»Momentan würden wir 20 Erzieherinnen und Erzieher vom Fleck weg einstellen«

Es fehlen junge Fachkräfte. In den Amtsstuben und Kitas der Kommunen bleiben viele Arbeitsplätze leer. Ein Lagebericht aus Büdingen, Nidda, Florstadt und Friedberg.
Leiden müssen in Büdingen vor allem die jungen Eltern. Sie haben so viele Kinder auf die Warteliste für einen Kita-Platz gesetzt, dass man mit ihnen einen kompletten Kindergarten füllen könnte. Wenn es ihn denn gäbe. Und vor allem das nötige Personal. »Momentan würden wir 20 Erzieherinnen und Erzieher vom Fleck weg einstellen«, sagt Bürgermeister Benjamin Harris. Doch er findet sie nur vereinzelt. Viele Kinder müssen deshalb abgewiesen werden. Und es helfe den Eltern in Orleshausen nicht weiter, wenn die Kita in Wolferborn einen freien Platz meldet.
Mangel in der Kinderbetreuung
Besonders groß ist der Fachkräftemangel in den Städten und Gemeinden vor allem bei der Kinderbetreuung. Nicht alle Bürgermeister können oder wollen wie etwa in Bad Vilbel Gehaltszuschläge zahlen, damit sich Bewerber finden.
Die Büdinger Stadtverwaltung sucht auch Leute mit Projektleiterqualitäten, berichtet Harris. Etwa Klimaschutzmanager, Wirtschaftsförderer und Projektleiter für den Büdinger Beitrag zur geplanten Landesgartenschau. Bei der Suche hilft es Harris ein wenig, dass aus der insgesamt 360-köpfigen Verwaltung der Stadt weniger Leute als in früheren Jahren auf andere Stellen abwandern. Das Betriebsklima hält er für gut.
»Die Stadt Nidda ist als Arbeitgeber glücklicherweise recht attraktiv«, meint auch ihr Sprecher Uwe Bonarius. »Wir können bis heute unsere Stellen beinahe alle besetzen. Natürlich bemerken wir stellenmarktüblich deutlich geringere Bewerberzahlen bei qualifizierten technischen Berufen. Tief- und Hochbauingenieure sind gefragt und die Vergütungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst begrenzt. Da kommt es dann manchmal auf andere Aspekte an - die Nähe des Wohnortes zum Arbeitsplatz oder besonders interessante Bauprojekte, von denen Nidda momentan einige zu bieten hat.«
Schwierig sei in Nidda die Situation in den Pflegeberufen, so Bonarius. »Da haben wir aktuell eine halbe Stelle unbesetzt und konnten im jüngsten Ausschreibungsverfahren niemanden finden.«
Bei der Kreisverwaltung in Friedberg und Büdingen sind etwa 80 der 1580 Personalstellen unbesetzt, berichtet der stellvertretende Personal-Fachdienststellenleiter Michael Kipper. Übers Jahr muss seine Abteilung gut 280 neue Leute rekrutieren. Gesucht werden Bedienstete »quer durch die Verwaltung«. Kaum Probleme gebe es beim Nachwuchs für die Hausmeister und bei den Handwerkern in der Kreisverwaltung. Die wechselten gern von Firmen in den Öffentlichen Dienst, so Kipper - »da ist die Arbeitszeit der schlagende Faktor«.
Den Fachkräftemangel in der Ausländerbehörde des Kreises mussten jahrelang auch die fast 40 000 Klienten ohne deutschen Pass ausbaden. Der Stressfaktor für die Beschäftigten ist da hoch. »Es reicht nicht, ein gutes Salär zu bieten«, sagt der Personalchef dazu. Die Rekrutierung von Quereinsteigern, ein verbessertes Betriebsklima und die beginnende Digitalisierung helfen laut Kipper nun jedoch, die Bearbeitungsrückstände zu verringern.
Digitalisierung in vollem Gange
Der gewaltige Papierberg der Ausländerbehörde wird gerade eingescannt. Pro Woche werden bis 2000 Akten digitalisiert, die man bald für Sprechstunden im Büdinger Landratsamt zur Verfügung hat. Die Personalverwaltung soll danach drankommen. Auch wenn der Aufwand für das Scannen zuerst groß sei, werde das Arbeiten mit elektronischen Akten für die Bediensteten effektiver - manche Abteilungen können laut Kipper dann auch leichter im Homeoffice bleiben. In Büdingen kann man sich Benjamin Harris zufolge bald für alle Ämter online Termine holen - mitsamt Hinweisen, welche Dokumente mitzubringen sind.
weiterer Bericht, Seite 21