Ernste Töne - aber auch Optimismus beim Neujahrsempfang in Ortenberg

Erstmals nach zwei Jahren hat es wieder Neujahrsempfang in Ortenberg gegeben. Die Gelegenheit zur Begegnung nahmen zahlreiche politisch und ehrenamtlich Aktive, Bürgerinnen und Bürger wahr.
Nach zwei Jahren Pause hat Ortenberg erstmals wieder zum Neujahrsempfang eingeladen. Vor einem großen Publikum von politischen Vertretern der Region, Ehrenamtlichen und Bürgern forderte Stadtverordnetenvorsteherin Ute Arendt-Söhngen auf, den Zusammenhalt zu stärken.
Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring verwies auf die Erfolge der Vergangenheit trotz teilweise schwieriger Umstände. Das gebe Anlass zu Optimismus.
An unbeschwerte Zeiten vor der Corona-Pandemie konnte man sich angesichts des vollen Saals des Bürgerhauses beim Neujahrsempfang der Stadt erinnert fühlen. Doch kleine Details zeigten, dass die Organisatoren das Konzept an die weiterhin vorhandenen Infektionsrisiken angepasst hatten.
Traditionelle Begrüßung muss entfallen
So entfiel diesmal die traditionelle Begrüßung durch Arendt-Söhngen und Pfeiffer-Pantring am Treppenaufgang. So wurde vermieden, dass die Besucher wie in früheren Jahren dicht gedrängt im Foyer standen. Nicht verzichtet hatte die Stadt dagegen auf die Begrüßung durch Arda Amet als Schornsteinfeger, der den Gästen einen Glückscent überreichte.
Auch Sonja Klein freute sich, gemeinsam mit Simon Kraus Leon Kraus, Linus Peitz und Lian Mettner als Heilige Drei Könige nach zwei Jahren Pause wieder beim Neujahrsempfang vorstellen zu können.
In diesem Jahr steht Gewalt gegen Kinder im Mittelpunkt der Sternsingeraktion. Klein betonte, dass »weltweit Kinder unter Gewalt leiden, nicht nur im Ausland.« Schätzungsweise sei jedes zweite Kind betroffen.
Ernste Themen sprach auch Arendt-Söhngen in ihrer Begrüßungsansprache an. »Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar hat den Krieg zurück nach Europa gebracht«, erinnerte sie an das Leid der Ukrainer. Eine Ausweitung des Krieges müsse verhindert werden. Sie mahnte, »wir dürfen die Hoffnung auf Frieden nicht verlieren.«
Auch für den Stadtverordneten und Ortsvorsteher von Gelnhaar, Martin Hansche, war der Krieg ein Thema: Er warb um Spenden für die Ukraine-Hilfe.
An diese Aufforderung zu Optimismus und Zuversicht schloss Pfeiffer-Pantring an. Dabei räumte sie ein, dass auch sie zunächst bei der Vorbereitung der Rede an die negativen Themen der Zeit wie Hochwasser, Klimawandel, Flüchtlingskrise, Überalterung der Gesellschaft, Inflation, Personal- und Fachkräftemangel, Corona- und Grippewelle gedacht habe.
Erfolge auch gegen Widerstände
Doch beim Blick auf die vergangenen Jahre habe sie bemerkt, welche Probleme und Schwierigkeiten in der Vergangenheit überwunden wurden, welche Erfolge Ortenberg oft auch gegen Widerstände erreicht habe.
Dabei nannte sie Bergheim als positives Beispiel. Sechs Millionen Euro seien in diesem einen von zehn Stadtteilen in Tiefbau investiert worden. Doch die Bürger hätten die Chance genutzt, in dieser Zeit ein Nahwärmenetz zu bauen, das zum Erfolgsmodell und Vorbild für andere Stadtteile geworden sei.
Entschieden verteidigte sie die Investitionen in die Infrastruktur. Zwar seien die Schulden der Stadt ohne Berücksichtigung der Kassenkredite von 15 Millionen Euro im Jahr 2000 bis 2015 auf 33 Millionen Euro angestiegen.
Doch diese Investitionen seien in Zeiten niedriger Zinsen und noch deutlich besserer Bedingungen und Preise bei der Auftragsvergabe erfolgt. Pfeiffer-Pantring verwies als Beispiele auf das Feuerwehrhaus in Selters und das Bürgerhaus, bei denen die Investitionen in Neubau, energiesparende Sanierung und Heizung mit erneuerbaren Energien heute Betriebskosten sparten.
Und: Die Verschuldung durch die Investitionen sei inzwischen wieder auf 24,5 Millionen Euro zurückgefahren worden.
Versammlungsmöglichkeiten erhalten
Das Thema Investitionen führte sie zu den Dorfgemeinschaftshäusern und deren Bedeutung für die Stadtteile. »Wir können den Bürgern in den Dörfern nicht die letzten Versammlungsmöglichkeiten nehmen«, betonte sie.
Dass sich bei der Flüchtlingsunterbringung mit dem geschlossenen Ortenberger Hof eine Alternative abzeichnet, sieht die Bürgermeisterin mit gemischten Gefühlen. »Die Region bereitet sich auf die Landesgartenschau vor und gleichzeitig brechen uns in der Region die Strukturen in der Gastronomie weg.«
»Krisen gab es immer und wird es immer wieder geben«, erinnerte Pfeiffer-Pantring. »Wir haben die Wege immer wieder gefunden, wie wir Probleme lösen.«
Dabei sei auch das ehrenamtliche Engagement der Bürger insbesondere in den Stadtteilen eine Stärke der Region. Sie schloss die Rede, in der sie auch viele Projekte und engagierte Bürger direkt ansprach mit einem Dank.