Eine harmonische Verbindung: Gabriele und Martin Janneck, Ali Claudi und Hans-Günther Adam (von links). Foto: Kuck
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LAUTERBACH - „Ich glaube, dass Sie nachher im Tanzschritt hier herausgehen werden“, vermutete Gisela Maria Wittmer, die Präsidentin des Lauterbacher Museumsvereins, bei ihrer Begrüßung im Hohhaus. Und sie sollte Recht behalten, denn dieser Abend von „Musik im Palais“ bot etwas ganz Besonderes. Swing, Blues und ein bisschen Barock – und wer meint, dass das seltsam klingt oder nicht passt, der irrt, es klingt fantastisch. Aus zwei Duos wurde an diesem Abend wieder einmal ein Quartett: das Duo Janneck, Gabriele und Martin Janneck, sowie das Duo Ali Claudi und Hans-Günther Adam, die seit 20 Jahren gemeinsam musikalisch unterwegs sind. Ali Claudi steht seit über 50 Jahrzehnten auf der Bühne und ist ein Pionier der elektrischen Gitarre in Deutschland. Er war und ist ein großes Vorbild für Martin Janneck, und kennt man dessen Musik, so spürt man diese Inspiration.
Zunächst machten Claudi und Adam allein den Auftakt, und kaum saß letzterer an seinem Keyboard und spielte ein paar Töne, so war der Zuhörer direkt im Rhythmus von „The way you look tonight“ gefangen. Perfekt fügten sich Ali Claudis Gitarrenklänge ein, eine wunderbare Harmonie, der man stundenlang zuhören könnte. Bei „Turn me on“ und „Lullaby of Birdland“ wurde aus dem Duo ein Trio, und Martin Janneck spielte mit. Bei diesen beiden Liedern wurde schnell deutlich, dass es an diesem Abend einfach reichte, sich zurückzulehnen und ein wenig zu träumen. „,Lullaby of Birdland’ ist ein Experiment, ich dachte, da würde Bach ganz gut dazu passen“, erklärte Claudi. Und tatsächlich, es passte großartig.
Etwas ganz Besonderes war „Infinite Love“ von der neuen CD des Duos Janneck. Barocklaute und Gitarre sind eine wunderbare Kombination, und einmal mehr wurde die Harmonie von Gabriele und Martin Janneck deutlich, die nur ihre Instrumente benötigen, um alles zu sagen, was wichtig ist.
Auch die nächsten beiden Stücke stammten aus der Feder von Martin Janneck, „Gabriele’s Tune“ und „Konrad’s Tune“, das erste eher langsam und sanft, das zweite eher funky und schwungvoll, beide auf ihre Art aber absolut mitreißend.
Beim alten Blues-Klassiker „Stack O’Lee“ war es wieder ein absolutes Erlebnis, Hans-Günther Adam am Keyboard zuzuschauen: Die Finger flogen, mal die Hände über Kreuz, mal einhändig, mal dicht über die Tasten gebeugt, dazu ein toller Sound.
Nach einer Pause führte der nächste Song an die französisch-spanische Mittelmeerküste, „Jazzenco“, passend zu einem lauen Sommerabend, spanische Rhythmen zum einen, aber auch sanftere Klänge, die an eine Meeresbrise denken ließen.
Wer schon einmal ein Konzert von Martin Janneck besucht hat, der kennt „Lullaby“. Entweder als Solostück, oder begleitet von der Laute, doch an diesem Abend war es noch einmal ein ganz besonderes Hörerlebnis. Durch Claudis ganz eigenen Stil und Adams besondere Art, ein Lied zu untermalen, wurde es beinahe zu einem völlig neuen Lied. Nach „My one and only love“ folgte ein neues Trio, diesmal ohne Keyboard, bei „Like moving clouds“. Beim Zuhören konnte man sich einen weiten blauen Himmel vorstellen, auf dem sich die Wolken bewegen, und man konnte die Weite förmlich spüren.
Mit „Sweet Emma“ von Nat Adderley und „Got you on my mind“ von Eric Clapton, beide ohne Barocklaute, gaben die drei Herren noch einmal alles, bevor mit „Time“, einem wiederentdeckten Stück von Ali Claudi, das große Finale anstand. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Song vergessen hatte. Und dann finde ich ihn auf YouTube wieder. So was muss einem passieren“, schmunzelte Claudi. Ein Glück, dass das Lied wieder aufgetaucht ist, denn es ist einfach toll. Besonderer Höhepunkt war das Lautensolo von Gabriele Janneck. Als endgültigen Absacker gab es noch im Rhythmus „Jump and Jive“ den von Ali Claudi geschriebenen Song „I don’t like you no more“. Die rund 50 Zuschauer dankten es den vier Musikern mit stehenden Ovationen.
Der besondere Reiz dieses Konzertes lag wohl in seiner Vielfältigkeit durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten der Musiker. Mal mit Gesang durch Ali Claudi, mal ohne, selbst geschriebene Stücke von Martin Janneck und Ali Claudi oder alte Klassiker, die völlig neu interpretiert wurden, machten diese Vielfalt aus. Und am Ende des Konzerts zeigte sich deutlich: Musik benötigt kein Label, ob nun Swing, Blues oder Barock, was am Ende zählt, ist, dass die Musik das Herz berührt.