Imkern aus Passion: Willi Zinnel hört nach 30 Jahren als Vereinschef auf

Der 26. Mai wird ein besonderer Tag für Willi Zinnel. Der langjährige Vorsitzende des Imkervereins Nidda-Schotten wird in der Jahreshauptversammlung nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidieren.
Ich werde nach 30 Jahren Platz machen für eine Verjüngung«, sagt der 73-Jährige. Der Breungeshainer hat in den vergangenen drei Jahrzehnten das Vereinsleben des Imkervereins Nidda-Schotten maßgeblich gestaltet mit dem Ziel, die Bienenzucht zu fördern. Viel Beratung hat er geleistet, aber auch viel Bürokratie zu bewältigen gehabt.
Der Verein ist gut aufgestellt. 110 Mitglieder haben sich aktuell hier zusammengefunden. Sie kommen nicht nur aus Nidda und Schotten, sondern auch aus einem weiteren Umfeld des Vogelsberges, der Wetterau und auch aus dem Landkreis Gießen.
Willi Zinnel ist nicht nur Imker, er lebt auch das Imkern. Schon immer wollte er die Menschen dafür begeistern. In zahlreichen Veranstaltungen hat er das Leben und die Arbeit der Honigbiene einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht. Bei verschiedenen Weihnachtsmärkten, beim Vulkanfest am 1. Mai oder der Bergweihnacht auf dem Hoherodskopf.
Besonders Kinder hat er dabei immer im Blick. So war er oft in Kindergärten und in den Schulen zu Gast und hat mit seinem breitkrempigen Imkerhut, der Rauch spendenden Pfeife, vielen Schautafeln und einem Schaukasten ein Stück besonderer Natur auf anschauliche Art vermittelt.
Die Kinder durften Kerzen aus Bienenwachs selbst drehen und kamen so mit dem natürlichen Material in eigener Anschauung in Berührung. »Ich habe mein Wissen immer gerne weitergegeben, das war mir eine Herzensangelegenheit«, betont Zinnel im Rückblick auf viele Jahre.
Familie spielt wichtige Rolle
Willi Zinnel hatte einen guten Imkervater in Robert Widderheim aus Rabertshausen. »Durch die Familie meiner Frau bin ich zum Imkern gekommen«, erzählt er.
Die Familie spielt bis heute eine wichtige Rolle in seinem Imkerleben. Seine Frau Astrid kümmert sich um den »Innenbereich«, zum Beispiel um das Abfüllen von Gläsern mit dem frisch geschleuderten Honig und auch um das Marketing.
Willi ZInnel ist gerne »draußen«. Auf seinen Ständen betreut er 24 Bienenvölker, in Breungeshain, Bermuthshain und in Eschenrod auf dem Golfplatz. Tochter Rebecca, die in seine Fußstapfen tritt und auch dem Vorstand des Imkervereins angehört, hat sechs Völker in Langd, wo sie mit ihrer Familie lebt. »Wir sind eine Familienimkerei«, betont Willi Zinnel.
Allerdings, davon leben könne man nicht, auch wenn der Verkauf ein Zubrot bringt. »Ein vollberuflicher Imker braucht mindestens 150 Völker, um seinen Lebensunterhalt davon bestreiten zu können.«
Zinnel, der hauptberuflich bei der Telekom beschäftigt war, hat sich in seinen Lehrjahren als Imker neben der Bienenzucht auch mit der Schafhaltung auseinandergesetzt. Er darf nicht nur die Bezeichnung Imker führen, sondern hat nach zahlreichen Lehrgängen auch die Prüfung zum Tierwirt abgelegt, mit der Spezialisierung auf Bienenhaltung.
Im Verlauf seiner langen Tätigkeit ist er für seine Verdienste um die Bienenzucht vom hessischen Imkerverband mehrfach geehrt worden. 2012 wurde er zum Hessenimker ernannt.
Die Biologie der Biene sei sehr vielfältig, wie Zinnel nur zu gut aus vielen Jahren Imkerei weiß. Vor allem - Bienen seien keine Haustiere. »Man kann dem Bienenvolk nicht seinen Willen aufzwingen. Es sind keine Hunde.« Jedes Bienenvolk sei anders. »Ob sie stechen oder nicht, kann sich von Tag zu Tag ändern.
Jünger und weiblicher
Oftmals auch durch Witterungseinflüsse ohne Zutun des Menschen. »Manchmal muss man bestimmte Maßnahmen ad hoc entscheiden, ohne zu wissen, ob es das Richtige ist«, sagt Zinnel. Das Schlimmste sei, wenn man ein Bienenvolk verliert, zum Beispiel nach dem Winter. »Damit muss jeder Imker rechnen.«
In den Imkervereinen zeichnet sich allmählich ein Strukturwandel ab. »Jünger und weiblicher« - so hatte es jüngst der Deutsche Imkerverband verlauten lassen. Auch im Imkerverein Nidda-Schotten begleiten Frauen Führungsämter. Das wird auch im neuen Vorstand so sein.
Wer sich für das Imkern entscheidet, sollte zuvor einiges bedenken, gibt Zinnel allen Interessierten mit auf den Weg. Ganz wichtig sei ein guter Imkerpate, der den Neuling bei seinen ersten Schritten begleitet und mit vielen Tipps zur Seite steht.
Daran denken sollte man auch, dass Bienen keine Urlaubszeit kennen. »Gerade im späten Frühjahr und im Sommer ist die Hauptsturm- und Drangzeit in den Bienenstöcken. Da muss man eine Vertretung organisieren, sonst kann man eine böse Überraschung erleben.«
Auch der finanzielle Aspekt spiele eine Rolle. Die Beute mit Magazinen für die Haltung von Bienenvölkern muss angeschafft werden, dazu noch eine Schleuder und anderes Gerät sowie den entsprechend Platz dafür, der zudem hygienischen Ansprüchen genügen muss.