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Auch regional lässt sich eine Menge für Wassergerechtigkeit umsetzen

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Von: red Redaktion

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Der Verein »a tip: tap« setzt sich für den Genuss von Leitungswasser ein, um Plastikmüll, CO2 und Geld zu sparen. In Büdingen beteiligt sich unter anderem das Eiscafé Cortina an der Initiative, die auch am Wassertag im Fokus steht. © Björn Leo

Am Mittwoch fand zum 31. Mal der Weltwassertag statt. Nun feiert die Stadt Büdingen zum ersten Mal den Wassertag. Ein Interview mit Jochen Heyermann, dem Betriebsleiter der Stadtwerke.

Ein Zuviel an Wasser kann verheerend sein, wie Büdingen Ende Januar 2021 während des Hochwassers erleben musste. Aber auch ein Zuwenig an Wasser kann bedrohlich sein. »Gemeinsam schneller zum Ziel« ist das diesjährige Thema des Weltwassertages der Vereinten Nationen, die nach Lösungen für die zunehmende Wasserknappheit suchen. Dies nimmt nun Büdingen zum Anlass, sich auch lokal mit dem Thema Wasser auseinanderzusetzen. Wie die Stadt Mitglied der Blue Communities wurde und über den Stand der aktuellen Wasserprojekte, darüber hat diese Zeitung mit Jochen Heyermann, dem Betriebsleiter der Büdinger Stadtwerke, im Interview gesprochen.

Blicken wir noch einmal zurück: Was macht die Stadt Büdingen zur Blue Community?

2011 wurde von der kanadischen Organisation Council of Canadians die weltweite Initiative Blue Communities ins Leben gerufen. Diese ist geprägt von vier Leitgedanken: die Anerkennung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht, das Bekenntnis, das Wasserdienstleistungen in öffentlicher Hand bleiben, der Konsum von Leitungswasser anstelle von Flaschenwasser und die Pflege von Partnerschaften mit internationalen Partnern, um das Recht auf Wasser ausreichend zu sichern. Mittlerweile sind weltweit über 50 Gemeinschaften - Städte, Gemeinden, Körperschaften und Organisationen - per Selbsterklärung beigetreten, die sich dazu verpflichten, diese vier Prinzipien der Community zu unterstützen. Die Stadt Büdingen entschied sich 2021, Mitglied zu werden.

Warum wurde Wasser von den Vereinten Nationen zu einem Menschenrecht erklärt?

Es geht darum, für Wassergerechtigkeit zu sorgen. Der Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Grundversorgung ist leider nicht selbstverständlich. Wasser ist eine begrenzte Ressource, die - vor allem in einer bestimmten Qualität - nicht ausreichend zur Verfügung steht. Etwa ein Viertel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. Dieses Problem wird sich im Zuge des Klimawandels sicherlich verschärfen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren und einen sparsamen Umgang mit Wasser sowie einen gewässerschonenden Umgang mit dieser kostbaren Ressource zu ermöglichen.

Was hat der Büdinger Wald beziehungsweise der Wald im Allgemeinen mit Wasserschutz zu tun?

Das ist Thema eines Vortrags, den Clemens Fischer, Leiter der Revierförsterei Vonhausen, am Büdinger Wassertag halten wird. Er wird einerseits erläutern, inwieweit die trockenen Sommer und geringen Niederschläge der vergangenen Jahre Auswirkungen auf den Wald haben, und andererseits wird es um die Frage gehen, inwiefern der Wald bei der Grundwasserneubildung behilflich ist. Nach meinem Verständnis erfüllt der Wald eine elementare Funktion, da dieser durch den Boden und die Wurzeln das Wasser bindet und somit in der Region hält.

Woher bezieht die Stadt Büdingen ihr Trinkwasser?

Das Trinkwasser stammt ausschließlich aus der Gemarkung Büdingen. Es gibt insgesamt zehn Brunnen, die das Wasser an Büdingens 16 Stadtteile verteilen und den kompletten Trinkwasserbedarf der Stadt decken.

Was kann der einzelne Mensch tun, um Wasser zu sparen?

Im Vordergrund stehen das Interesse und die Sensibilisierung für das Thema sowie die Erkenntnis, dass sauberes Wasser eine kostbare und endliche Ressource ist. Sicherlich gibt es viele einfache Anregungen, die man sich auf unterschiedlichen Kanälen holen kann. Bei meinem Besuch des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums anlässlich des Weltwassertages habe ich folgende Tipps gegeben: während des Zähneputzens und Einseifens das Wasser abstellen, duschen statt baden, eine Start-Stopp-Taste in die Toilettenspülung integrieren, die Spülmaschine und Waschmaschine voll beladen sowie den Garten mit Regenwasser bewässern.

Welche Projekte der Stadtwerke beziehungsweise der Stadt Büdingen beschäftigen sich mit dem Thema Wasser?

Ein wichtiges Anliegen ist das Halten des Niederschlagswassers in der Gemarkung. Das Regenwasser darf nicht schnellstmöglich dem nächsten Bach zugeleitet werden, sondern es sollte versucht werden, das Wasser im Wald oder auf Retentionsflächen - also Rückzugsflächen bei Hochwasser - zu lassen, damit es vor Ort bleibt und nicht bei nächstbester Gelegenheit in die Nordsee fließt. Ein weiteres Ziel ist eine gewässerschonende Landbewirtschaftung.

Die Stadtwerke berät örtliche Landwirte, wieviel Dünger auf Feldern maximal eingesetzt werden sollte, um die Nitratbelastung des Grundwassers möglichst gering zu halten. Ein zusätzliches Vorhaben ist die Verstärkung des Leitungswasserkonsums. In der Schule am Dohlberg sowie am Wolfgang-Ernst-Gymnasium wurden Wasserspender angeschafft, um Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, statt Softdrinks und Flaschenwasser Leitungswasser zu trinken.

Wie stehen Sie dazu, dass Wasser aus dem Vogelsberg in das Rhein-Main-Gebiet abgeht?

Die Stadtwerke und auch die Stadt Büdingen sind nur am Rande in dieses Spannungsfeld involviert, weil weder Wasser aus dem Vogelsberg bezogen wird, da es keinen Anschluss an die Fernwasserleitung nach Frankfurt gibt, noch Wasser in Richtung Frankfurt geliefert wird. Büdingen ist somit hinsichtlich der Wasserversorgung autark.

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