1. Startseite
  2. Lokales
  3. Büdingen

Büdinger Familienzentrum unter neuer Leitung: Anke Richter löst May-Britt Weismantel ab

Erstellt:

Von: Laura Eßer

leo_planet_111022_4c
Nach mehr als sieben Jahren hat May-Britt Weismantel (r.) das Familienzentrum »Planet Zukunft« verlassen. Jetzt leitet Anke Richter die Büdinger Bildungseinrichtung. © Björn Leo

Das Familienzentrum »Planet Zukunft« ist in Büdingen längst eine Institution. Neue Leiterin ist Anke Richter. Sie hat May-Britt Weismantel abgelöst, die eine neue Herausforderung sucht.

Vom demografischen Wandel, von einer anhaltend niedrigen Geburtenrate und der Überalterung der Gesellschaft redet in Büdingen kaum jemand mehr. 2008, als das Land die Stadt gemeinsam mit Frankenberg in Nordhessen für das Modellprojekt »Familienstadt mit Zukunft« auswählte, geisterten denkbar düstere Prognosen durch die Flure von Ministerien, Behörden und Rathäusern. Die Geburtenrate lag damals bei 1,36 Kinder pro Frau. Die Hessen würden weniger werden, 2050 sei mit einer Reduzierung der Einwohnerzahl des Bundeslandes auf 5,5 Millionen zu rechnen, was einem Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2003 entspräche.

Seit 2008 jedoch hat sich die Welt massiv verändert. Kriege, Notlagen, Unterdrückung und Perspektivlosigkeit zwingen Menschen zur Flucht. Parallel dazu ist Büdingen als Wohnort zumal für junge Familien attraktiv geworden. Baugebiete werden erschlossen und wachsen, das ehemalige Kasernengelände erfuhr nach dem Kauf der Revikon GmbH 2015 einen regelrechten Boom. Vor diesem Hintergrund hat sich das Familienzentrum »Planet Zukunft« für viele Leute als Anker, als Treffpunkt und als Netzwerkstation etabliert.

»Veränderungen werfen viele Fragen auf. Im Familienzentrum bieten wir den Menschen Antworten«, sagt May-Britt Weismantel, die seit April 2015 im »Planet Zukunft« die Leitung inne hatte. Sie erlebte 2016 das Ende des Modellprojekts, 2017 den Umzug des Familienzentrums von der Vorstadt in die Gymnasiumstraße und die Entwicklung der Gesellschaft in Büdingen hautnah mit. »Wir sind für viele Menschen ein verlässlicher Wegbegleiter. Wir vermitteln, bieten Unterstützung und Möglichkeiten der Begegnung«, sagt die Sozialpädagogin, die für die konzeptionellen, organisatorischen und personellen Belange sowie die Weiterentwicklung des Familienzentrums unter Berücksichtigung des Gesamtkonzepts verantwortlich zeichnete. Zu ihrem Aufgabenbereich gehörten unter anderem die allgemeine Beratung, Kurs- und Veranstaltungsplanung, Personalführung, Organisation der Ferienangebote, Netzwerk- sowie Öffentlichkeitsarbeit. Unter ihrer Leitung gelang dem »Planeten« das Kunststück, die Digitalisierung während der Pandemie in Rekordzeit derart voranzutreiben, dass sämtliche Angebote fortgeführt werden konnten und niemand auf bewährte Hilfen und Beratung verzichten musste.

Noch weiß May-Britt Weismantel nicht, wie es beruflich für sie weitergehen wird, aber den Zeitpunkt, sich zu verändern, hält sie für richtig. »Ich übergebe ein Team, das top aufgestellt ist«, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung, an dem auch ihre Nachfolgerin teilnimmt.

Anke Richter (45), ist Erzieherin, arbeitet seit 23 Jahren in diesem Beruf, seit 2019 im »Planet Zukunft«. Zuletzt agierte sie als stellvertretende Leiterin. Bislang war sie vor allem für die Betreuung und Förderung der Kinder und die Eltern-Kind-Treffs verantwortlich, fungierte als Ansprechpartnerin für Eltern. Bei Veranstaltungen und Ferienangeboten war sie tragende Stütze bei der Umsetzung von kinder- und familienfreundlichen Aktivitäten. Sie wird Ansprechpartnerin für die Eltern bleiben, will in den Treffs den Kontakt zu ihnen aufrecht erhalten. »Die Arbeit mit Familien liegt mir am Herzen. Besonders Menschen aus anderen Kulturen, die in vielen Fällen beschwerliche Wege hinter sich haben, verdienen Unterstützung«, sagt Anke Richter, die in Gelnhausen lebt.

Im Boot bleiben weiterhin die wichtigen Kooperationspartner der städtischen Bildungseinrichtung. Das sind unter anderem der Präventionsrat, das Netzwerk Frühe Hilfen sowie das Alleinerziehendennetzwerk Wetterau, die Arbeitsgemeinschaft Hessische Familienbildung, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und eine ganze Reihe Büdinger Vereine und Institutionen, allen voran die Ehrenamtsagentur. Das Gros der Angebote, vor allem Vorträge, Beratungen, Betreuung und Hilfen, ist kostenlos.

Zu den Stärken des Familienzentrums gehört zweifelsohne die präventive Arbeit. »In den Eltern-Kind-Gruppen wirken wir vom ersten Tag an vorbeugend. Wir vermitteln Werte, zeigen Wege des Zusammenlebens auf und sorgen für Gemeinschaften, die nicht im Verborgenen, sondern mitten in der Stadt agieren«, sagt Anke Richter. Auf den Punkt gebracht heißt das: Das Team des Familienzentrums trägt einen wichtigen Teil zur Stabilisierung der Gesellschaft in Büdingen bei. Die Arbeit, die vor mehr als 14 Jahren in der Vorstadt begann und die das Land in der Projektphase mit fünf Millionen Euro unterstützt hat, sorgt heute mehr denn je für eine Atmosphäre von Familienfreundlichkeit und Familiensinn in der Stadt.

Wie ein Fels in der Brandung

Büdingen wird demnächst die 23 000-Einwohner-Marke knacken. 2011 lebten dort knapp 20 900 Menschen, zehn Jahre später sind es fast 2000 mehr. Während die Stadt mit der Herausforderung, genug Betreuungsplätze in den Kindergärten bereitzustellen, genauso schwer zu kämpfen hat wie der Landkreis, wenn es um adäquate Ausstattung von Schulen geht, wirkt das Familienzentrum wie ein Fels in der Brandung. Dort wird lösungsorientiert und kreativ gearbeitet. Und: »Es gibt viele Büdinger, die richtig was bewegen. Sie sind eine echte Bank«, schwärmt Anke Richter. Die neue Leiterin gehört mit ihrem Elan definitiv dazu.

Auch interessant