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Flurbereinigung in Kefenrod: Auf die Beteiligung der Bürger kommt es an

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Bürgermeisterin Kirsten Frömel (vorne) gratuliert dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft: Stellvertretender Vorsitzender Manfred Sinner, Vorsitzender Ralf Geyer, Christoph Seemann sowie deren Stellvertreter Juliane Reutzel, Wilhelm Breetz und Rolf Kehm (v. l.) werden künftig mit Anja Engel (l.) und Matthias Höhn (r.) vom AfB Büdingen zusammenarbeiten. FOTO: SCHICK © Paulina Gertrud Schick

Damit ein Flurbereinigungsverfahren seinen Zweck erfüllt, ist Bürgerbeteiligung unabdingbar. In Kefenrod ist jetzt der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft gewählt: worden.

Mit einer Flurbereinigung soll die Landschaft aufgewertet und unter verschiedenen Aspekten besser nutzbar gemacht werden. Welche Maßnahmen diesen Zielen gleichkommen, hängt dabei grundlegend von den Menschen vor Ort ab, die mit der Landschaft leben und sie bewirtschaften - um sie mit einzubinden, arbeitet das Amt für Bodenmanagement (AfB) als durchführende Behörde eng mit dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft (TG) zusammen. Das Gremium vertritt die Interessen der Bürger und kann während des Planungsprozesses maßgeblich mitentscheiden. In Kefenrod versammelten sich jetzt die Grundstückseigentümer in der Teilnehmergemeinschaft, um den Vorstand zu wählen.

Möglichkeit zur Gestaltung

»Eine Flurbereinigung bietet die Chance, die Gemarkung zu gestalten und im Sinne der Menschen das Optimale aus ihr herauszuholen«, betonen Verfahrensleiter Matthias Höhn und Sachbearbeiterin Anja Engel, die beim AfB in Büdingen für das Verfahren zuständig sind. Die Mitarbeit im TG-Vorstand, wie das Gremium vereinfacht genannt wird, sei nun eine Möglichkeit mitzugestalten, wie Höhn den Anwesenden erklärte. »Da die Corona-Krise keine Versammlungen zuließ, mussten wir mit der Wahl etwa ein Jahr warten.«

Rechtzeitig zur Landesgartenschau

Mit der Bildung des Gremiums könnten die Planungen beginnen - in dieser Phase ist der Vorstand am meisten gefragt. »Wir erarbeiten gemeinsam die umzusetzenden Maßnahmen. Das Ziel ist, einen Konsens zwischen allen Interessengruppen zu finden.« Auch der Stichtag, ab dem die umgelegten oder verkauften Flächen von ihren neuen Eigentümern bewirtschaftet werden, legt der Vorstand gemeinsam mit dem Amt fest, so Höhn. In Kefenrod sei dieser Tag für 2028 vorgesehen, der formale Abschluss der Flurbereinigung für 2030. »Die Umsetzung jeglicher Baumaßnahmen soll aber bereits 2026 und somit rechtzeitig zur interkommunale Landesgartenschau 2027 stattfinden«, kündigt der Verfahrensleiter an.

In Kefenrod umfasst das Verfahrensgebiet derzeit 190 Hektar und 102 Beteiligte. Wahlberechtigt bei der Wahl des TG-Vorstands sind alle Verfahrensteilnehmer, zu denen Grundstückseigentümer sowie Erbbauberechtigte gehören - zur Wahl stellen kann sich jedoch jeder, der bei der öffentlichen Versammlung anwesend ist.

Der in geheimer Wahl gewählte Vorstand besteht aus drei ordentlichen und drei stellvertretenden Mitgliedern: In Kefenrod setzt sich das Gremium künftig aus Vorsitzendem Ralf Geyer, stellvertretendem Vorsitzenden Manfred Sinner und Christoph Seemann zusammen. Stellvertretende Vorstandsmitglieder sind der Kefenröder Ortsvorsteher Wilhelm Breetz, Rolf Kehm sowie Juliane Reutzel, die sich nach dem Bachelor in Bauingenieurwesen mit Fachrichtung Infrastruktur im Master-Studium auf Bodenneuordnung spezialisieren möchte.

»Das Verfahren kann dafür sorgen, dass die Flächen für die Landwirtschaft besser zu bewirtschaften sind«, sagt die 24-jährige Kefenröderin, deren Vater als Verfahrensteilnehmer an der Flurbereinigung beteiligt ist. »Durch die Renaturierung des Seemenbachs kann dem Gewässer künftig mehr Bedeutung in der Gemeinde zukommen.« Auch Ralf Geyer, der neben dem Ortsbeirat und dem Vogelschutzverein auch in der Steuerungsgruppe für die interkommunale Landesgartenschau aktiv ist, blickt der Flurbereinigung positiv entgegen: »Ich sehe durchaus Potenzial, die Gemarkung aufzuwerten und Flächen für den Naturschutz bereitzustellen. Aber auch den Landwirten soll das Verfahren zugutekommen. Deshalb war es mir ein Anliegen, dass wir mit Christoph Seemann einen Vertreter aus der Landwirtschaft im TG-Vorstand haben.«

Wege- und Gewässernetz

Im Anschluss an die Teilnehmerversammlung kam das Gremium zur ersten und konstituierenden Sitzung zusammen. Mithilfe der Sachverständigen vom AfB Büdingen wurden Formalien geregelt und die neugewählten Mitglieder auf Verschwiegenheit im Sinne des Datenschutzes verpflichtet. In seinen künftigen Sitzungen wird der Vorstand sich zunächst mit dem Wege- und Gewässernetz in der Gemarkung beschäftigen, wobei Anja Engel darauf hinweist, dass aktuelle Informationen zum Verfahren im Internet (www.hvbg.hessen.de/VF2626) nachzulesen sein werden.

Das Flurbereinigungsverfahren »Kefenrod - Seemenbach« ist Mitte Dezember 2020 offiziell eingeleitet worden, zuvor konnte sich die Bevölkerung bei Aufklärungsterminen informieren. Der Zeitrahmen einer Flurbereinigung liegt bei sechs bis acht Jahren, wovon die Planungsphase etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch nimmt. Wie Matthias Höhn betont, müsse in dieser Phase jede der geplanten Maßnahmen durch verschiedene Instanzen genehmigt werden. Die nachfolgende Bodenordnungsphase dauert etwa zwei Jahre, hier werden etwaige Umlegungen und Abfindungswünsche in Einzelterminen mit den Eigentümern besprochen. Das Verfahren solle den Ansprüchen von Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus gerecht werden, so der Verfahrensleiter. Ziele sind demnach die Verbesserung der Agrarstruktur, die Auflösung von Landnutzungskonflikten, etwa durch eine Anpassung des Wegenetzes. Zudem soll mit der Einrichtung von zehn Meter breiten Uferrandstreifen entlang des Seemenbachs die Europäische Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden. Da die Gemeinde Auftraggeberin ist, trägt sie jegliche Kosten, wobei jedoch hohe Fördermittel verfügbar sind, so Höhn. pgs

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