Täglich Apfelwein trinken: Das passiert mit Ihrem Körper

Wer sich das Trinken zur Gewohnheit macht, kann in eine Sucht abrutschen. Jeden Tag Apfelwein trinken: Was sind die Folgen?
Frankfurt - Jeden Tag Alkohol trinken ist ungesund, das ist mittlerweile bekannt. Aber gibt es Ausnahmen? Was ist mit dem berühmten Glas Wein am Abend? Und ab wann wird aus Gewohnheit eine Sucht?
Martin Heil von der Kelterei Heil in Weilmünster kennt sich aus mit allen Arten von Apfelwein. Die deutsche Variante ist komplett durchgegoren, daher recht sauer und hat etwa 6 Prozent Alkoholanteil. Der französische Cidre und der britische Cider sind süßer und haben weniger Alkohol.
„Es gibt keinen risikofreien Alkoholkonsum“ - Apfelwein am Abend
„Apfelwein ist wohl bekömmlicher als Bier, weil er weniger Kalorien hat und die Verdauung fördert. Ein alkoholisches Getränk ist allerdings nie gesund. Dass das berühmte Glas Wein am Abend gesund ist, ist Wunschdenken von Weinliebhabern“, sagt Martin Heil im Interview mit der FNP. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, mindestens zwei Tage in der Woche komplett auf Alkohol zu verzichten.
Prof. Dr. Falk Kiefer ist Experte für Suchtforschung an der Universität Heidelberg und leitet die Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Er sagt im Gespräch mit der FNP: „Es ist wichtig zu wissen, dass es keinen risikofreien Alkoholkonsum gibt. Wir sollten Jugendlichen zeigen, dass Menschen auch feiern können und fröhlich sein, ohne dass Alkohol dazugehört.“
„Meistens macht der Alkohol erst die Probleme“ - Alkohol als Einstiegsdroge
Laut Prof. Dr. Kiefer merken viele von Sucht Betroffene gar nicht, dass sie ein Problem haben. Die meisten rutschen aus einem ganz normalen Alltag in die Abhängigkeit. „Meistens macht der Alkohol erst die Probleme.“
Alkohol ist in Deutschland auch Einstiegsdroge. Jugendliche merken schnell, dass sie ihre Stimmung verändern können und ihr Gehirn manipulieren. „Oft ist diese Erfahrung ein Einstieg, der auch das Interesse, das Gleiche mit anderen Substanzen zu probieren, weckt. Da ist eine Schwelle überschritten.“ Viele Menschen trinken aber eben nur ihr eines Glas Wein am Abend. Gesünder wäre es, es nicht zu trinken, aber wenn es bei einem Glas bleibt, sind die Folgen laut Kiefer überschaubar. Das gilt auch für Apfelwein.
Auswirkungen von einem puren Liter Apfelwein - Alkohol schädigt die Gesundheit
Prof. Dr. Kiefer erklärt die Auswirkungen von einem puren Liter Apfelwein am Tag: Apfelwein hat 5 bis 7 Prozent Alkoholanteil, ein Liter hat also etwa 40 bis 50 Gramm Alkohol. Diese Menge täglich konsumiert verachtfacht das Risiko einer Leberzirrhose, verdoppelt das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt und verdoppelt das Risiko zum Beispiel für Brustkrebs.
Es sei daher wichtig, dass schon Jugendliche lernen, verantwortungsvoll zu konsumieren, damit aus Spaß und Genuss nicht eine verhängnisvolle Abhängigkeit wird.
Nationalgetränk Apfelwein - Produktionsmenge in den Keltereien steigt
Zum Hintegrund: Mehr als vier Liter „Stöffche“ pro Hesse haben die fünf größten Apfelweinkeltereien des Landes im Jahr 2021 rein rechnerisch produziert. Wie das Statistische Landesamt zum Welt-Apfelwein-Tag im vergangenen Sommer mitteilte, lag die Gesamtmenge Apfelwein bei 27,5 Millionen Liter. Das waren rund 350 000 Liter mehr als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Der Wert des 2021 hergestellten Apfelweins lag bei 26,8 Millionen Euro.
Apfelwein gilt zumindest im Süden des Bundeslandes als Nationalgetränk, liebevoll auch „Stöffche“ genannt. In Hessen leben rund 6,3 Millionen Menschen.