Willkommen im Schuppen: Jugendtreff in Helfersdorf feiert 50-jähriges Bestehen

Es ist zweifelsohne eine Erfolgsgeschichte. Der Schuppen in Helfersdorf ist seit Generationen Anlaufstelle für die Jugend. Er verbindet und ist anerkannter Bestandteil der Dorfstruktur.
Seit 50 Jahren ist der Schuppen Treffpunkt für junge Leute aus Hitzkirchen und Helfersdorf. Während Kneipen schließen und die Jugendarbeit andernorts zum Diskussionsthema wird, gibt der Jugendclub Anschauungsunterricht für einen Verein, der sich selbst finanziert, organisiert und von Generation zu Generation weitergetragen wird. Gründungsmitglied Dieter Kaufmann, langjähriger Vorsitzender Martin Lutz und die beiden aktuellen Vorstandsmitglieder Luca Schäfer und Fabian Arnold ziehen Bilanz.
Im ehemaligen Viehunterstand
Angefangen hat alles in einem ehemaligen Viehunterstand. Dieter Kaufmann zeigt auf ein Bild vor ihm auf dem Tablet. Auf einer Wiese hinter zwei Wohnhäusern ist ein Verschlag aus Brettern zu erkennen, mit schrägem Ziegeldach und kaum mannshoch - wortwörtlich ein Schuppen. »Jeden Donnerstagabend trafen wir uns, um den Raum herzurichten, der Hausbesitzer erlaubte das«, erinnert sich der gebürtige Hitzkirchener. Es war Anfang der 1970er Jahre. Eine Ölheizung wurde installiert, die Decke mit Alufolie verkleidet und abgelegte Möbel, Sofas und Matratzen wiederhergerichtet. Es gab eine Tanzecke, reichlich Dekoration und einen Plattenspieler.
Wir, damit meint Kaufmann eine Gruppe aus elf jungen Männern zwischen 18 und 20 Jahren. »Jeder zahlte pro Monat zwei Mark in die Kasse für Getränke. Wir fuhren aber auch gemeinsam campen oder zum Tanz nach Wenings, Salmünster und Crainfeld. Wenn gar nichts war, gab es eine Zehn-Mark-Party im Schuppen«, weiß Dieter Kaufmann.
Aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Besitzer zog die Gruppe nach einigen Jahren in das alte Gemeinschaftshaus in der Bergstraße. »Für einen Zuschuss hatten wir einen Jugendpfleger kontaktiert, der gar nicht glauben konnte, dass wir unseren Treffpunkt alleine organisierten«, erzählt Kaufmann schmunzelnd. »Irgendwann rief Bürgermeister Otto Mordier an: Der Kreis wollte wissen, wohin er den Zuschuss überweisen sollte.« Erst so kam es 1977 zur offiziellen Vereinsgründung, erinnert sich der 68-Jährige. In der neu renovierten, wesentlich größeren Räumlichkeit mit neuer Stereoanlage und Verstärker wurde der Schuppen bekannter. »Wir waren etwa Mitte 20, nach dem ersten Generationenwechsel ließ der Betrieb etwas nach.«
Zeitsprung: Es ist Anfang der 1990er Jahre, die Vereinsaktivität hatte für einige Jahre geruht. »Wir waren ein starker Jahrgang und haben uns meist irgendwo im Ort getroffen, immer wieder gab es Beschwerden«, blickt Martin Lutz zurück. Es kam die Idee auf, den Schuppen wieder zu aktivieren. »Der Raum existierte noch. Wir führten Gespräche mit der Gemeinde, arbeiteten eine Satzung aus und gaben uns eine Hausordnung«, sagt Lutz. »Diesmal sollte der Verein dauerhaft Bestand haben.« Federführend agieren ein dreiköpfiger Vorstand sowie fünf Mitglieder im Clubausschuss. Verantwortung sei es, worauf es ankommt, ist Martin Lutz überzeugt, der den Vorsitz 1996 als 26-Jähriger abgab.
Das Vorhaben scheint geglückt. »Die Struktur und die Regeln sind heute immer noch so«, sagen Luca Schäfer und Fabian Arnold. Nach der Neugründung wuchs der Verein auf etwa 70 Mitglieder an - neben Vereinsausflügen lockten Veranstaltungen regelmäßig viele Gäste nach Helfersdorf. Als besonderen Höhepunkt nennt Lutz das 25-jährige Bestehen, das über drei Tage unter anderem mit Zeltdisco, Livemusik und Kinderkarussell gefeiert wurde.
Seine Bedeutung als Treffpunkt kommt dem Schuppen auch heute noch zu - vor allem, seit mit dem »Blo Wirtche« vor zwei Jahren die letzte Gaststätte in Hitzkirchen schloss. »Die gesamte Jugend aus Hitzkirchen und Helfersdorf ist Mitglied im Schuppen, regelmäßig treffen wir uns hier«, sagt Luca Schäfer.
Der Schuppen ist fest etabliert, dennoch gibt es Wellen, sind sich die drei Generationen einig. »Mal ist für eine Weile weniger los, wenn eine Generation sich zurückzieht und die Jüngeren noch einige Jahre brauchen«, sagt Schäfer. Der 23-Jährige ist seit fast fünf Jahren Vorsitzender und hat seine Nachfolger bereits im Blick. »Wir wissen aber weiterhin, dass wir im Notfall auf die Generationen vor uns zählen können.«
Erneuter Umzug steht an
Nur eins macht ihnen heute Sorgen: Nachdem der Schuppen 2004 in das Feuerwehrgerätehaus gezogen war, steht erneut ein Umzug an. »Die erste Benachrichtigung dazu erhielten wir 2011 von der Gemeinde Kefenrod«, erklärt Luca Schäfer. »Wir haben bereits mögliche Alternativen ausgearbeitet, allerdings kommt nichts von der Gemeinde. Wir hoffen, dass sich das bald ändert.«
