Gefühlvoll und feurig: „Tangoinpetto“ spielen im Gewölbe von Schloss Eisenbach
Dem Tango sagt man bekanntlich eine gewisse Feurigkeit und Leidenschaft nach. Ein passender Auftakt also für die diesjährige Veranstaltungsreihe des Kulturvereins Lauterbach. Trotz der immer noch bestehenden Straßensperrung an der B 275 war der Gewölbekeller im Schloss Eisenbach voll besetzt.
Von Carsten Eigner
„Tangoinpetto“ spielte im Gewölbekeller von Schloss Eisenbach. Foto: Eigner
( Foto: Eigner)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LAUTERBACH - Dem Tango sagt man bekanntlich eine gewisse Feurigkeit und Leidenschaft nach. Ein passender Auftakt also für die diesjährige Veranstaltungsreihe des Kulturvereins Lauterbach. Trotz der immer noch bestehenden Straßensperrung an der B 275 war der Gewölbekeller im Schloss Eisenbach voll besetzt. „Es freut mich, dass ich zum Auftakt auch viele neue Gesichter sehe“, zeigte sich Martin Krauss vom Vorstand des Kulturvereins äußerst zufrieden. Und auch das Geschehen auf der Bühne hielt, was es versprochen hatte.
Mit der Formation „Tangoinpetto“ waren vier vollblütige Profimusiker zu Gast. Das Ensemble besteht aus dem deutschen Akkordeonisten Gerhard Schiewe – zugleich Initiator und kreativer Kopf von „Tangoinpetto“, der österreichischen Violinistin Katharina Wibmer und – der spanischen Cellistin Maria Rita Mascarós Ferrer. Neu im Programm und für die vokalen Akzente zuständig ist seit diesem Jahr die deutsche Schauspielerin und Sängerin Ulrike Hanitzsch.
„Der Tango ist ein trauriger Gedanke, denn man tanzen kann“, so sagte einst einer der bekanntesten Tangokomponisten Enrique Santos Discépolo aus Buenos Aires über den Musikstil, dessen Wurzeln in Argentinien und Uruguay beheimatet sind. In dem mehr als zweistündigen Programm faszinierte „Tangoinpetto“ sein Publikum mit jener besonderen Mischung aus Melancholie und Leidenschaft, die dem Tango eigen ist. Die Lieder erzählten von unerfüllter Liebe, enttäuschten Hoffnungen, vergeblichen Sehnsüchten. Stilecht eröffnete „Tangoinpetto“ den Abend mit „Volver“ (was soviel heißt wie „Rückkehr“) der Tango-Ikone Carlos Gardel. Nicht ohne Grund ist ein Vers aus diesem Tango, „Veinte años no es nada“ („Zwanzig Jahre ist ein nichts“), zum geflügelten Wort in ganz Lateinamerika geworden.
Sehr gefühlvoll klang „Alfonsina y el Mar“ von Ariel Ramirez über die tragische Geschichte einer jungen Frau. Das „Preludio Para La Cruz Del Sur“ erzählt von der Legende vom Kreuz des Südens, das über Buenos Aires als Sternbild in den Nächten hoch am Himmel steht. Auch Nicht-Tango-Fans bekannt und von verschiedenen Bands mehrfach gecovert ist „Hijo de la luna“, das Lied von der Legende vom Kind des Mondes – und hier erntete „Tangoinpetto“ viel Beifall für ihre Interpretation, die der aus dem Autoradio bekannten Fassung bestens den Schneid abkaufte.
Tangos gibt es nicht nur im sonnigen Süden – Kenner wissen: Auch im hohen Norden, in Finnland, gibt es eine Tango-Hochburg. Hier brachte die Formation einen der bekanntesten Vertreter dieser Gattung zu Gehör, „Satumaa“ von Unto Mononen, das mit seinem schwermütigen Gesang vom unerreichbaren Traumland jenseits des Meeres als Archetypus des finnischen Tangos gilt.
Das erste jemals vertonte Tangolied, „Mi noche triste“ von Carlos Gardel, hatte das Quartett natürlich auch im Gepäck. 1916 wurde das Stück, das die Klage des typischen Machos an die untreu gewordene Geliebte besingt, erstmals auf Schallplatte gepresst. Im Zusammenspiel aus Gesang und Instrumentalmusik schaffte es „Tangoinpetto“, die Zuhörer glaubhaft und authentisch in die Welt des echten Tango Argentino zu versetzen. Nach ebenso eindrucksvoller wie verführerischer Klangdemonstration, die nur noch Ulrike Hanitzsch wie eine echte Porteña (nur eben aus Schwerin statt aus Buenos Aires) mit ihrer Vokalakrobatik zu toppen wusste, war klar, dass der Abend nicht ohne einige Zugaben enden konnte.
Der Name war am Ende Programm – das Ensemble hatte stets mehr als nur einen bezaubernden Tango „in Petto“. Und dass während des Abends kein einziges Mal tatsächlich ein Tango getanzt wurde, dürfte nach diesem atemberaubenden Auftritt am Ende gar nicht vermisst worden sein.