Nichts schöngeredet
Nidda (myl). Die Diskussion im Anschluss an die Präsentation der Marktanalyse des Beratungsunternehmens Con-pro zum geplanten Vital- und Gesundheitszentrum in Bad Salzhausen zeugte von großem Interesse.
Ob die Entwicklung, dass die ambulanten Vorsorgemaßnahmen wieder zu Pflichtleistungen der Krankenkassen wurden, in den Zahlen der Marktanalyse miteingeflossen ist, wollte Gastronomin Anja Schönhals wissen. Dies sei in dem Punkt Therapiebereich berücksichtigt. Diese Tatsache erhöhe die Attraktivität für mögliche Pächter, entgegnete Dr. Klaus Batz, der allerdings bemerkte, dass für die ambulante Kur nicht mit Massen zu rechnen sei. Viele Kliniken würden in diesem Bereich autark sein.
Wie Almut Boller, Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes, betonte, sei der zweite Gesundheitsmarkt, also der private Gast, für Bad Salzhausen aussichtsreicher. Dieser müsse sich dank eines stimmigen Konzepts wohlfühlen. Gemeinsam mit Kerstin Alt, zuständig für Kur und Wirtschaftsförderung in der Stadt Nidda, und ihrem Team sei sie dabei, Angebote für den privaten Markt zu schnüren. Die Marktanalyse bezeichnete sie als realistischen Versuch, der nichts schönrede.
Klaus Karger, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, betonte, dass Bad Salzhausen ein Kleinod sei und durch seine Standortfaktoren weiteres Potenzial für neue Zielgruppen über die Region hinaus böte. Er vermisste in der Marktanalyse neue Ideen und zusätzliche Ansätze, um Alleinstellungsmerkmale für eine Marktnische herauszufiltern. Elemente dazu böten auch das Areal um die Therme. »Das Thema Kneipp ist ein zeitloses Angebot für gesunde Lebensführung, damit haben wir definitiv eine Chance, auch eine Zielgruppe bis ins Rhein-Main-Gebiet hinein anzusprechen.«
Für Dr. Lutz Ehnert, Vorsitzender des Kneipp-Vereins Bad Nauheim-Friedberg-Bad Salzhausen und unermüdlicher Fürsprecher für den Gesundheitsstandort Bad Salzhausen, ist mit beiden Vorschlägen wieder Land in Sicht, wenn auch in kleinerem Maßstab. Er warnte davor, dass der Status Heilbad verloren gehen könnte. Sowohl für die Rezertifizierung als auch für das erstrebte Prädikat Kneipp-Kurort sei der Erhalt der Rabenstein-Klinik notwendig. Diese stünde mit dem Rücken zur Wand.
Ulrich Vollmers, Vorsitzender des Trägervereins Gesundheits-Bad-Salzhausen, bemerkte, dass die älteren Leute keine fünf Jahre warten möchten und sobald wie möglich wieder die Sole nutzen wollen. Er sieht die Chance, die alte Therme energetisch auf null zu stellen.
Dr. Batz appellierte an Vollmers gewandt dafür, die Chancen, die in einem zeitgemäßen Neubau stecken, zu sehen. Heute würde man deutlich anders bauen, die Wünsche hätten sich geändert, viele Besucher seien vielleicht wegen des unattraktiven Angebots weggeblieben. Diese Besucherpotenziale gelte es, wiederzugewinnen. »Nutzen Sie die Chance der ortsgebundenen Heilmittel plus das ergänzende Thema Kneipp, um sich abzusetzen.«
Christine Jäger sprach den Zeitdruck an. »Je länger die Attraktion von Bad Salzhausen fehlt, desto mehr gehen die Übernachtungszahlen herunter.« Was ihrer Ansicht nach nicht berücksichtigt wurde, seien die Menschen aus den 18 Stadtteilen, die in Bad Salzhausen arbeiten würden. Die örtlichen Betriebe würden die Wirtschaftskraft erhalten. »Trotz des Zeitdrucks sollten wir es gewissenhaft planen«, riet sie. Bis zur Landesgartenschau wolle man fertig sein. Bad Salzhausens Ortsvorsteher Hans Joachim Schwarz stellte fest, dass mit Beginn der Sanierung der Liebigstraße 2024 und der anderen Projekte der Kurort zur Baustelle werde. »Es nutzt nichts, wenn wir in unserem Dornröschenschlaf bleiben, sondern wir müssen mal wachgeküsst werden.«
Dr. Klaus Batz riet zur Eile, da die Architekturbüros im Moment sehr ausgelastet seien. Eine Sanierung würde nicht zeitsparender sein als ein Neubau.
»2027 schwebt uns allen vor«, bekräftige Bernd Schoeps. »Wenn sie den alten Bau sanieren möchten, öffnen sie eine Wundertüte. Bei einer Neuplanung haben wir Kostensicherheit.«