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Reiselust nach Corona: Reisebüros haben wieder viel zu tun

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Bei den Reisezielen sei Deutschland nicht mehr so gefragt, wie noch während der Hochzeit der Corona-Pandemie, berichten Reiseexperten aus der Region. Spanien, Griechenland und die Türkei stünden aktuell hoch im Kurs. SYMBOL © Imago Sportfotodienst GmbH

Die Folgen der Corona-Krise trafen auch die Reisebranche hart. Viele Reisebüros kämpften ums Überleben. Das hat sich inzwischen geändert. Die Menschen wollen wieder Urlaub machen - vor allem im Ausland.

Die Reisebranche erholt sich von den Folgen der Corona-Pandemie. Das ist zumindest das Ergebnis einer Nachfrage dieser Zeitung in heimischen Reisebüros. Die Zeit zwischen dem Jahreswechsel und März ist die Hauptbuchungsphase für die Sommersaison. Die Kunden sollten günstige Frühbucherpreise nutzen, lautet ein Tipp der Reiseexperten.

»Das Geschäft läuft recht gut«, sagt Patricia Schäfer vom Reisecenter Altenstadt. Allerdings sei es noch etwas zu früh, um eine Prognose für das gesamte Jahr zu wagen. Optimistisch ist Jens Becker. »Wir waren 2022 generell wieder auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019«, betont der Reiseunternehmer. Becker betreibt in Gießen und Marburg zwei Reisebüros. Er war viele Jahre in Schotten präsent, wohin er durch zahlreiche Kunden noch immer Kontakte hat. »Die Nachfrage ist wunderbar. Wir kommen manchmal kaum nach mit den Anfragen und Wünschen unserer Kunden«, freut sich Becker.

Deutschland nicht mehr so gefragt

Auch Michaele Tschajenski, Geschäftsführerin des Thomas Cook Reisebüros in Lich mit einer Filiale in Nidda, ist angetan von der Reiselust nach Corona. »Wir sind schon fast wieder auf dem Stand von 2019«, berichtet sie. Die Kunden könnten jetzt von Rabatten der Reiseveranstalter profitieren, wenn sie sich schnell für eine Reise entschieden. Das sei insbesondere für Familien mit Kindern interessant. »Familien planen gewöhnlich über einen längeren Zeitraum. Da lassen sich Vergünstigungen jetzt gut ausnutzen.«

Insgesamt sei der Markt derzeit sehr dynamisch. »Preise verändern sich schnell. Ein guter Tagespreis kann in einer Woche schon viel teurer geworden sein. Das lässt sich nicht kalkulieren. Das ist einfach so«, sagt Tschajenski. Ihr Rat: sich schnell entscheiden. »Wenn man meint, ein günstiges Angebot zu haben, sollte man buchen. Denn es wird nicht mehr günstiger«, ist sich die Expertin sicher.

Bei den Reisezielen sei Deutschland nicht mehr so gefragt, wie noch zur Hochzeit der Corona-Pandemie. »Die Menschen haben gesehen, dass Deutschland viele schöne Ecken hat. Aber jetzt wollen sie wieder weiter weg«, sagt Tschajenski. Das bestätigen auch Patricia Schäfer und Jens Becker.

In Europa seien die klassischen Ziel gefragt, etwa Spanien oder Griechenland, sagt Michaele Tschajenski. Die beiden Länder nennt auch Patricia Schäfer, außerdem stehe die Türkei hoch im Kurs. Bei Familien sei eine kinderfreundliche Infrastruktur ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Urlaubsortes. »Ganz wichtig ist, dass sich Kinder beschäftigen können. Wenn zum Beispiel eine Rutsche da ist, kommt das gut an. Auch Animation ist gefragt. Die Kinder fordern das ein. In welcher Stadt oder Region das ist, ist letztlich egal. Hauptsache, es findet statt«, berichtet die Reiseexpertin.

Allerdings seien die Preise »exorbitant gestiegen«. Das führe zu Überraschungen. »Die Steigerungen machen in unserer Branche meist gleich mehrere Hundert Euro aus. Das ist drastischer als zum Beispiel beim Bäcker. Vielen gibt das zu denken, aber gebucht wird trotzdem.«

Auch Patricia Schäfer legt den Kunden ans Herz, früh zu buchen. »Viele Reisen werden zwar nicht mit einem Frühbucherrabatt ausgewiesen, aber je früher man sich entscheidet, desto größer ist die Auswahl an Zielen und günstigen Preisen. Wer zögert, für den wird es in der Regel teurer.«

Weniger Flüge, fehlendes Personal

Die Mitarbeiterin des Altenstädter Reisebüros verweist auf einen Baustein beim Abschluss einer Buchung, die Flexoption, die man dazubuchen könne und die für die Corona-Zeit entwickelt worden sei. »Damit kann man die Reise bis 14 Tage vor dem Antritt noch stornieren. Das gibt den Kunden Sicherheit. Wenn sie sich die Reise im Laufe des Jahres wegen anderer finanzieller Belastungen nicht mehr leisten können, ist ein Rücktritt möglich.« Die Flexoption sei zudem günstiger als eine Reiserrücktrittsversicherung.

Für Jens Becker spielen die Preise derzeit noch eine eher untergeordnete Rolle. »Preissteigerungen schlagen noch nicht im hohen Maß durch, weil die Reiseveranstalter ihre Kalkulationen häufig noch vor der Krise mit ihren Teuerungen vorgenommen haben. Das wird sich wahrscheinlich im kommenden Jahr erst verstärkt bemerkbar machen«, prognostiziert er.

Der Reisefachmann spricht vielmehr von Kapazitätsproblemen. Es gebe weniger Flüge, Flugzeiten würden kurzfristig geändert. Das bereite den Urlaubern Probleme. Und viele Hotels hätten kaum noch Personal. »Das ist ein weltweites Phänomen«, sagt Jens Becker. VON STEFAN WEIL

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