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Mit Motorsäge und Pflanzschaufel

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Erfolg: Das Fällen der Buche ist nach Plan verlaufen. Dennoch besprechen sich die Forstwirt-Azubis und ihr Praxisanleiter nach jeder Fällung, um ihre Arbeit für die Zukunft kontinuierlich zu verbessern. © Elfriede Maresch

Die Arbeit ist körperlich fordernd und auch nicht ungefährlich. Trotzdem sieht die Bewerberlage erfreulich aus. Drei Forstwirt-Azubis erzählen, weshalb sie sich für diese Ausbildung entschieden haben.

Acht junge Männer bildet das Forstamt Nidda derzeit zu Forstwirten aus, sie sind im Staats- sowie den Kommunalwäldern von Büdingen, Gedern, Glauburg, Echzell und Reichelsheim tätig. Warum entschieden sie sich für den Beruf mit anstrengender körperlicher Arbeit? Das erzählen die Azubis Otto Krieger, Jan Lukas Weber, Lukas Ellmauer und Forstwirtschaftsmeister und Praxisanleiter Matthias Hirsch sowie Revierförster Matthias Fürer.

Gerade noch in der Schule, dann plötzlich mit Motorsense und Pflanzschaufel im Wald - wie geht das? »Am ersten Arbeitstag im August 2021 gab es die Arbeitssicherheitskleidung für uns und die Werkzeugausrüstung, die ein Forstwirt ständig braucht - ein ganz schönes Gewicht zum Herumschleppen bei der Arbeit. Dazu kamen Infos zum Berufsbild und ein Gespräch mit einem jungen Forstwirt nach der Abschlussprüfung. Dann ging’s für den Rest des Tages mit der Motorsense raus, Baumsetzlinge in Schonungen freimähen«, berichtet Lukas Ellmauer. Muskelkater? »Am ersten Tag noch nicht, da war es eher gut, mal ganz anders und im Freien zu arbeiten. Aber die nächsten Tage…«, erinnert sich Jan Lukas Weber.

Voraussetzungen für Bewerbungen

Von einer erfreulichen Nachwuchslage und ausreichend Bewerbern berichtete Matthias Fürer. Ist die häufig zu hörende Behauptung, junge Leute wollen heute nix mehr mit den Händen schaffen, ein Vorurteil? Einige Azubis bringen schon Vorerfahrungen mit. So besuchte Otto Krieger die Fachoberschule mit Schwerpunkt Natur und Umwelt und leistete ein Jahrespraktikum in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Weber und Ellmauer haben beide Realschulabschluss und hatten schon Praktika in Forstrevieren gemacht. Das deckt sich mit dem Fazit des Praxisanleiters: »Forstwirt ist ein Beruf, den muss man wollen!«

Und die Azubis steigen von Anfang an in die jahreszeitlich anfallenden Arbeiten ein: Im Sommer legen sie Baumpflanzungen an und pflegen sie. Stundenlanges Arbeiten mit permanentem Bücken ist da unvermeidlich. »Das kann keine Maschine abnehmen«, sagen die Azubis. Zwar gibt es maschinelle Anpflanzung, aber nur auf ebenen, oft ehemaligen Landwirtschaftsflächen. In Mittelgebirgen, wie dem Vogelsberg, ist das kaum möglich.

Im Herbst und Winter steht Baumfällen mit unterschiedlichen Fälltechniken an, das Entasten, manchmal auch Entrinden der Stämme als Vorbereiten zur Vermarktung ebenfalls. Ökologisches Fachwissen gehört zwingend dazu. Denn die Richtlinien naturgemäßen Waldbaus sind einzuhalten, um die Holz-Zertifizierung nicht zu gefährden. Gefordert sind möglichst wenig Rückegassen zur Vermeidung von Bodenverdichtung, kein Fällen von Bäumen mit Habitaten seltener Arten, Verwendung zertifizierter Maschinen mit geringem Bodendruck und biologisch abbaubarem Maschinenöl und mehr. Dazukommen Naturschutzarbeiten, wie Pflege der Streuobstwiesen im Wald, Herstellung von Hirschkäferbrutstätten oder Anlage und Pflege von Feuchtbiotopen. Letzteres ist herausfordernd. Starker Schilfbewuchs an zwei Teichen im Revier war zu entfernen, da sie sonst zu verlanden drohen. »Wir standen stundenlang fast kniehoch im Schlamm, bis alles gemäht oder samt Wurzelfilz herausgeholt und abgeräumt war«, sagt Krieger. Da war abends dann auch kein Sportstudio mehr nötig. Auch Waldrandpflege und -gestaltung gehört zu den Aufgaben der Forstwirte.

Gefährliche Arbeit: Baumfällen

Offensichtlich macht es den dreien Spaß zu zeigen, was sie schon gelernt haben. Mit einem roten Diagonalstrich markiert der Revierförster eine Buche für die Holzernte. Fällen ist die gefährlichste Arbeit im Wald, auch wenn die häufigsten Blessuren durch Stolper- und Rutschunfälle entstehen. Die Fällrichtung ist exakt zu planen, um andere Bäume im Bestand oder die Naturverjüngung zu schonen und den Baum unbeschädigt in eine günstige Position zur Weiterbearbeitung zu bringen. Die Arbeiten teilt man auf. Oberirdisch laufenden Wurzeln der Buche werden durchtrennt, der Fallkerb angebracht, der akkubetriebene, hydraulische Fällkeil angesetzt, den es seit einigen Jahren mit Funksteuerung gibt - ein weiteres Plus an Arbeitssicherheit. Die Forstwirte gehen auf Abstand, bringen dann den Fällkeil in Aktion, der Stamm neigt sich und fällt. Danach folgt das Bewertungsgespräch der Aktion mit dem Praxisanleiter.

Warum die drei Azubis wissen, dass sie den richtigen Beruf gewählt haben? »Ob Pflanzen, Pflegen oder Fällen - man sieht abends, was man geschafft hat!«

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