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Die Energie und die Kosten

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Zu den Geschäftsfeldern der Ovag gehört auch die Windenergie. Die Aufnahme zeigt Windräder in Friedberg. © Jürgen W. Niehoff

Alles rund um die Windenergie, darunter auch die Preisentwicklung im Bereich der regenerativen Energien, stand bei der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) in Nidda im Mittelpunkt.

Die finanzielle Förderung von kleinen Balkon-Fotovoltaik-Anlagen mit maximal zwei Modulen zu je 300 Watt beantragte die Linke in der jüngsten Verbandsversammlung des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) am Freitag im Bürgerhaus Nidda. Davon würden vor allem Mieter profitieren, denen auf diese Weise bei steigenden Mieten und Energiepreisen geholfen werden könne, bis zu zehn Prozent ihres Stromes selbst zu produzieren. Die Grünen begrüßten den Antrag: »Jedes ökologisch erzeugte Kilowatt ist ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende«, so Marcus Stadler.

Anderer Ansicht war der Ovag-Vorstandsvorsitzende Joachim Arnold: »Zwar begrüßt auch die Ovag derartige Anlagen, jedoch werden bei ihnen oftmals die allgemeinen Schutzvorschriften missachtet, sodass es zu Gefahrensituationen für die Nutzer kommen kann. Außerdem gibt es keine Förderungsvorschriften für derartige Anlagen.« Arnold empfahl Privatpersonen, die sich eine Balkon-Fotovoltaik-Anlage zulegen wollen, Rat beispielsweise bei der Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG) einzuholen. Der Antrag der Linken wurde danach mehrheitlich abgelehnt.

Auch der nächste Antrag der Linken, die Ovag möge sich dem Bündnis Windkraft Winterstein anschließen, fand keine Mehrheit. Denn die war der Ansicht, dass die Ovag als einer der Vorreiter der erneuerbaren Energien sich nicht an eine Gruppierung anschließen sollte. »Schließlich plant und arbeitet die Ovag mit den Kommunen zusammen«, so für die Große Koalition der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Weitzel.

Folgen der Pandemie

Da nutzte auch das Eintreten von Grünen-Sprecher Dr. Udo Ornik nichts mehr, der ebenfalls für den Beitritt zu dem Bündnis plädierte, weil anderenfalls das Ziel der Energiewende, nämlich zwei Prozent der Flächen für Windenergie vorzusehen, möglicherweise gefährdet sei. Mit 17 Nein- gegen elf Ja-Stimmen und einer Enthaltung wurde auch dieser Antrag abgelehnt.

Zum Fragenkatalog der Grünen zu Preisen, Verträgen und der Versorgungssicherheit mit Strom und Gas verwies die Geschäftsführung auf das Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen. Im Übrigen würden die Preise von der Ovag solange garantiert, wie die Verträge mit dem Kunden gültig seien. Auch sei die Ovag nicht für die Preise verantwortlich, die Erdgas und Strom vom Großhändler beziehe.

Der zweite größere Themenkomplex der Verbandsversammlung war der Öffentliche Personennahverkehr. Die Freien Wähler hatten um Auskunft gebeten, welche Auswirkungen die Corona-Zeit auf Fahrgastzahlen und Umsätze für die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) bisher gehabt habe und welche unmittelbaren Folgen sich daraus ergeben, vor allem, ob dadurch bedingte Verluste durch die drei Landkreise des Verbandes ausgeglichen werden müssten.

Die Pandemie habe anfangs einen Fahrgastrückgang bis zu 90 Prozent zur Folge gehabt und erhole sich nur schrittweise, so die Antwort der ZOV-Geschäftsleitung. Das Fahrgastaufkommen wie vor der Pandemie sei bisher nicht erreicht. Ein Defizit sei durch die finanziellen Hilfspakete des Landes und des Bundes bisher ausgeglichen worden. Allerdings könne sich die Situation ändern, wenn die Zuschüsse wegfielen. Dann sei eine finanzielle Belastung der Landkreise nicht ausgeschlossen.

Fahrpreis steigt um 3,9 Prozent

Auch zu der Frage, mit welchen Einnahmeausfällen bei der VGO/ZOV durch die Einführung des Neun-Euro-Monatstickets gerechnet werde, gab es nur eine vage Antwort. Das hänge davon ab, ob die Kosten durch das Entlastungspaket II sämtlich gedeckt werden. In diesem Zusammenhang warnt die Geschäftsführung davor, durch die Aktion Neukunden gewinnen zu wollen. Denn zeitgleich mit der Einführung des Neun-Euro-Monatstickets sei der reguläre Fahrpreis um 3,9 Prozent angehoben worden, wodurch wiederum Neukunden nach Auslaufen der Aktion möglicherweise von der weiteren Nutzung des ÖPNV abgehalten würden.

Grundsätzlich erwartet der ZOV jedoch durch die Aktion eine deutliche stärkere Nachfrage im Regionalverkehr. Der lokale Verkehr werde aller Voraussicht nach von der Aktion nicht profitieren.

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Der ZOV-Verbandsversammlung gehören 52 Mitglieder aus den drei Landkreisen Gießen, Vogelsbergkreis und Wetteraukreis an. FOTOS: NIEHOFF © Jürgen W. Niehoff

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