Grebenhain: Bürger helfen bei Wiederaufforstung des Gemeindewaldes
„Grebenhain aktiv“ , unter diesem Motto steht die Wiederaufforstung der gemeindlichen Wälder der Gemeinde Grebenhain. Gemeinsames Ziel mit dem Forstamt ist der Waldumbau von reinen Fichtenforsten in artenreiche Mischwälder.
Bürgermeister Sebastian Stang (links) demonstriert den Freiwilligen, wie ein Schutz gegen Wildverbiss errichtet wird. Als gelernter Diplom-Forstwirt kennt sich der Rathauschef damit aus.
(Foto: Stock)
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GREBENHAIN - (gst). „Grebenhain aktiv“ , unter diesem Motto steht die Wiederaufforstung der gemeindlichen Wälder der Gemeinde Grebenhain. Gemeinsames Ziel mit dem Forstamt ist der Waldumbau von reinen Fichtenforsten in artenreiche Mischwälder. Der naturgemäße Waldumbau, von reinen Fichtenforsten in artenreiche Mischwälder, muss möglichst schnell und vielseitig angegangen werden, damit auch die zukünftigen Generationen einen vitalen und vielgestaltigen Wald vorfinden, der mit dem Klimawandel zurechtkommt, sind sich der Grebenhainer Revierförster Thomas Mechler und der Grebenhainer Bürgermeister Sebastian Stang einig. Für diesen Herbst plant das Forstamt mit der Gemeinde, bis zu 20 000 Bäume zu pflanzen, um die Kalamitätsflächen wieder zu schließen.
Mit dabei sein soll auch die Bevölkerung, denn das Pflanzen der unterschiedlichen Baumarten ist eine Seite des anvisierten Zieles, während die andere Seite der Schutz der neu ins Erdreich eingebrachten Baumsetzlinge eine gleich hohe, wenn nicht sogar höhere Priorität haben muss. Denn die Pflanzen können nur überleben, sich zu prächtigem Wuchs entwickeln und sich dann auf natürliche Weise vermehren, wenn sie vor Wildverbiss geschützt werden. Ein hoher Anteil von Rehwild und Rotwild bedroht auch die Wälder im hohen Vogelsberg und dabei besonders jüngere Pflanzen. Deshalb richtet die Gemeinde die Bitte an die Bürger, sich an vier Aktionssamstagen zu beteiligen, bei denen die kürzlich neu gepflanzten Baumsetzlinge vor Wild geschützt werden sollen. Das Motto lautet deshalb: „Viele Hände schnelles Ende“. Am vergangenen Wochenende fand der erste Aktionstag statt, und rund 1500 Bäume konnten dabei mit den entsprechenden Schutzeinrichtungen versehen werden.
Rund 25 Personen fanden sich im Laufe des Tages ein, um sich für die Natur und die gute Sache zu engagieren. Bevor diese zum großen Arbeitseinsatz starteten, wurden sie von Bürgermeister Sebastian Stang, der übrigens Diplom-Forstwirt ist, alle mit den notwendigen Arbeitsschritten vertraut gemacht. Hierbei erläuterte Sebastian Stang, dass die beiden Stützpfähle aus Akazienholz bestünden. „Es ist eines der dauerhaftesten Hölzer die es gibt“, machte er deutlich, dass das Holz wohl nicht so schnell verfaulen wird. Mittels einer Metallramme versuchte er dann, die zwei Pfähle in das Erdreich zu treiben; einer brach dabei, und im zweiten Versuch waren diese dann fest genug im Erdreich versunken. Als Abstand nannte er etwa eine Fußgröße. Dann schob er das Gitternetz aus Plastik über die beiden Pfähle, bevor er dann mittels Kabelbinder das Netz etwa in der Mitte an den Holzpflöcken stramm fixierte. „Auf Schönheit kommt es nicht an“, gab er dann den Helfern mit auf ihren Weg.
Erste Erfahrungen
Diese konnte dann gleich ihre erste Erfahrungen sammeln. Eine Gruppe musste bei den Pflöcken zum zweiten Mal die Ramme nutzen, da diese nicht tief genug eingeschlagen worden waren. Da war es hilfreich, eine Naht auf der Jacke als Messlatte zu nehmen. Anfangs erwies sich das Überstülpen des Netzes als nicht so einfach, aber nach ein paar Bäumen ging es schon viel schneller. Etwas linkisch wirkte am Anfang das Befestigen der Kabelbinder, wurde aber dann immer besser.
Mit dabei auch die Familie Reith aus Crainfeld. Mutter Silke hatte den Vorschlag gemacht, sich an der Aktion zu beteiligen. Alle fanden es eine gute Idee, besonders Sohn Jannes, der sich für Wald und Natur interessiert. Klar, dass Vater André und Tochter Juliana mit dabei waren, und das „Vierergespann“ hatte schon nach wenigen Minuten alle „Kniffe“ drauf, und immer mehr Schutzgitter waren angebracht.
Mutter Sylvia, die mit ihrer Familie in Großauheim wohnt und in Grebenhain an den Wochenenden lebt, hatte die Idee, sich an der Aktion zu beteiligen. Sohn Pascal war natürlich sofort Feuer und Flamme, und auch ihr Nachbar in Grebenhain. Dieser hat sich schon bei „Friday for Future“ beteiligt, und ihm liegt der Naturschutz am Herzen. Man ist gerne in der Natur unterwegs, war aus der Gruppe zu erfahren, und sie versicherten, dass sie Bäume lieben. Etwas abseits hielt sich Daniel, der Bruder von Pascal. Er ist begeisterter Bundeswehrfan und entsprechend bekleidet. Er nutzte den Familientag im Wald auch, er fühlte sich als Beschützer, denn nicht immer sei es im Wald ungefährlich.
Schon etwas dem älteren Semester gehörten Bernhard Steitz und Erwin Langwasser an. Beide sind schon im Ruhestand, engagieren sich schon immer für die Allgemeinheit und sind auch hier dabei; ohne große Worte aber mit einem Lächeln im Gesicht werden es in ihrem Bereich immer mehr geschützte Bäume.
Belegte Brötchen
Mit dabei waren auch Bernd Günther aus Nösberts-Weidmoos mit Ehefrau Petra und Enkelkind Felicitas. „Man muss den Kindern etwas vorleben“, so seine Lebenserfahrung, und das gilt natürlich auch für sein Enkelkind. Dieses war total stolz, als sie im Laufe des Tages ihren eigenen Baum pflanzen konnte, ebenso auch die anderen anwesenden Kinder. Sie will ihren Baum mit einem Schild kennzeichnen und will dann sein hoffentlich tolles Wachstum bei zukünftigen Waldbesuchen erleben. Opa Bernd selbst ist Waldbesitzer und Jagdvorsteher in seinem Wohnort und wird seine Enkelin sicher weiter unterstützen.
Dass es noch belegte Brötchen und Getränke gab, freute ebenfalls alle. Und in frischer Luft zu essen, hat auch seinen Reiz, stellten dabei viele fest.
Sebastian Stang freute sich über die beachtliche Zahl von rund 1500 nun geschützten Bäumen. Einige der freiwilligen Helfer wollen auch beim zweiten Arbeitseinsatz am Samstag, 31. Oktober, wieder dabei sein. Weitere Termine sind am 6. November und 14. November, Treffpunkt jeweils um 8.30 Uhr am Bürgerhaus in Grebenhain. Stang ist gespannt, wieviel Bäume es letztendlich am Ende der Aktion sind, die damit vor Wildverbiss geschützt sind. Da oft im Familienverband gearbeitet und in frischer Luft und im weiteren Abstand ergebe sich auch in Corona-Zeiten die Möglichkeit, etwas für die Zukunft des Planeten zu tun und gleichzeitig etwas zu erleben.
Der Bürgermeister lädt auch die Aktivisten, die gegen den Bau der A49 demonstrieren, zu den noch ausstehenden Terminen ein. Sie könnten jetzt ihren Worten Taten folgen lassen, anstatt lange Staus zu produzieren, die auch nicht umweltverträglich seien.