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»Kirche muss nah und erlebbar bleiben«

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Hippolyte Mantuba sieht die Kirchen vor einigen Herausforderungen. © Ingeborg Schneider

Ranstadt (mü). Zum Thema Vakanzen und Zukunft der Kirche in der Region nahm am Rande der Verabschiedung von Pfarrer Manuel Eibach auch der katholische Pfarrer Hippolyte Mantuba Stellung, der als Priester für die Pfarrgruppe Sankt Anna in Ranstadt, Judas Thaddäus in Stockheim und Christkönig in Ortenberg zuständig ist.

Wie Dekanin Birgit Hamrich im Interview auf Seite 7 unterstreicht er auch für die katholische Seite die Notwendigkeit von kirchengemeindlichen Zusammenlegungen zu größeren »Pastoralen Räumen«, auch Pfarrgruppen oder in anderen Bistümern »Kirchorte« genannt. »Dies ist ein langer Prozess der Umstellung, den eine Steuerungsgruppe aus Priestern und Laien, haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Seelsorge, im karitativen Dienst, aber auch in der Finanzplanung und der Bauverwaltung leitet«, erläutert Pfarrer Mantuba. Die Zusammenschlüsse werden notwendig aufgrund der sinkenden Zahl an Gläubigen im Zuge einer allgemeinen Säkularisierung, kombiniert mit einer Überalterung des Priesterstands und fehlender Nachfolger, von denen auch das Dekanat Wetterau Ost betroffen sei.

»Gerade für ältere Gläubige sind diese Wandlungsprozesse eine große Herausforderung - der Pfarrer ist einfach nicht mehr zu jeder Tages- und Nachtzeit im eigenen Dorf erreichbar«, so Mantuba. »Hier müssen sich das haupt- und ehrenamtliche Team jeder Gemeinde sowie die Gläubigen untereinander stützen.« Noch habe jede katholische Kirchengemeinde ihren Pfarrgemeinderat, aber auch hier seien Zusammenlegungen absehbar.

Eigene Situation realistisch bewerten

Er selbst komme mit den räumlichen Distanzen zwischen den einzelnen Gemeinden und der Vielzahl seiner Aufgaben, auch in Sachen Religionsunterricht, Gottesdienstvorbereitung, Krankenbesuche und Seelsorge sowie der pastoralen Begleitung von Taufen, Kommunion, Firmungen, Hochzeiten und Beisetzungen in drei Gemeinden gut zurecht. »Man muss realistisch bleiben, vor allem ›Nein‹ sagen können und sich eingestehen: ›Was ich nicht schaffe, das schaffe ich eben nicht‹«, so der Pfarrer, der betont, dass in der obigen Aufzählung zum Beispiel Gremiensitzungen sowie der Kontakt mit kommunalen Stellen noch gar nicht enthalten seien. Kraftquellen seien für ihn sein Glaube, der Austausch im Kollegenkreis sowie Auszeiten in Form von Exerzitien für Priester. Zudem habe er als katholischer Priester weder Ehefrau noch Kinder. »Wenn ich mich zwischen all den Gottesdiensten an einem Hochfest wie Ostern oder Weihnachten auch noch um meine Familie kümmern müsste, würde wahrscheinlich eines von beidem leiden: Die Gemeinde oder die Menschen, die mir am Herzen liegen«, ist sich Pfarrer Mantuba sicher. Er bewundert den Spagat zwischen Beruf und Familie auf evangelischer Seite und schließt mit den Worten: »Wir sind auf einem Weg in die Zukunft, der, wie wir hoffen und erbitten, von Gottes Geist begleitet, inspiriert und getragen wird. Bei allem Nachdenken über neue Strukturen dürfe aber die Seelsorge nicht auf der Strecke bleiben. »Wir müssen die Herzen der Menschen erreichen, denn dieser Bedarf ist durchaus da, gerade in Zeiten vielfältiger Krisen. Kirche muss nah und erlebbar bleiben.«

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