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Wärmefrage bremst Baugebiete in Düdelsheim und Eckartshausen

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Von: Petra Ihm-Fahle

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rueg_Buedingen_Nahwaerme2__4c © Petra Ihm-Fahle

Büdingen braucht neuen Wohnraum. Da fragt es sich, warum es in den geplanten Neubaugebieten der Stadtteile Düdelsheim und Eckartshausen nicht losgeht. Was hat die Wärmeversorgung damit zu tun?

Das Büdinger Rathaus will die geplante Nahwärmeversorgung der Neubaugebiete »Eichmorgen« in Düdelsheim sowie »Vorm Weides« in Eckartshausen nicht weiterverfolgen, sondern sucht eine andere Linie. Grund ist eine Kostenexplosion. Nach einer Debatte jüngst im Stadtparlament soll sich nun der städtische Bauausschuss mit dem Thema befassen.

Patrick Stürz (SPD) signalisierte Widerstand. Er ging auf den Prüfauftrag seiner Fraktion an den Magistrat aus dem Februar 2020 ein. Dieser beinhaltete, für die beiden Neubaugebiete ein Konzept für die Errichtung eines Nahwärmenetzes zu erstellen: dies in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken.

Politik und Eigenbetriebskommission der Stadtwerke hätten sich, so Stürz, mit großer Mehrheit für die Umsetzung der Nahwärmeversorgung ausgesprochen. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie für einen Energiemix aus verschiedenen Quellen wie beispielsweise Geothermie waren demnach, wie er sagte, vielversprechend.

Auch an die Versorgungssicherheit durch eine Gastherme für die Spitzenlast an besonders kalten Tagen wurde laut Stürz gedacht. Eine »bestimmte Fraktion« aber habe versucht, das Vorhaben zu verhindern.

»Man behauptet sogar, dass ortsansässige Heizungsbauer darunter leiden würden und Schaden nehmen, da keine Aufträge mehr gestellt werden würden, wenn die Nahwärmeversorgung kommen würde.«

Trotzdem verfolgten die Verantwortlichen das Projekt nach Ansicht der Sozialdemokraten weiter »in die richtige Richtung«. Stürz: »Jetzt zu sagen, alles auf null und wieder zurück zum Anfang, kann es nicht sein. Es ist doch völliger Unsinn, jetzt davon abzukommen.«

Bebauungsplan mit Erneuerbaren

Wie Bürgermeister Benjamin Harris (CDU) ausführte, schien ein Nahwärmenetz in beiden Baugebieten zunächst wirtschaftlich interessant. Die Investitionskosten hätten sich mittlerweile allerdings um das 2,6-Fache erhöht. »Das bedeutet für Endabnehmer 47 Cent pro kWh«, schilderte er.

Wie er klarstellte, befürwortet er erneuerbare Energien. »Wir werden im Bebauungsplan erneuerbare Energien festschreiben, egal ob wir ein Nahwärmenetz haben werden oder nicht.« Das Stadtoberhaupt betonte: »Öl- und Gasheizungen wird es in diesem Baugebiet nicht geben.«

Er thematisierte auch, was sinnvoller ist: eine zentrale oder dezentrale Lösung. Bei zentraler Nahwärme könnte es nach Einschätzung der Stadtverwaltung passieren, dass die Wärmeversorgung nicht reicht, wenn alle Bewohner des Baugebiets sie gleichzeitig nutzen wollen.

Bei einer dezentralen Lösung sei das anders. Mit der Vermarktung der Flächen hätte die Stadt nach Worten von Harris schon 2021 beginnen können. Wolle man die angehenden Bauherren zu der teuren Wärme zwingen, bleibe die Kommune nach Ansicht von Harris auf den Grundstücken sitzen.

Susanne Cott (Grüne) plädierte dafür, den Beschlussvorschlag im städtischen Bauausschuss zu erörtern. »Wir sind nicht alle auf dem gleichen Stand an Informationen. Und heute Abend zu sagen ›Wir lassen das Projekt sterben‹ - damit bin ich nicht einverstanden.« Erfolgreich stellte sie einen Überweisungsantrag.

Nach Ansicht von Wolfgang Patzak (FDP) sind die zwei Flächen für die derzeitigen Pläne der Wärmeversorgung zu klein. »Man sollte sich davon verabschieden, sonst dauert es noch länger mit dem Baugebiet«, meinte er. Die bisherige Verzögerung hatte, wie Patzak denkt, großenteils etwas mit der Prüfung des Wärmethemas zu tun.

SPD unterstreicht hohe Förderquoten

Jonathan König (CDU) berichtete von einem kürzlichen Gespräch mit einem Experten eines großen Energieversorgers. »Ich habe ihn gefragt, ob Nahwärme in Düdelsheim und Eckartshausen sinnvoll ist. Er hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt: ›Das rentiert sich bei einem Neubaugebiet dieser Größe nicht.‹«

Dieser Sichtweise widersprach ein weiterer Befürworter. Laut Prof. Dr. Udo Stern (SPD) ist eine »konsequente Umsetzung innovativer und regenerativer Wärmesysteme« zeitgemäß.

Er wies auf die hohen Förderquoten hin, stellte klar, dass es sich lohne, und sprach von »planbarer, verlässlicher und kostengünstiger Versorgung mit regenerativen Energieträgern«. Nur mit Wärmepumpen und Solardächern lässt sich seiner Meinung nach eine bezahlbare Energieversorgung nicht umsetzen.

Gunnar Bähr (Pro Vernunft) brachte einen weiteren Aspekt in die Diskussion: »Wie soll das neue Feuerwehrhaus in Düdelsheim geheizt werden?« Wie er betonte, dürften die Planer diesen Punkt nicht vergessen. FOTO: IHM-FAHLE

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