Grundlagen für Babysitter

Spielen, Basteln, Wickeln, aber auch Gefahren, deren Vermeidung und Erste Hilfe stehen in der Kursbeschreibung des Babysitter-Diploms. Erzieherin Karola Weis aus Gedern gibt den Kurs bei der Evangelischen Familienbildung Wetterau seit 20 Jahren.
Eine Puppe liegt auf dem Tisch. Angezogen ist sie wie ein richtiges Baby, sie trägt eine blaue Hose, ein weißes Oberteil und eine weiße Mütze. Pia hat eine Windel in der Hand und geht zur Puppe. Die Jugendliche möchte ihr Babysitter-Diplom machen und nimmt dafür an einem Kurs der Evangelischen Familienbildung Wetterau teil.
»Worauf musst du jetzt achten?«, fragt Kursleiterin und Erzieherin Karola Weis. Pia überlegt. »Das Baby erst mal ausziehen und die alte Windel entfernen«, sagt Weis. Pia tut genau das, obwohl die alte Windel nicht voll und das Baby nicht echt ist. Trotzdem üben sie und drei weitere Mädchen für den Ernstfall, der spätestens dann auf sie zukommt, wenn sie mit dem Babysitten anfangen.
Jetzt wird es ernst: Pia hat die »volle« Windel entfernt und putzt das Baby ab. Sie hält beide Beine in der Mitte zusammen und zieht den Po der Puppe nach oben. »Das macht man heutzutage eigentlich nicht mehr«, klärt Weis auf. Das soll wohl nicht gut für die Hüfte des Kindes sein. »Die Hauptsache ist aber erst mal, dass man das Kind sauber bekommt«, sagt die Erzieherin. Danach zeigt sie einen Trick, rollt die Babypuppe auf die Seite - jetzt kann die Windel einfach unter das Kind geschoben werden. Pia rollt die Puppe zurück und befestigt die Klebestreifen: Erst rechts, dann links. Fertig. Das Übungs-Baby hat eine frische Windel.
Im Anschluss fragt Pia, ob sie im Echtfall auch Wundcreme hätte benutzen müssen. Weis erklärt, dass normalerweise weder Creme noch Puder gebraucht werden. »Es sei denn, das Kind ist wirklich wund. Das sagt euch die Mutter aber dann.« Und weiter geht’s. Neben den Übungen steht auch einiges an Theorie auf der Tagesordnung. Dazu haben die vier Teilnehmerinnen Arbeitsblätter mit hilfreichen Tipps und Tricks, Spielideen, wichtigen Telefonnummern und vor allem Informationen zu den verschiedenen Entwicklungsstufen von Kindern bekommen.
Nach und nach gehen sie diese zusammen mit der Kursleiterin durch und lernen zum Beispiel, dass Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren nicht mehr von sich selbst in der dritten Person sprechen. »Wenn ein Kind das Wort ›ich‹ benutzt, hat es seine Persönlichkeit entdeckt«, erläutert Weis. Das Kind müsse lernen zu verstehen, dass ein ›Nein‹ keine Ablehnung seiner Persönlichkeit sei. Die Jugendlichen lernen auch, wie sie mit Trotz richtig umgehen.
Warum sie Babysitter werden wollen? Pia hat schon öfter auf ihre jüngeren Brüder aufgepasst. »Ich kenne das. Das könnte mir Spaß machen.« Jessica arbeitet bereits als Babysitter bei einer Familie, hätte aber noch Lust dazu, auch Kinder anderer Familien zu betreuen. »Es ist bestimmt gut, einen Kurs gemacht zu haben«, sagt sie. Für Eltern sei es sicher schwierig, ihre Kinder dem Sitter zu überlassen. »Es kommt bestimmt gut an, wenn man das Babysitter-Diplom hat«, sagt auch Pia. »Das zeigt, dass man sich mit dem Thema beschäftigt hat.« Karola Weis aus Gedern gibt den Kurs schon seit über 20 Jahren in der gesamten Wetterau. In dieser Zeit haben sich manche Thematiken verschoben, sagt sie. Kinder kämen mobiler auf die Welt, auch das Entwicklungsschema verschiebe sich. Das Material für den Kurs hat die Erzieherin selbst zusammengestellt und mit der Zeit angepasst. »Früher stand drin: ›Der Dreijährige geht in die Kita‹. Das ist längst nicht mehr zeitgemäß.« Heute gingen Kinder schon mit einem Jahr in die Krippe.
Die Teilnehmer kämen alle mit unterschiedlichen Erfahrungen und familiären Hintergründen. Manchmal sind auch Jungs dabei, einen Kurs für Babysitter ab 50 plus hat Weis auch schon gehalten. »Das typische Alter ist ab 14 Jahre«, sagt sie, da wollten sich viele etwas dazuverdienen. Zwölf- oder dreizehnjährige Babysitter-Anwärter hält Weis noch für etwas zu jung. Das sei eine verantwortungsvolle Aufgabe, es sei wichtig, das so zu vermitteln. »Man passt ja auf etwas ganz Wertvolles auf.«
Nach der Wickel-Übung folgt die Besprechung von Gefahren sowie typischen Unfällen und deren Vermeidung. Auch Erste Hilfe, Probleme beim Weggehen der Eltern und das Einschlafen stehen auf dem Plan. Nach der Klärung von Rechtsfragen - was vor allem die Bezahlung und eine Haftpflichtversicherung angeht - wird es am Nachmittag noch einmal praktisch. Die Teilnehmer lernen, wie sie selbst Knete herstellen und welche Spiele sie mit den Kindern spielen können.
»Ein etwas lockereres Programm, damit niemand einschläft«, sagt Weis und lacht. Und am Ende winkt das Babysitter-Diplom.