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Viele Missstände thematisiert

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Von: red Redaktion

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Tauschen sich intensiv über die Kinderbetreuung und die kommunalen Finanzen im ländlichen Raum aus: Kirsten Frömel (r.) und Lisa Gnadl. © pv

Kefenrod (red). Durch die Pandemie immer wieder verschoben, nutzte die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD) jetzt die Gelegenheit, ihren Antrittsbesuch bei Bürgermeisterin Kirsten Frömel in Kefenrod nachzuholen. »Die derzeitige Situation ist für die Gemeinde Kefenrod alles andere als einfach«, betonte Frömel im Gespräch mit Gnadl.

Es fehle an auskömmlichen kommunalen Finanzen für die Pflichtaufgaben. So habe Kefenrod inzwischen die höchsten Grundsteuerhebesätze im Wetteraukreis. »Dies belastet die Bürgerinnen und Bürger. Kleine Kommunen im ländlichen Raum haben mit einer Menge Herausforderungen zu kämpfen. Vieles im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge könnte besser sein, wenn die Gemeinden finanziell vom Land auskömmlich ausgestattet wären«, so die Bürgermeisterin.

Gespräch mit Beschäftigten

Neben der aktuellen Diskussion um die menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten und deren Integration im Wetteraukreis haben Gnadl und Frömel insbesondere den Austausch genutzt, um über das Thema Kinderbetreuung zu sprechen. Lisa Gnadl, die sozial- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion ist, wollte sich vor Ort ein Bild über die Situation in den Kitas machen. »Zurzeit besuche ich viele Fachschulen im Bereich Sozialpädagogik, zahlreiche Kindertagesstätten und bin im Gespräch mit Kita-Trägern. Überall ist der Fachkräftemangel ein riesiges Thema. Ich möchte genau hinhören und auch im Gespräch mit den Beschäftigten sein, um mir ein Bild von der Lage zu machen, aber auch Lösungen zu entwickeln«, so Gnadl im Gespräch mit Frömel.

Die Gemeinde Kefenrod ist Träger von zwei Kinderbetreuungseinrichtungen, der Kindertagesstätte Wirbelwind in Kefenrod für die über Dreijährigen, die derzeit aufgrund des Neubaus am alten Standort in einem Zelt untergebracht ist, und der Kita Zwergenland im Bürgerzentrum Holzwich in Helfersdorf für die unter Dreijährigen. Frömel hatte für die Landtagsabgeordnete ein Gespräch in der Kindertagesstätte Wirbelwind mit Kita-Leiter Jürgen Fischer, der stellvertretenden Leiterin Sylvia Goldmann und den Mitarbeiterinnen Christel Hof und Andrea Paul organisiert. »Die Fachkräfte in den Kitas sind der Garant für gute Qualität und wichtig für den quantitativen Ausbau. In Kefenrod bewerben sich derzeit auf die ausgeschriebenen Stellen kaum Menschen. Der Markt an Fachkräften ist leergefegt«, berichtete die Bürgermeisterin. Dadurch könnten ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden.

Großer Dank gelte der Kita-Leitung und den Erziehern, die in der Kita Wirbelwind unter erschwerten Bedingungen in einem Zelt arbeiten müssten. Man hofft, Mitte 2023 mit dem Neubau fertig zu werden, damit der Umzug gelingt und die Arbeitssituation für die Beschäftigten und die Spiel- und Lernatmosphäre für die Kinder wieder verbessern wird.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse die Ausbildung attraktiver gestaltet werden. »Für viele Menschen ist die Vollzeitausbildung mit zwei Jahren Sozialassistenz und drei Jahren Erzieherausbildung zu unattraktiv, zumal man nur im letzten Praxisjahr Geld verdient. Die Praxisintegrierte vergütete Ausbildung (PivA) ist gut, aber nicht für alle geeignet. Gerade macht man mit einer Auszubildenden als Quereinsteigerin die Erfahrung, dass die PivA für Menschen mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen kaum zu schaffen ist«, erfuhr Gnadl aus der Kita. Christel Hof und Andrea Paul plädierten dafür, die Ausbildung grundsätzlich zu optimieren. Wichtig sei es ihnen, dass die Erfahrungen zum Beispiel von Kinderpflegerinnen angerechnet und anerkannt werden.

Kita-Leiter Jürgen Fischer machte sich für einen besseren Betreuungsschlüssel stark. Die Standards seien gestiegen, das sei auch wichtig für den Kinderschutz. Eine Senkung von Standards dürfe es im Interesse der Kinder und Beschäftigten nicht geben. Vereinfachen müsse man aber die Zugänge in die Ausbildung. Es müsse auch mehr Modelle für eine Teilzeitausbildung geben, um Quereinsteigern den Zugang zu erleichtern. »Es ist wichtig, dass wir die Anerkennung von Fachkräften aus dem Ausland, etwa aus der Ukraine, beschleunigen. Im Durchschnitt dauert diese in Hessen über sieben Monate. Das ist zu lang«, betonte Gnadl. »Es müssen die Personalkapazitäten im Regierungspräsidium Darmstadt aufgestockt werden, denn die Fachkräfte werden jetzt dringend gebraucht«, so die Landtagsabgeordnete. Die Ausbildung von Fachkräften müsse oberste Priorität haben, bekräftigte sie. Sonst laufe man Gefahr, dass Gruppen geschlossen oder Betreuungszeiten eingeschränkt werden müssen.

Gnadl mit klarer Ansage

Trotz der Herausforderungen und Belastungen sei sie gerne Bürgermeisterin in Kefenrod. Die angespannte Haushaltslage und dünne Personaldecke erfordere viel Einsatz von ihr und den Beschäftigten der Gemeinde. »Das rege Vereinsleben, der soziale Zusammenhalt und die schöne Lage machen Kefenrod lebens- und liebenswert«, so Kirsten Frömel. »Für die Verbesserung der finanziellen Situation der ländlichen Kommunen mache ich mich in Wiesbaden stark. Für die Belange der Menschen vor Ort habe ich immer ein offenes Ohr«, betonte Lisa Gnadl zum Abschluss des Gesprächs.

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