Hofladen »Kleeblatt« in Konradsdorf macht zu

Am heutigen Dienstag ist der Bioladen mit dem angeschlossenen Café zum letzten Mal geöffnet. Eine Wiederöffnung ist frühestens im Juli möglich.
Ortenberg (kni). Ein schlichter Zettel verkündet im Hofladen das vorläufige Aus. Am heutigen Dienstag ist der Bioladen mit dem angeschlossenen Café zum letzten Mal geöffnet. Die Betreiberfamilie Keller schreibt: »Aufgrund des anstehenden Pächterwechsels der Domäne werden wir den Hofladen ›Kleeblatt‹ zum 31. Januar schließen. Der neue Pächter wird zu gegebener Zeit wieder einen Laden eröffnen und freut sich, Sie dann wieder begrüßen zu können.«
Seit 2015 betrieben Sabine Görnert und ihr Mann Tim Keller das Geschäft in der ehemaligen Brennerei des landeseigenen Gutshofs. Sie verkauften Bioland-Gemüse, Aufstriche und Brote, das aus Konradsdorfer Getreide gebacken wurde. Im kleinen, altmodisch eingerichteten Café nebenan kehrten Ladenbesucher sowie die Lehrkräfte und Schüler der nebenan liegenden Gesamtschule Konradsdorf ein.
Sie müssen sich zumindest für die nächsten Monate einen neuen Treffpunkt suchen. Denn das Gründer-Paar des »Kleeblatts« ist bereits an die Ostsee gezogen, wo es einen anderen Bauernhof bewirtschaftet. Um den Hofladen kümmerte sich zuletzt Silvia Nicht, die Lebensgefährtin des Konradsdorfer Pächters Helmut Keller.
Neu-Pächter will an Hofladen festhalten
Doch beide können dort nicht mehr lange bleiben. Denn der Pachtvertrag für die Staatsdomäne läuft Ende Juni aus (diese Zeitung berichtete). Der avisierte Neu-Pächter Peter Michael Karpf aus Büches teilte mit, dass er weiter einen Hofladen in Konradsdorf betreiben wolle - doch das kann er frühestens ab der Hofübernahme am 1. Juli. Ob dann wirklich ein neues »Kleeblatt« öffnet, steht in den Sternen.
Benjamin Keller, der älteste Sohn des bisherigen Pächters, hatte sich vor der Neu-Ausschreibung um die Übernahme des Bauernhofs und des Ladens bemüht. In einem Konzept für die staatliche Domänenverwaltung entwickelte er im Jahr 2019 den Plan, in der Scheune neben dem Laden eine Gastronomie mit etwa 60 Sitzplätzen und angeschlossener Küche einzurichten. Diese »Klönscheune« könne auch von Besuchergruppen genutzt werden, die die mit Millionenaufwand restaurierte Klosterkirche auf dem Hofgut besichtigen wollen. Installieren wollte Benjamin Keller auch eine neue Toilettenanlage.
Doch das fällt vorerst alles flach, denn die Hofübergabe scheiterte. Ein Grund dafür war laut Benjamin Keller der damalige Wunsch der Domänenverwaltung, weiter Milchvieh in Konradsdorf zu halten. Das wäre mit hohen Investitionen in die Stalltechnik verbunden gewesen, so der Landwirt. Der neue Pächter muss dagegen keine Milchkühe halten. Er kündigte die Gründung einer Muttertierherde an. Diese Kühe und ihr Nachwuchs sollen die 47 Hektar Weideland an der Nidder nutzen, die zum landeseigenen Gehöft gehören.
Im Gespräch merkt man Benjamin Keller an, dass ihm das Schicksal des aus einem Kloster hervorgegangenen Hofes noch immer am Herzen liegt. Es gebe einen großen Sanierungsstau für die aus mehr als einem halben Dutzend historischer Gebäude bestehende Anlage.
Und bei der Domänenverwaltung in Kassel sehe er keinen Plan. »Die haben keine Strategie«, meint Keller. Der 42-Jährige hat sich inzwischen beruflich anders orientiert.