Abschaltungen der Anlagen und weiterer zum Schutz von Vögeln, Fledermäusen und bei sonstigen Ereignissen betrüge die Netto-Nennleistung noch immer 29 500 Megawattstunden, womit sich 8500 Haushalte versorgen ließen, so Leidner. Dies seien natürlich theoretische Werte, abgeleitet von Messungen an bereits bestehenden Anlagen in der Umgebung.

Auch sonst ist, laut »Leben in Ranstadt« noch etliches ungeklärt in der Planung von Prokon, so etwa die Zuwegung, die voraussichtlich über Geiß-Nidda erfolgen würde, da es in Dauernheim zu eng sei. Ebenso habe man noch keine Netzeinspeisungsanfrage gestellt. Die Einspeisung könne wohl mittels einer 7500 Meter langen Stromtrasse in Nidda erfolgen.

Deutlich greifbarer waren hingegen die Rückfragen und kritischen Anmerkungen, insbesondere aus den Reihen der rund 20 erschienenen Gäste. Deren Vehemenz und Vielzahl veranlassten den Vorsitzenden des Haupt- und Finanzausschusses schließlich dazu, die Sitzung zu unterbrechen, um die Wortmeldungen außerhalb des Protokolls berücksichtigen zu können.

Diese wiesen neben der erwartbaren Beeinträchtigung von Natur und Tieren auch auf eine Vielzahl aktueller Entwicklungen in der Windkraft hin, die gänzlich ohne eben diese Nebenwirkungen auskämen.

Initiative für Ausbau der Fotovoltaik

Außerdem kamen die 264 Fotovoltaikanlagen zur Sprache, die mit Stand 22. November 2022 in Ranstadt in Betrieb sind, überwiegend auf privaten Dächern. Weitere würden folgen, wenn sich der Termin- und Materialstau bei Energieberatern, Herstellern und Gewerken aufgelöst habe.

»Laut Internetdienstleister GEOfy zählt die Gemeinde Ranstadt 2200 Haushalte, überwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser«, fügt Daniela Müller vom »Leben in Ranstadt« hinzu, die sich 2016 anlässlich eines geplanten Windparks im Wald zwischen Ranstadt und Nidda gründete. »Allein bei der Fotovoltaik ist also noch viel Luft nach oben. Wir hoffen daher sehr, dass sich die Gemeindevertreterinnen und -vertreter nicht von der von Prokon versprochenen Einspeisevergütung und Gewerbesteuer einfangen lassen, sondern wir über einen nachhaltigen und vernünftigen Einsatz erneuerbarer Energien sprechen können.«

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