Schulleiter Thomas Müller, Dr. Christoph Stüber, Patrick Krug und Maximilian Ziegler begrüßen die SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser gemeinsam mit Landrat Manfred Görig (von links).
(Foto: Krämer)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
ALSFELD/VOGELSBERGKREIS - Nancy Faeser, seit vergangenem Jahr „Doppelfunktions-Nachfolgerin“ von Thorsten Schäfer-Gümbel als SPD-Oppositionsführerin im Hessischen Landtag und als Vorsitzende der SPD Hessen, ist am Freitag an mehreren Stationen im Vogelsbergkreis zu Gast gewesen. Klar in der Analyse und konkret in der Sache bezog Faeser Stellung zu den aufgeworfenen Fragen und Darstellungen der aufgesuchten Einrichtungen.
Der Besuch in der Vogelsberger Pflegeakademie in Alsfeld hätte aktueller kaum sein können. Die Pflege leidet an gesellschaftlich-politischen Versäumnissen der Vergangenheit, braucht Lösungen für die Probleme der Gegenwart und vor allem Perspektiven für die Zukunft. Genau dies machte Schulleiter Thomas Müller bei der Vorstellung der Vogelsberger Pflegeakademie, der heimischen Ausbildungsstätte in Sachen Altenpflege, deutlich. Mit am Informationstisch auch Landrat Manfred Görig (SPD) – auch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Trägervereins für Berufsausbildung, gegründet 1984. Damals mit dem Namen: „Änne-und-Konrad-Geisel-Schule“. Als einziger Aufgabenbereich des Vereins für Berufsausbildung sei die Ausbildung in der Altenpflege im Vereinszweck übrig geblieben, informierte Görig. Und fügte hinzu: Der Verein für Berufsausbildung wird auch diese Trägerschaft in nächster Zeit auflösen, um den Weg für die Umstrukturierung der Kranken- und Altenpflegeausbildung freizumachen. Die seither getrennten Ausbildungswege sollen nicht nur zusammengeführt, sondern miteinander verknüpft werden, so Görig. Genau das ist längst überfällig, konstatierte Thomas Müller mit dem Hinweis, dass der Ausbildung und damit dem Beruf der Altenpflegerin (Altenpfleger) eine stärkere Bedeutung beizumessen ist. Die beiden Pflegeschulen im Vogelsbergkreis werden unter einem Dach zusammengeführt. Die Ausbildungsgänge finden in den ersten beiden Jahren gemeinsam statt. Im dritten Jahr erfolgt dann die Spezialisierung in der Altenpflege oder in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege.
Momentan, so Schulleiter Müller, laufe das noch alles getrennt. In der Vogelsberger Pflegeakademie gibt es die dreijährige Fachausbildung für die Altenpflege, eine einjährige Ausbildung als Altenpflegehilfskraft sowie zertifizierte Fort- und Weiterbildung. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation sei der Personalbedarf in den Einrichtungen der Altenpflege enorm gestiegen, und zwar so, dass sogar Schüler direkt in die Pflege einbezogen werden. Die Vogelsberger Pflegeakademie qualifiziere auch für den Bereich der ambulanten Pflege in der Familie Betreuungskräfte in Sachen „Alltagskompetenz“. Damit wurde deutlich, dass das Spektrum der Altenpflege breit aufgestellt ist. Und mit „Linda“ (Lernen in der Ausbildung) werden zusätzlich Personen mit Behinderung in kleinen Schritten in die Altenpflegeausbildung einbezogen. Seit Beginn der Corona-Pandemie seien all diese Ausbildungsmaßnahmen ins Stocken geraten, weil einerseits nicht mehr in der notwendigen Klassenstärke unterrichtet werden könne, andererseits auch für den virtuellen Unterricht die technischen Voraussetzungen fehlten. „Wir müssen mehr oder weniger improvisieren und hoffen, unsere Kapazitäten dann auch halten zu können“, sagte Müller. Derzeit werden 104 Schüler unterrichtet. Davon 83 in der Altenpflege und 21 in der Altenhilfe. Weitere zehn in Betreuungshilfe für den ambulanten Pflegebereich.
Schulleiter Müller berichtete darüber hinaus, dass unter den Schülern auch ausländische Mitbürger sind, die von den Einrichtungen angeworben wurden. Hier gebe es aber große Schwierigkeiten in Sachen Ausbildung, Beschäftigung und damit Integration. Die geringe Ausbildungsvergütung reiche nicht aus, um das „Gesamtpaket“ im Anerkennungsverfahren finanziell abzusichern. Hier seien zusätzliche Hilfestellungen über die einschlägigen Vorschriften und Gesetze gefragt, wenn damit eine personelle Steigerung in der Pflege mittelfristig durch die Anwerbung im Ausland erfolgreich sein soll.
Kritisch sieht Müller die Umsetzung der Möglichkeiten aus dem Digital-Pakt des Bundes. Die Pflegeakademie in Alsfeld habe davon noch nicht profitieren können. Das müsse sich ändern. Landrat Görig stellte mit der Umstrukturierung und dem Anbau an die bestehenden Räumlichkeiten am Ringofen 17 (ehemaliges BGS-Gelände) auch eine technische Erneuerung in Aussicht. Die Ausbildung auf gleichem Niveau sei auch eine Voraussetzung dafür, dass letztlich in der Konsequenz die Unterschiede in der Vergütung von Altenpflege und Krankenpflege der Vergangenheit angehören sollten. Das fange bereits bei der Ausbildungsvergütung an. Und auch in der Zugangsvoraussetzung sollte umgedacht werden, meinte Müller. Nicht allein der Schulabschluss sollte ausschlaggebend sein, wichtig sei auch eine „individuelle Sozialkompetenz“. Die SPD-Landesvorsitzende Faeser hörte zu und notierte sich insbesondere die letzten Ausführungen von Müller und Görig. Während der Diskussion betonte sie, dass man sich um eine Novellierung in dieser Hinsicht bemühen wolle.
Ehrenamt Feuerwehr
Bei einem weiteren Stop in Angersbach erwartete Nancy Faeser nicht nur Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann (SPD), sondern vor allem die Feuerwehren aus Landeshausen und Angersbach. Brandschutz, Hilfeleistungen und das Ehrenamt waren Gesprächsthema. Gekommen war auch Birgit Kömpel, ehemalige Bundestagsabgeordnete der SPD und der SPD-Vorsitzende Rainer Gröger. Die ehrenamtlichen Brandschützer sorgen für Sicherheit und gewähren Hilfeleistungen Tag und Nacht, stellte Dahlmann fest. In Wartenberg sei man mit zwei Feuerwehren in Landeshausen und Angersbach gut aufgestellt. Die Politik sei in der Pflicht für eine gute Ausrüstung und Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehren zu sorgen. Mit welchen Kosten eine gute Ausrüstung verbunden ist, wurde beim Rundgang durch die Hallen der Brandschützer deutlich. 650 000 Euro kosten die drei Fahrzeuge – Einsatzleitwagen, LF 10 und Hilfeleistungs-Fahrzeug –, erläuterten die Wehrführer Swen Schröter (Landenhausen) und Wolfgang Schweiger (Angersbach). Dazu kommen noch Eigenleistungen durch die Feuerwehrmitglieder. Insgesamt habe die Feuerwehr Wartenberg sieben Einsatzfahrzeuge, davon vier Angersbach und drei in Landeshausen. In der Gesprächsrunde lobte Faeser grundsätzlich die Tätigkeit der Feuerwehr, die eigentlich den Brandschutz als staatliche Aufgabenstellung wahrnehme. Daher sei die Förderung für Gerätschaften, Ausrüstung und Ausstattung aus landesmitteln mehr als gerechtfertigt. Faeser wisse, wovon sie spreche, da sie selbst Mitglied der Feuerwehr in ihrem Wohnort Bad Schwalbach sei. Darüber hinaus sei sie auch dort noch in der Stadtverordnetenversammlung kommunalpolitisch aktiv. Die Feuerwehrleute aus Landeshausen und Angersbach gaben der SPD-Politikerin mit auf den Weg, sich um die Verbesserung des Images der Feuerwehr zu kümmern. Die Feuerwehrarbeit und damit Sicherung von Brandschutz und Hilfeleistung müsse stärker und vor allem früher ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Schulen sollten im Unterricht über das Aufgabenfeld Feuerwehr informieren. Darüber hinaus müsse die Zusammenarbeit aller Rettungsdienste – und zwar kreisübergreifend – verbessert werden. Beispiele von „Überschneidungen beim Einsatz“ müssten die Ausnahme bleiben.