Klima schützen und Geld sparen

Nidda (det) In Ein- und Zweifamilienhäusern machen Heizung und Warmwasserbereitung etwa zwei Drittel der verbrauchten Energie aus - ein wichtiger Grund, sich über Verlustquellen, Abhilfe, energiesparende Technologien und mögliche Förderung zu informieren. So luden das Niddaer Klimaschutzteam und der Ortsbeirat Eichelsdorf zu einem entsprechenden Info-Abend ein.
Mehr als 30 Interessierte kamen ins Bürgerhaus. Als Referenten standen Niddas Klimaschutzbeauftragte Birgit Herbst sowie Techniker und Energieberater Marco Lachmann aus Büdingen bereit.
Etliche Immobilienbesitzer bekundeten Interesse und fünf Häuser loste man schließlich als Beispielobjekte aus. Zunächst wies Herbst in einem Kurzreferat auf Ursachen des Wärmeverlusts hin: Undichtigkeit von Gebäuden, stark leitende Bauteile, Baufehler, veraltete Heiztechnik, aber auch Fehler der Gebäudenutzer. Statistisch gesehen, mache falsches Nutzerverhalten etwa 20 Prozent der Wärmeverluste aus. Herbst nannte eine Faustregel für sinnvolles Sparen: Die um ein Grad Celsius gesenkte Heiztemperatur bedeute sechs Prozent weniger verbrauchte Energie, dazu eine Senkung des CO2-Ausstoßes. An der Schemazeichnung eines Hauses aus den 50er Jahren zeigte Herbst rund 40 mögliche Schwachpunkte, von denen aber nur 16 echte Wärmeverlustquellen darstellen.
Häuser energetisch verbessern
Marco Lachmann, staatlich geprüfter Techniker und Energieberater, zeigte, wie sich auch 60 oder 100 Jahre alte Häuser energetisch verbessern ließen. Praxisnah und detailliert zeigte er Maßnahmen auf: Dämmung der Gebäudehülle einschließlich Einbau besser isolierender Fenster oder Türen und Isolierung versteckter Wärmebrücken. »Zu bedenken ist bei Dämm-Maßnahmen auch der Sommervorteil - das Gebäude heizt sich nicht so stärk auf.« Auf einen Überblick über Anlagentechnik folgten Informationen zur Heiztechnik von Solarkollektoranlagen und Wärmepumpen bis zu Errichtung, Umbau und Erweiterung eines Gebäudenetzes unter Nutzung von Biomasse als (Teil-)Wärmequelle. Auch die Optimierung bestehender Heizungsanlagen sei möglich und förderbar, betonte Lachmann. Der Bauherr werte mit solchen Maßnahmen seine Immobilie auf, senke die Energiekosten und erhöhe die Wohnqualität.
Energetische Nachrüstung gibt es aber nicht zum Nulltarif. Lachmann verband die Darstellung mit ausführlicher Information für die Bundesförderung für effiziente Gebäude bei Einzelmaßnahmen (BEG EM) zur energetischen Sanierung sowie über Zuschüsse oder Darlehen mit Teilschulderlass. »Ganz wichtig: Solche Vorhaben muss man vor Baubeginn mit einem Sachverständigen abstimmen und bei der BAFA genehmigen lassen«, sagte der Fachmann. Dabei werden die Kosten einer Fachplanung und Baubegleitung ebenfalls nach BEG EM zu 50 Prozent bezuschusst.
Wertsteigerung durch Sanieren
Eine rege Diskussion schloss sich an. Sie machte deutlich, dass bei aller erstrebenswerten Umsetzung solcher Energiesparmaßnahmen weitere Faktoren eine Rolle spielen, etwa das Lebensalter und die wirtschaftliche Situation des Immobilienbesitzers. Allerdings sollte man bedenken, dass beim Verkauf einer Wohnimmobilie der Verkäufer vorher eine Energiebedarfsberechnung durch einen Fachberater erstellen lassen muss. Dann zeige sich der wertsteigernde Einfluss der Sanierungsmaßnahmen. Nach den Dankesworten von Ortsvorsteher Rau schlossen sich etliche Teilnehmer dem Rundgang an.
Unterwegs erläuterte Lachmann die Thermografie als bildgebendes Verfahren für Oberflächentemperaturen. Interessiert ließen sich die Teilnehmer Häuser unterschiedlichen Alters im Wärmebild zeigen. Nicht nachgerüstete Gebäude der 70er Jahre unterschieden sich deutlich von modernisierten mit Vollwärmeschutz. Man besprach viele Detailfragen, etwa die energetische Nachrüstung historischer Fachwerkhäuser. Hier empfahl Lachmann Innendämmung, auf das Gebäude abgestimmt und im Dialog mit einem Fachberater geplant.
Ein besonderer Service nach dem Thermografiespaziergang: Die Immobilienbesitzer bekamen die Wärmebilder ihres Hauses zugemailt, eine gute Grundlage fürs erste Sanierungsüberlegungen.
Informationen für eine passgenaue energetische Verbesserung der eigenen Immobilie gibt es niedrigschwellig und kostenlos beim Klimaschutzteam der Stadtverwaltung Nidda. Die Fachkräfte bieten Beratung entweder telefonisch unter 0 60 43/80 06-2 11 oder 80 66-2 12 sowie nach Terminabsprache auch vor Ort an und können auch auf Listen regional ansässiger Energiesparberater verweisen. Geplant ist ab Mai eine Kampagne aufsuchender Energieberatung mit stadtteilbezogener kostenfreier Vor-Ort-Begehung, unterstützt mit Landesmitteln. Ratsam sei das Entwickeln einer auf das jeweilige Gebäude abgestimmten schrittweisen oder Komplettsanierung. Dazu sei die Planung mit einem Energieberater empfehlenswert. Auf jeden Fall nötig sei diese Fachberatung bei Inanspruchnahme von Krediten oder Zuschüssen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrgenehmigung. DET