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Gederner Maler im Fokus

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Gederns Bürgermeister Guido Kempel schätzt die Bilder von Horst Kissel. © Elfriede Maresch

Eine Suche nach Kulturgut ist in diesem Jahr in Gedern angesagt. Es geht unter anderem um Material über Maler aus Gedern für den vierten Band der »Gederner Geschichtsblätter«.

Das Kultur- und Tourismusbüro, das Stadtarchiv und Stadtarchivar Erhard Müth suchen Informationen über Gederner Maler. Auch Gemälde sind gefragt. Das Material wird unter anderem für den vierten Band der »Gederner Geschichtsblätter« gebraucht, in dem Müth die Kultur, das Brauchtum und das Vereinsleben in der Vulkanstadt dokumentieren will. Wer gehört zu den Gederner Malern? Ein Überblick.

Gustav Limpert (1891-1958) wuchs in der Stadt auf, erlernte das Maurerhandwerk, bildete sich zum Techniker, Architekten und Gewerbeschullehrer in Gedern und Hirzenhain sowie später in Nidda weiter. Im Ersten Weltkrieg war in Russland und Frankreich an der Front, im Zweiten Weltkrieg war er von 1939 bis 1944 Soldat. Einen Teil seiner Fronterlebnisse hat er in Feder- und Tuschezeichnungen wiedergegeben, die bereits im Kultur- und Tourismusbüro aufbewahrt werden. »Nach seiner Pensionierung konnte er sich intensiv mit den Farben und der Maltechnik berühmter Vorbilder befassen«, schrieb seine Tochter Roswitha Greife, geborene Limpert, und verwies auf dessen Kopien von Spitzweg-Gemälden.

Sohn eines Kunstmalers

Georg Osner (verstorben 1970) hatte in Gedern ein Maler- und Lackierer-Gewerbe angemeldet. Seine Gemälde waren geschätzt und sind wohl auch erhalten, insbesondere von Landschaften der Umgebung. Er stand im künstlerischen Austausch mit Limpert.

Kurt Feig wurde 1909 in Schleiz/Thüringen in einer Handwerkerfamilie geboren und zum Grundschullehrer ausgebildet. Er sei schon als Jugendlicher kreativ gewesen, berichtet seine Schwiegertochter. Im Krieg wurde er durch einen Lungenschuss verwundet. Mit seiner Frau floh er schon 1954 aus der DDR und folgte seinem Sohn Günther nach West-Berlin, wo Vater und Sohn im Schuldienst tätig waren. Den Sohn zog es dann wieder aufs Land, »in eine Gegend so ähnlich wie Thüringen« - und so kam zuerst das junge Paar nach Gedern, die Eltern Feig folgten später.

Im Ruhestand genoss Kurt Feig ausgiebig das Malen, wählte Porträts und Landschaften, auch typische Gederner Szenerien als Thema, bildete sich künstlerisch weiter. Er starb Ende der 1990er Jahre. In vielen Gederner Häusern gibt es noch Bilder von ihm.

Paul Eddie Pfisterer, 1951 als Sohn eines Kunstmalers geboren, wurde als technischer Zeichner ausgebildet. Er war auch in Rockgruppen aktiv, reiste in europäische und außereuropäische Länder, verdiente seinen Lebensunterhalt als Maler, Radierer, Musiker. »Aufenthalte am Vogelsberg dokumentierte er anschließend in einer Grafikserie«, ist in einem Wikipedia-Eintrag zu lesen. Pfisterer nutzte viele Materialien und Gestaltungsweisen, etwa Ölmalerei, Mischtechnik, Holzschnitt, Aquarell und insbesondere Radierung, die er eigenständig weiterentwickelte. Besonders hervorgehoben wird sein Geschick bei der Kopie alter Meister. Er arbeitete viel für den öffentlichen Raum, kaufte 2017 Schloss Schmölz in Oberfranken und richtete dort sein Atelier ein.

Ein echtes Urgestein

Verbrachte Pfisterer nur kurze Zeit im Vogelsberg, so war Horst Kissel (1941-2022) ein echtes Gederner Urgestein. Er wuchs im Herrnweg auf und ist den Gedernern dank seines vielseitigen Engagements noch in lebhafter Erinnerung. Bereits zu Schulzeiten wurde seine malerische Begabung deutlich, er wurde von seinem Lehrer Trautmann, aber auch von Gustav Limpert gefördert. Noch während der Lehre zum Werkzeugmacher gründete er als Trompeter mit seiner späteren Frau Marlies (Akkordeon) und weiteren Mitspielern eine gefragte Tanzkapelle. Er blieb der Musik treu, war jahrzehntelang Leiter des evangelischen Posaunenchores.

Ebenso malte er leidenschaftlich gern, vor allem mit Öl- und Aquarellfarben. Viele seiner Bilder aus Stadt und Umgebung haben dokumentarischen Wert, aber auch mediterrane Motive zogen ihn an. Seine künstlerischen Aktivitäten liefen neben einer verantwortungsvollen Berufstätigkeit. Nach einem Technikerstudium arbeitete er leitend in Gederns größtem metallverarbeitenden Betrieb. Mit technischem und betriebswirtschaftlichem Geschick konnte er die Firma durch alle strukturellen Wechsel und branchenbedingten Krisen führen. Kissels Devise: »Diese Arbeitsplätze müssen uns Gedernern erhalten bleiben.«

Auch John Stephen Porter, bekannt in der Region für die Ordnung und Gestaltung von Kirchenarchiven, hat sich von Gedern, Steinberg und dem Naturraum inspirieren lassen und dort gemalt.

Bereits vor einigen Wochen wurde dazu aufgerufen, dem Kultur- und Tourismusbüro Gemälde Gederner Künstler anzubieten, für die in den Wohnungen kein Platz mehr ist. Gedacht ist etwa an Werke von Gustav Limpert, Georg Osner, Kurt Feig, Paul Eddie Pfisterer, Horst Kissel und John Stephen Porter. Teils zeigen die Arbeiten »dokumentarisch« den Wandel der Stadt, teils spiegeln sich in ihnen Einzelpersönlichkeiten, Stadt- und Zeitgeschichte wider. Ergänzend dazu beabsichtigt das städtische Archiv eine Sammlung von Druckpublikationen. Die Bilder können als Leihgabe oder Schenkung zur Verfügung gestellt werden. VON ELFRIEDE MARESCH

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