WETTERAUKREIS - (kni). Wer aus Ortenberg, Nidda oder Florstadt häufig nach Frankfurt oder in den Vordertaunus pendelt, kann bald aufatmen. Die engen und oft verstopften Ortsdurchfahrten von Wöllstadt südlich von Friedberg bleiben den Pendlern künftig erspart. Denn die neun Kilometer lange Ortsumfahrung der B3 von Ober- und Nieder-Wöllstadt ist weitgehend fertig. Auch die B45 westlich von Ilbenstadt wird an die neue Schnellstraße angebunden. Die Eröffnung der Trasse wurde allerdings am Freitag vom 21. Juli auf Mitte August verschoben.
Der historische Moment war eigentlich für den nächsten Freitag um 11 Uhr geplant. Dann sollte die seit Jahrzehnten geplante und seit 2012 im Bau stehende Umgehungsstraße auf der Anhöhe zwischen Friedberg und Ober-Wöllstadt freigegeben werden. Doch nun luden die Bau-Koordinatoren von der bundeseigenen Firma Deges den Staatssekretär Rainer Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium und die Landesministerin Lucia Puttrich aus. Sie können wohl erst zwischen dem 14. und 18. August das rot-weiße Flatterband durchschneiden und auf die nagelneue Bundesstraße anstoßen. Zu viele Restarbeiten seien noch offen, sagte Projektleiterin Andrea Prangen. Auf vielen Stellen der Trasse sind noch Bagger, Radlader und Asphaltier-Maschinen unterwegs. Die Bitumenmischung kommt übrigens aus dem Basalt-Steinbruch der Firma Nickel in Unter-Widdersheim.
- DIE NEUE BUNDESSTRASSE 3
Gut vier Jahrzehnte lang wurde die Umgehungsstraße der B3 für Wöllstadt diskutiert. Erst Bürgermeister Alfons Götz brachte ab der Jahrtausendwende konkrete Planungen in Gang. Der erste Spatenstich war im November 2012. Ab dem 21. Juli werden dann täglich 20 000 und mehr Fahrzeuge einen Bogen um die 6200 Einwohner von Ober- und Nieder-Wöllstadt machen. Die schnelle Nord-Süd-Achse parallel zur Autobahn wird damit um 9,1 Kilometer nach Süden verlängert. Die Autofahrer gewinnen Zeit, und der Bundesverkehrsminister verliert rund 45 Millionen Euro für den gut fünf Jahre dauernden Bau. Geopfert wurden dafür auch rund 30 Hektar besten Ackerbodens.
Die neue Nord-Süd-Achse windet sich in einer langen S-Kurve östlich um Ober-Wöllstadt und westlich um Nieder-Wöllstadt herum. Zwischen beiden Ortsteilen ist die Anbindung an die B45 entstanden. Die wird ab dem 21 Juli von Ilbenstadt kommende Autos über eine neue Bahnbrücke nördlich um Nieder-Wöllstadt herum nach Friedberg oder Karben führen.
Autofahrer, die auf der B3 von Karben nach Friedberg und weiter in den Norden und Osten wollen, werden automatisch auf die neue Strecke geleitet. In kürzester Zeit kommen sie auf die Anhöhe vor dem Gewerbegebiet Süd in Friedberg. Wer allerdings von Okarben in die Straßen von Nieder-Wöllstadt strebt, hat in den nächsten drei Monaten längere Wege. Die Anbindung ist noch nicht fertig. Nach Nieder-Wöllstadt kommt man über die neue B3 in einem weiten Bogen, zwischen den Ortsteilen hindurch. Erst kurz vor Ilbenstadt kann man die neue B3 verlassen und dann über die Ilbenstädter Straße nach Nieder-Wöllstadt fahren.
Pendler aus dem Raum Altenstadt können die A5 im Herbst für drei Monate nicht über den Rosbacher Stadtteil Rodheim erreichen. Denn die Bauarbeiter sperren in dieser Zeit die L3204 zwischen Rodheim und dem Südrand Nieder-Wöllstadts, um die Anbindung an die neue B3 zu bauen. Die Alternativroute zur Autobahn-Auffahrt Friedberg verläuft über Friedberg und die B455. Weil dort die Autobahnbrücke saniert wird, ist freilich die Fahrt von Köppern und von der Autobahn aus nördlicher Richtung nach Friedberg noch bis Mitte August gesperrt. Die Umleitung ist zehn Kilometer lang.
Wer von Ilbenstadt zur Autobahn will, muss sich ab Mitte August nicht mehr durch Wöllstadt quälen und dann über die K11 fahren. Die Anbindung der B45 führt die Autos auf die neue B3. Wer dann nördlich in Richtung Friedberg fährt, ist schnell auf der B455 in Richtung Rosbach und Autobahn. Die Fahrt über Ober-Wöllstadt wird umständlicher. Denn die Anbindung von der neuen B3 an die alte Strecke zwischen beiden Ortsteilen wird erst Anfang 2018 fertig. Die Ortsdurchfahrten werden verkehrsberuhigt und schmaler.
Bislang ist die Kreisstraße 11 von der Autobahn über Ober-Wöllstadt ein Einfallstor für den West-Ost-Verkehr über Friedberg-Süd in die nordöstliche Wetterau. Das wird vorerst so bleiben, denn nach Norden führende Gießener Straße in Ober-Wöllstadt bleibt noch unangetastet. Der tägliche Nachmittagsstau für die nach Hause strebenden Pendler auf der Homburger Straße wird sich auflösen. Denn die Links-Abbiegung auf die Gießener Straße Richtung Friedberg hat künftig Vorfahrt. Die Gießener Straße im alten Kern Ober-Wöllstadts kann frühestens 2019 verkehrsberuhigt werden, so Bürgermeister Adrian Roskoni. "Wir sind gerade in den Vorplanungen." Der Kreis als Besitzer der hier von der B3 zur K11 abgestuften Straße strebt freie Fahrt in der engen Durchfahrt an. Der Bürgermeister plant dagegen zwei Engstellen und für die Fußgänger erstmals einen Bürgersteig. 2018 werden Verkehrszählungen an der Gießener Straße stattfinden, so Roskoni. Und wenn dort zu viele Lastwagen fahren, sei ein Nachtfahrverbot oder gar ein komplettes Verbot für Autos über 7,5 Tonnen machbar. Die "alte" B3 von Ober-Wöllstadt nach Friedberg soll im Frühjahr 2018 enger werden und auf der Westseite einen Radweg bekommen.
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