Bombenfund in Friedberg: Neue Details zum Großeinsatz – Corona-Infizierte mussten in Keller

Nach dem Fund und der Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Friedberg am Donnerstag ist nun Zeit, Bilanz zu ziehen. Wie hat die Feuerwehr den langen Abend erlebt?
Friedberg – Die Entdeckung einer amerikanischen 75-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Donnerstag (04.11.2021) die Menschen in Friedberg in Atem gehalten. Wie berichtet, wurde die Bombe am Nachmittag bei Bauarbeiten auf dem ehemaligen Gelände des Autohauses Kuhl in Fauerbach gefunden. Was folgte, waren eine groß angelegte Evakuierung und am späten Abend die Entschärfung der Bombe.
Bombenfund in Friedberg: Den Sprengmeister sollte niemand filmen können
Alles ging gut, dem Sprengmeister sei Dank. Die Menschen, die zwischenzeitlich in der Stadthalle untergebracht waren, durften zurück in ihre Wohnungen. Für die Friedberger Feuerwehr und alle weiteren Helfer war es ein Großeinsatz, der durch das Thema Corona nicht gerade vereinfacht wurde. Außerdem spielte eine Friteuse eine kuriose Nebenrolle; doch dazu später mehr. Am Freitag, dem Tag danach, war Bürgermeister Dirk Antkowiak im Gespräch mit dieser Zeitung voll des Lobes für die mehr als 200 Hilfskräfte und für das Verhalten der Anwohner. »Sehr professionell, sehr diszipliniert«, fasste es Antkowiak zusammen.
Die Einsatzleitung lag bei Stadtbrandinspektor Ingo Wißmer. Das galt natürlich auch für die Zeit nach 23.25 Uhr - zu diesem Zeitpunkt wurde die Sperrung nach Entschärfung der Bombe aufgehoben. Wißmer schilderte am Freitag, wie der Einsatz aus Sicht der Feuerwehr abgelaufen war und welche Besonderheiten dabei zu meistern waren.
Anfangs habe die Feuerwehr auf Wunsch des Sprengmeisters einen Sichtschutz errichtet, für den Fall, dass jemand auf die Idee gekommen wäre, die seine Arbeit zu filmen. Der Zünder der Bombe sei zuvor bei den Baggerarbeiten beschädigt worden, sagte Wißmer. Nach dem Eintreffen des Bombenräumkommandos des Regierungspräsidiums Darmstadt sei relativ schnell klar gewesen, dass die Menschen das Gebiet in einem Umkreis von 250 Metern würden verlassen müssen.
Bombenfund in Friedberg: Mit Bussen und Krankenwagen aus Evakuierungszone gebracht
Die Polizei kam hinzu, ebenso Kreisbrandmeister Matthias Nickel, der dem Stadtbrandinspektor fortan beratend zur Seite stand. Die Stadthalle wurde als Ausweichquartier ausgewählt. Die Polizei fuhr durch die Straßen und machte Lautsprecher-Durchsagen, die Feuerwehr-Einsatzkräfte gingen von Haus zu Haus, um zu kontrollieren, ob wirklich alle Personen der Aufforderung, die Gebäude zu verlassen, gefolgt waren. Niemand habe sich geweigert, teilte der Stadtbrandinspektor am Freitag mit,
Bei der Evakuierung galt es, wie Wißmer berichtete, auch das Thema Corona zu beachten. In besagtem Umkreis von 250 Metern um die Bombe herum wohnen - Stand Donnerstag - nämlich elf Menschen, die nachweislich mit dem Coronavirus infiziert sind. Sie wurden im Keller der Stadthalle untergebracht - also getrennt von den anderen Personen.
Weitgehend mit Bussen waren die Anwohner zur Stadthalle gebracht worden. Laut Wißmer waren 15 bis 20 Menschen in ihrer Mobilität so arg eingeschränkt, saßen beispielsweise im Rollstuhl, dass sie mit Krankenwagen gefahren werden mussten. Bei einer Frau entschied man sich dazu, sie ins Hochwaldkrankenhaus nach Bad Nauheim zu bringen.
Eine kuriose Geschichte, allerdings mit ernstem Hintergrund, gab es außerdem: Ein Mann meldete sich bei der Feuerwehr, weil er vergessen hatte, den Stecker der Friteuse zu ziehen. Wißmer und Nickel fuhren daraufhin zur Wohnung und zog den Stecker. Zwar kurios, aber nicht unwichtig, schließlich wurde damit ein potenzieller Brand verhindert.
Bombenfund in Friedberg: Feuerwehr bis etwa 2 Uhr im Einsatz
Nachdem klar war, dass sich niemand mehr im Umkreis von 250 Metern um die Bombe befand, entschärfte der Sprengmeister den Zünder. Etwa um 23.30 Uhr kam die Nachricht seitens der Polizei: »Dem Kampfmittelräumdienst gelang die kontrollierte Sprengung des Zünders der Weltkriegsbombe. Die Maßnahme verlief nach Plan. Der Sprengkörper stellt für die Bevölkerung nun keine Gefahr mehr dar.«
Für die Feuerwehr dauerte der Einsatz noch etwa bis 2 Uhr. Neben circa 130 Friedberger Kameradinnen und Kameraden waren auch der Einsatzleitwagen 2 aus Echzell, der Abrollbehälter Betreuung aus Bad Vilbel, der Abrollbehälter Evakuierung aus Büdingen und der Erste Betreuungszug des Wetteraukreises vor Ort.