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Bares für Rares (ZDF): „Schock-Gebot“ für Viegener-Bild - viele Werke als „Entartete Kunst“ zerstört

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Experte Colmar Schulte-Goltz war bei bei „Bares für Rares“ im ZDF sehr angetan von dem Bild von Eberhard Viegener.
Experte Colmar Schulte-Goltz war bei bei „Bares für Rares“ im ZDF sehr angetan von dem Bild von Eberhard Viegener. © ZDF

„Schock-Gebot“ für ein Bild von Eberhard Viegener in der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter: Werke des Künstlers aus Deutschland waren im Nationalsozialismus als „Entartete Kunst“ zerstört worden.

Köln/Pulheim - In der Folge der beliebten ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Horst Lichter, die am 24. Januar 2023 ausgestrahlt wurde, brachten die Brüder Klaus Dieter und Cristian Angott aus Nordrhein-Westfalen ein farbenfrohes Kunstwerk des Malers Eberhard Viegener zum Verkauf in das Walzwerk in Pulheim bei Köln.

Bares für Rares (ZDF): „Schock-Gebot“ für Bild - Werke als „Entartete Kunst“ zerstört

Viele Werke des Künstlers waren traurigerweise in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland als „Entartete Kunst“ zerstört worden. Wenige Tage vor dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar überraschte am Ende Händler Wolfgang Pauritsch mit einem „Schock-Gebot“.

So nannte es der „Bares für Rares“-Händler aus Oberstaufen zumindest selbst. Nachdem jüngst bei „Bares für Rares“ im ZDF ein Händler zur Reinigung eines gerade gereinigten Gemäldes geraten hatte, wurde in der TV-Trödel-Show nun also erneut ein Gemälde angeboten.

Es handelte sich um ein Werk des Malers Eberhard Viegener mit dem Titel „Haardorf im Frühling“. Laut Angaben des Künstlers auf der Bild-Rückseite ist ein Dorf „Auf der Haar/Möhne“ zu sehen. Der Haarstrang ist ein „Höhenzug von Brilon bis nach Essen“. Die Möhne ist ein Zufluss der Ruhr. Damit zeigt das Werk die Heimat von Eberhard Viegener (1890-1967).

Der deutscher Expressionist und Vertreter der Neuen Sachlichkeit wurde in Soest geboren und starb in Ense-Bilme im Sauerland, wo er seit 1920 auch lebte. „Das aber ein hübsches kleines Dorf“, fasste Horst Lichter, dem jüngst ein Gemälde eines Künstlers aus der Münchner Schule sehr gefallen hatte, seinen ersten Eindruck in Worte.

Die expressionistischen Werke von Eberhard Viegener galten den Nazis als sogenannt „entartet“. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ viele Kunstwerke von ihm beschlagnahmt - unter anderem aus der Nationalgalerie (Kronprinzen-Palais) und dem Kupferstichkabinett Berlin, dem Museum Folkwang Essen und der Kunstsammlungen der Universität Göttingen.

Etliche seiner Werke wurde zerstört. Darunter beispielsweise die Tafelbilder „Westfälisches Bauernhaus“ , „Bergpredigt“ und „Der Blinde“ sowie das Aquarell „Drei blaue Frauen“ und die Druckgrafiken „Erinnerung an die Hochzeit von Christian Rohlfs und Helene Vogt“, „Passion“, „Sauerland“, „Sonnenaufgang“, „Feldarbeit“ , „Kreuzigung“, „Christuskopf“ und „Prophet“.

Farbenfroh, dynamisch, freundlich - das waren die Attribute, mit denen Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz aus Essen bei „Bares für Rares“ das in der Trödelshow angebotene Bild von Eberhard Viegener eingangs seiner Expertise beschrieb. Laut dem Experten für Malerei habe der Künstler ein sehr großes Angebot an Stilen gehabt.

Ich versuche es mit einem Schock-Gebot.

Händler Wolfgang Pauritsch

Das Bild sei besonders wertvoll in der Art, wie der Künstler die Farben auf die Fläche gebracht habe - in diesem Fall auf eine Hartfaserplatte. Der Kunsthistoriker erläuterte, dass Eberhard Viegener den Pinsel spachtelartig eingesetzt habe, um das farbenfrohe Haarstrang-Bild zu schaffen.

Das signierte Bild entstand 1957. Trotz des nicht so guten Zustands des Werkes (im Originalrahmen) des „sehr gesuchten Künstlers“ schätzte Colmar Schulte-Goltz den Wert auf 1500 bis 1800 Euro. Doch erbrachte das Bild am Ende einen vierstelligen Betrag? Jüngst hatten die „Bares für Rares“-Händler schließlich schon einen Bauhaus-Künstler nicht zu schätzen gewusst.

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Im Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda dieses Mal nicht mit dabei war, begutachtete zunächst Julian Schmitz-Avila aus Bad Breisig das Bild von Eberhard Viegener. „Ein sehr leuchtendes Bild. Enorme tolle Farben“, erklärte dann Wolfgang Pauritsch. Von 600 Euro gingen die Gebote schnell bis auf auf 2200 Euro, wobei alle fünf Händlerinnen und Händler mitboten.

Dann der Moment von Wolfgang Pauritsch. „Ich versuche es mit einem Schock-Gebot“, warf der Auktionator aus dem Allgäu ein. Er bot 2500 Euro - und bekam daraufhin den Zuschlag. Er sei „schockverliebt“ gewesen, erläuterte Wolfgang Pauritsch. „Wir freuen uns mächtig“, sagten die beiden Verkäufer am Ende zufrieden.

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