1. Startseite
  2. Lokales
  3. Gedern

Neujahrsempfang der CDU Gedern im Zeichen des Wahlkampfs

Erstellt:

bg_DSC08421b_190123
Auch ein Zeichen der guten Zusammenarbeit der Fraktionen in Gedern: Der Vorsitzende der CDU, Edgar Gowin (2. v. r.), und seine Stellvertreter Jennifer Klehm (rechts) und Lukas Langlitz (links) danken dem Landtagskandidaten Patrick Appel, Ministerin Lucia Puttrich und Landrat Jan Weckler (von links) für den Besuch des Neujahrsempfangs mit von FWG-Mitgliedern gebrautem Gederner Bier. © Oliver Potengowski

Die Freude, sich endlich wieder im gewohnten Rahmen begegnen zu können, bestimmte den Neujahrsempfang der CDU Gedern. Kreisvorsitzende Lucia Puttrich stimmte die Mitglieder und Gäste auf den bevorstehenden Landtagswahlkampf ein.

Beim Neujahrsempfang der CDU Gedern in der Kulturremise erinnerte Vorsitzender Edgar Gowin zu Beginn daran, wie Ministerin und CDU-Kreisvorsitzende Lucia Puttrich sich beim bis dato letzten Neujahrsempfang vor drei Jahren der Diskussion mit protestierenden und auch pöbelnden Landwirten gestellt habe. Inzwischen gebe es eine neue Bundesregierung. Er wundere sich, »dass die Landwirte im Moment so ruhig sind«.

Neben Puttrich und Landrat Jan Weckler (CDU) als Hauptredner des Abends begrüßte Gowin eine Reihe von Gästen aus dem politischen und wirtschaftlichen Leben von Stadt und Region. Unter ihnen waren auch der frisch gekürte Landtags-Direktkandidat Patrick Appel aus Wolferborn und der frühere Landtagsabgeordnete Klaus Dietz. »So ist der Lauf der Dinge, wenn man nicht mehr in Amt und Würden ist, rückt man bei der Begrüßung immer weiter nach hinten«, kommentierte Gowin dessen relativ späte Erwähnung.

Lob für gute Zusammenarbeit

Einen größeren Teil seines Jahresrückblicks widmete er dem potenziellen Zusammenschluss von Gedern und Hirzenhain. »Mein persönlicher Eindruck ist, dass in Hirzenhain die Zeichen der Zeit mehrheitlich nicht erkannt werden und wegen der bevorstehenden Bürgermeisterwahl der Eigennutz vor dem Gemeinwohl steht«, sah Gowin eine Ablehnung des Projekts in der Nachbargemeinde.

Im Verlauf seiner Rede äußerte er sich zunehmend kritischer zu aktuellen Themen. Die Kassenärztliche Vereinigung bezeichnete er als »Bürokratiemonster«, wegen dem Ärzte gut ein Drittel ihrer Arbeitszeit für die Abrechnung aufwenden müssten. Die CDU stehe einem Rückkauf der Schlossbergklinik, die in der Vergangenheit ein »permanenter Verlustbringer« gewesen sei und das wahrscheinlich auch bleiben werde, wegen der Risiken zurückhaltend gegenüber. Seine Fraktion hoffe auf private Investoren.

Ausdrücklich lobte Gowin die gute Zusammenarbeit der Fraktionen in den politischen Gremien Gederns. »Unser Bürgermeister hat die Stärken in der Organisation, Herbert Weber ist mehr kreativ unterwegs«, lobte er die Magistratsspitze. Lob bekam auch Puttrich dafür, wie gut sie ihre Nachfolge als Landtagskandidatin organisiert habe. »Ich bemühe mich schon seit Jahren«, erklärte Gowin. »Immer wenn ich glaube, ich habe einen Nachfolger, zieht er weg.«

Puttrich erwiderte, man müsse den Staffelstab übergeben, wenn man noch gut in Schwung sei, und nicht erst, wenn man ins Ziel stolpere »und der Nachfolger dann die Schwierigkeiten hat«. Wahlkampf sei eine Lust, betonte sie. Dazu gehörten unbedingt auch die persönlichen Kontakte und Gespräche mit den Menschen.

»Man kann den Menschen nicht vorgaukeln, dass sich nichts ändern wird«, plädierte sie für Offenheit im Umgang mit künftigen Herausforderungen. Dazu gehöre auch, dass sich die Menschen mehr anstrengen müssten, statt weniger zu arbeiten. »Wir brauchen einen Sozialstaat, der Schwachen hilft«, erklärte Puttrich. Aber er dürfe nicht zum Missbrauch einladen.

Teils sehr emotional warb sie für Verständnis für Flüchtlinge aus der Ukraine, die teilweise wegen ihrer Autos und des geretteten Besitzes Misstrauen erlebten. »Wenn einer von uns fliehen würde, würde er sich extra vorher ein altes Auto kaufen?«, fragte sie. Krieg zu erleben, sei eine traumatische Erfahrung, betonte sie auch mit Blick auf die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, die in Deutschland leben. »Das wächst sich nicht aus«, sagte Puttrich.

Dabei rechtfertigte sie auch die militärische Unterstützung der Ukraine. Diese verteidige sich in einem »Angriffskrieg, der auf Vernichtung ausgerichtet ist, der an den Grenzen nicht haltmacht«.

Flüchtlinge waren auch ein Hauptthema in Wecklers Rede. Er wies darauf hin, wie dramatisch die Zahlen im Vergleich zu 2015 gestiegen seien. Das bringe den Kreis und auch die Städte und Gemeinden an Belastungsgrenzen. »In dem Moment, wo Schulturnhallen belegt werden, ist eine Belastungsgrenze schon überschritten«, sagte er.

Krisen als Chance sehen

Dabei zeigte er aber auch Verständnis für Menschen, die schlechten Lebensbedingungen entfliehen wollen. »Aus den Ländern, aus denen sie kommen, würde ich auch loswandern und eine bessere Welt suchen«, sagte Weckler.

Der Landrat warb wie Puttrich dafür, Krisen auch als Chance zu sehen. Die Corona-Pandemie habe Deutschland und die Region in der Digitalisierung weiter vorangebracht, als sich viele das zu Beginn vorstellen konnten. VON OLIVER POTENGOWSKI

Auch interessant