Stadtbrandinspektor gesucht: Büdinger Feuerwehrspitze bald hauptamtlich?

Die Stadt Büdingen sucht einen neuen Leiter der Feuerwehr. Keiner der Einsatzkräfte stellte sich zur Wahl, als es darum ging, die Nachfolge von Stadtbrandinspektor Stephan Naumann zu übernehmen.
Ein denkwürdiger Abend in der Lorbacher Wolfgang-Konrad-Halle förderte nun zu Tage, was sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hatte: Die Aufgaben an der Spitze der Feuerwehren sind in Büdingen im Ehrenamt nicht mehr zu leisten. Bürgermeister Benjamin Harris, der Magistrat und jede Menge Vertreter der politischen Gremien bekamen vom Wehrführerausschuss einen klaren Auftrag, der auf die Frage hinausläuft: Ist es in der ehemaligen Kreisstadt möglich, einen hauptamtlichen Stadtbrandinspektor einzusetzen?
Die Dramaturgie der Jahreshauptversammlung aller Büdinger Feuerwehren war absehbar. Stephan Naumann (52), seit 13 Jahren SBI, hatte schon im vergangenen Sommer erklärt, für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Auch seine beiden Stellvertreter, Boris Müller und Christian Knaf, machten an vorderster Front Schluss. Nachfolger fanden sich keine. Am 11. Mai kommen die Feuerwehren noch einmal zur Wahl zusammen. Bis dahin bleiben Naumann und Co. kommissarisch im Amt. In den Reihen der Feuerwehr glaubt kaum einer daran, dass innerhalb von acht Wochen etwas gelingen wird, was in den acht Monaten seit Naumanns angekündigtem Rückzug nicht geklappt hat: jemanden zu finden, der als Leiter der Büdinger Feuerwehr ehrenamtlich weitermacht.
Versprechen des Bürgermeisters
»Neben dem eigentlichen Beruf eine Feuerwehr zu führen, ist nicht mehr möglich«, sagt Boris Müller im Gespräch mit dieser Zeitung. Das passt zur Ansprache des SBI, der in Lorbach im Zuge einer Bilanz seiner Arbeit die konstruktive Aufstockung des Hauptamtes in der Verwaltung forderte. »Es muss ein Umdenken erfolgen«, lautete sein Appell ans Rathaus. Dass Bürgermeister Benjamin Harris im Anschluss davon sprach, dass die Aufgaben der Feuerwehr nicht mit einem gewöhnlichen Ehrenamt vergleichbar und die der Spitzenkräfte eben nicht mehr ehrenamtlich zu leisten sind, zeigte der Versammlung, dass es zu Veränderungen kommen wird. »Ich verspreche, dass das Rathaus die Feuerwehr und ihre Leitung künftig stärker unterstützen wird.« Wie das gelingen mag, ließ der Verwaltungschef offen. Dass die Politik dabei keine Rolle spielen darf, dass es »fachliche und sachliche und keinesfalls parteipolitische Entscheidungen« braucht, schrieb Stefan Naumann dem Bürgermeister ins Stammbuch.
Es ist die wichtigste Personalentscheidung, die die aktuelle Strukturreform der Freiwilligen Feuerwehren in der Großgemeinde mit sich bringt. Der Brandschutz muss anders organisiert werden. Noch in diesem Jahr werden neue Stützpunkte in Wolferborn und in Diebach am Haag gebaut. Es folgen moderne Gebäude in Düdelsheim (2025), Wolf (2027) und Eckartshausen (2029). Es braucht neue Fahrzeuge, Equipment und zeitgemäßes Personal- beziehungsweise Einsatzmanagement. Zudem gewinnt der Bevölkerungsschutz mehr und mehr an Bedeutung. Dass in Büdingen der Hochwasserschutz aufgrund der Katastrophe vom Januar 2021 derart in den Fokus gerückt ist, sorgt dafür, dass die Feuerwehr öffentlich ganz anders wahrgenommen wird.
Anforderungen verändern sich
Stephan Naumann und auch Kreisbrandinspektor Lars Henrich ließen in Lorbach keinen Zweifel daran, in welche Richtung es gehen muss. »Die Anforderungen an die Feuerwehr und die gesamtgesellschaftlichen Anforderungen werden sich verändern. Sorgen Sie dafür, dass unsere Einsatzkräfte leistungs- und zukunftsfähig sowie gemeinschaftlich agieren können«, sagte Henrich und richtete sich damit abermals an die politischen Entscheidungsträger.
