Samstag,
23.01.2021 - 00:00
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„Alte Neuigkeiten“ und zweites Gutachten
ALSFELD/VOGELSBERGKREIS - (red). Die Kreistagsfraktionen von FDP und Linken äußerten sich zur Zukunft des Alsfelder Kreiskrankenhauses. Auf „alte Neuigkeiten“ zum Krankenhaus weist der Fraktionsvorsitzende der Linken im Kreistag, Michael Riese, in einer Pressemeldung hin. „Manchmal kommen in der Politik bestimmte Dinge erst nach vielen Jahren in aller Klarheit auf den Tisch“, merkt er zur Sitzung des Vogelsberger Hauptausschusses an. Seine Nachfrage bei dieser Ausschusssitzung zum Thema des Krankenhauses, warum die Kosten eines Neubaus jetzt bei 65 Millionen Euro lägen und beim Gutachten 2012 bei 27 Millionen Euro, habe ergeben, „dass man vor dem Hintergrund der Fusionsverhandlungen mit dem Klinikum Hersfeld Alsfeld nur als Portalkrankenhaus geplant habe, und das mache wesentlich die kalkulierten Kosten aus“, berichtet Riese. Portalkrankenhaus bedeute, „dass die Patienten, wie in einer Drehtür von Alsfeld zur Behandlung nach Hersfeld transferiert werden sollten. Für eine solche Degradierung des Behandlungsangebots wäre beim Neubau etliches zu reduzieren gewesen“. Das erkläre hauptsächlich die niedrige Bausumme. Bekanntlich sei es anders gekommen, die Fusionsbemühungen scheiterten. Anders als die damals vom Landrat und der SPD heraufbeschworenen Untergangsszenarien für das Krankenhaus, für den Fall, dass es keine Fusion gäbe, „kommt das kleine Krankenhaus ganz gut auch alleine klar“, betont Riese. Eben dies habe die Linke schon damals gemeint.
Weiteres Gutachten
Die Kreistagsfraktion der Freien Demokraten stellt indes klar, dass sie sich uneingeschränkt zum Krankenhausstandort Alsfeld in kommunaler Trägerschaft bekennt. Dabei sprechen nach bisheriger Datenlage jeweils gute Gründe sowohl für den Neubau, als auch für die Sanierung des Hauses im Bestand, erläutert Fraktionsvorsitzender Mario Döweling. „Die Vorteile einer Sanierung im Bestand liegen eher im finanziellen Bereich, da der Landkreis hier Bauabschnitte bilden kann und je nach Finanzlage umsetzen“, so Döweling. Leider blieben nach wie vor viele Detailfragen offen, auch nach dem im Haupt- und Finanzausschuss des Kreistages vorgelegten Gutachten. Deshalb spreche sich die FDP dafür aus, zunächst die unbedingt erforderlichen Baumaßnahmen zur Weitererhaltung des Krankenhausbetriebes vorzunehmen. Diese seien unstrittig und würden sowohl bei einem Neubau, als auch bei einer Sanierung des Hauses anfallen. Des Weiteren fordert die FDP, das komplette Gutachten der Beratungsfirma vorzulegen, da auch die technischen Details zum Zustand des Kreiskrankenhauses von Interesse seien. Wie im Haupt- und Finanzausschuss des Kreistages bekannt geworden ist, sei den Kreistagsabgeordneten lediglich eine verkürzte Fassung vorgelegt worden. „Wir fordern ein zweites Gutachten einer anderen Beratungsgesellschaft aus dem Gesundheitssektor, das die Varianten Neubau oder Sanierung im Bestand prüft“, so Döweling. „Kein Privatmann würde ein solches Bauprojekt auf einer solch dünnen Datenbasis angehen, sondern sich immer ein zweites Angebot einholen, bevor er so eine wichtige Entscheidung trifft, die den Landkreis auf Jahre finanziell belasten wird“, ärgert sich der Fraktionsvorsitzende. Generell seien die Vorbereitung und die Vorlage von Dokumenten für den Kreistag durch den Landrat lückenhaft. Die FDP fordert deshalb die Vorlage detaillierter Berechnungsmodelle für beide Varianten, sowie die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Neueinrichtung einer Geburtenstation, die alle rechtlichen und finanziellen Aspekte würdigt. Nach Vorlage dieser Dokumente soll die Entscheidung im Herbst fallen. Offensichtlich solle davon abgelenkt werden, dass die Koalition aus CDU und SPD das Thema jahrelang verschlafen habe. Dennoch könne es nicht sein, dass der Landkreis und damit der Steuerzahler nun die Zeche zahlen müsse und eine überhastete und lückenhafte Planung.