1. Startseite
  2. Lokales
  3. Nidda

Johanna Guber entwickelt ein ausgezeichnetes Spiel

Erstellt:

bg_Johanna_Guber_080722
Bewusste Wahrnehmung und Entspannung - dafür hat Johanna Guber das Tastspiel »Simo« entwickelt. © Elfriede Maresch

»Simo« heißt das Spiel für Erwachsene, das Johanna Guber aus Geiß-Nidda entwickelt hat und das Entspannung und Konzentration fördern soll. Dafür wurde sie mit einem Preis ausgezeichnet.

Talent, Geistesblitz oder die Gene der Familie? Wahrscheinlich spielten alle drei Faktoren eine Rolle, als jetzt ein Produkt von Johanna Guber mit dem Preis der Hessen Design Competition ausgezeichnet wurde. »Innovativ, nachhaltig, regional« lautet das Motto des Preises.

Zum siebten Mal vom hessischen Wirtschaftsministerium gefördert, geht er jährlich an vier junge Designtalente. Die Jury, die aus 14 Nominierten die Preisträger aussuchte, besteht aus namhaften hessischen Designern. Die Competition wird vom Verein Hessen Design organisiert.

Johanna Guber öffnet eine ovale Schachtel, scheinbar aus Span, in Wirklichkeit aus geschickt bemalter Pappe. Darin liegen die Figuren von »Simo«, abgeleitet vom Wort Sinnesmomente.

Entspannung und Konzentration

Als »Verbindung zwischen Kleinskulptur und Spiel« beschreibt Guber selbst ihr Produkt. »Simo« entstand aus ihrer Bachelorarbeit, die sie im Studiengang Produktgestaltung an der Brüder Grimm-Berufsakademie Hanau schrieb. Ihr Berufsziel ist Designerin, im praktischen Ausbildungsteil hat sie sich zur Metallbildnerin qualifiziert. Der duale Studiengang besteht jeweils zur Hälfte aus Werkstattarbeit und theoretisch fundiertem Studium.

»Momente bewusst wahrnehmen« - das ist die Kernthese von Johanna Gubers Arbeit. Dazu hat sie sich mit verschiedenen, »zweckfreien« taktilen Gestalten beschäftigt, etwa mit den Steintürmchen, die man an manchen Wanderwegen sieht, oder mit den Pop-its, vor Kurzem Trend auf vielen Schulhöfen. Guber schlug den Bogen von dieser Beobachtung hin zu Grundsätzen des Zen-Buddhismus: »Im Hier und Jetzt sein, die Umwelt wahrnehmen.« In einer Verbindung von Sinneseindrücken, Entspannung und zugleich weltzugewandter Wahrnehmung entwickelte sie das Konzept der »Simo«-Figuren und verschiedene Materialien, die unterschiedliche Sinneseindrücke vermitteln: eher runde glatte Formen, Handschmeichler, die sich gut anfühlen. Im Unterschied dazu wirken raue und spitze Tastflächen unangenehm.

Von Kork bis Speckstein, von Holz bis Kunststoff: Gubers Figuren können aneinander gelegt werden, fast wie ein Puzzle, oder aufeinandergebaut werden wie ein Türmchen.

Ein Spiel für Kinder? Guber betont ausdrücklich den Spielwert für Erwachsene: »Wir leben in einer stark digitaliserten, abstrahierten Welt. Es ist gut, sich bewusst Sinneseindrücke zu verschaffen, die gleichermaßen Entspannung und Konzentration fördern.« Sie könne sich »Simo« durchaus auf den Schreibtischen von Großraumbüros vorstellen, in Hörsälen, bei Konferenzen, als geräuschlosen Ausgleich zur Arbeit.

Guber freut sich über die Auszeichnung der Competition, zu der ein Geldpreis und Coachings in verschiedenen Arbeitsformen durch Mentoren des Designhauses Darmstadt gehören. Bereits 2019 hatte ihre ältere Schwester Fee dieselbe Auszeichnung für ihr Universalmöbel »120 Grad« erhalten. Wie erklärt sie sich die zwei Preise innerhalb weniger Jahre in einer Familie? »Es ist anregend, dass unser Vater ein bekannter Bildhauer ist. Wir konnten als Kinder ziemlich frei in seiner Werkstatt hantieren, ausprobieren, Material kennenlernen. Auf der freien Waldorfschule Bad Nauheim wurden mir dann noch mehr Möglichkeiten geboten«, berichtet sie.

Designbüro als nächstes Ziel

Und wie stellt sie sich die nächsten Schritte ihrer Berufsbiografie vor? »Ich würde gern in einem Designbüro arbeiten, um das Spannungsfeld Behauptung am Markt, Kundenwunsch und Realisierung sowie die wirtschaftliche Seite des Designschaffens kennenzulernen.« VON ELFRIEDE MARESCH

Auch interessant